Die norddeutsche Moderatorin Anke Harnack, die lange für das NDR-Regionalmagazin „Hamburg Journal um 18 Uhr“ arbeitete, blickt äußerst kritisch auf ihre Zeit bei der TV-Sendung zurück.
Dem „stern“ gab sie jetzt ein Interview und berichtet von ihren Erfahrungen beim NDR.
NDR: ehemalige Mitarbeiterin packt aus
Immer wieder gab es Themen, „bei denen im Hintergrund PR-Agenturen maßgeblich mitwirkten“, sagt Harnack im „stern-Interview“. Das habe „fragwürdige Ausmaße“ angenommen.
Sie spricht von einem „werblichen Charakter“, der eine unabhängige Berichterstattung verbiete. Harnack hatte die Sendung fast zehn Jahre lang moderiert. 2019 kündigte sie im Clinch um entgangene Honorare.
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Bei der Vorabendsendung seien zu ihrer Zeit „über die Jahre etliche Agenturen involviert“ gewesen. Die Standbesitzer, die vor die Kamera durften, wären durch PR-Teams ausgewählt worden. „Manchmal wirkte das wie Verkaufsfernsehen“, so Harnack zum „stern“ . Agenturen hätten sogar versucht, den gesamten Sendeablauf zu bestimmen.
Das ist der NDR:
- Hinter dem NDR steckt der Norddeutsche Rundfunk
- Der NDR ist seit 1954 Landesrundfunkanstalt für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein
- Zentralsitz des NDR ist in Hamburg
- Mit seinem Programm deckt der NDR Fernsehen, Radio sowie Onlinedienste ab
Hintergrund des Gesprächs sind Vorwürfe der Vetternwirtschaft sowie Beschwerden über ein vergiftetes Betriebsklima, die den NDR derzeit erschüttern. Die Senderspitze hat eine interne Aufklärung in Gang gesetzt.
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Ex-NDR-Moderatorin nicht stolz auf ihr Verhalten
Im Raum steht die Frage, ob es eine unzulässige Beeinflussung des Programms durch die Fernsehchefin und Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg gab. Intern jedenfalls sei die Verbindung öffentlich gewesen, sagt Harnack dem „stern“. Ab und an habe es geheißen: “’Auf Wunsch der Direktorin …‘ oder ‚Sabine hätte gern …‘. Dann wusste man Bescheid“.
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Harnack nehme sich von der Kritik nicht aus. Sie habe sich damals angepasst verhalten, statt Kontra zu geben. Stolz sei sie darauf nicht.
Auf „stern“-Anfrage wies der NDR den Vorwurf zurück, das Regionalmagazin um 18 Uhr habe insgesamt einen „werblichen Charakter“. Der Sender verweist ansonsten auf die noch laufende Untersuchung. Landesfunkhaus-Chefin Sabine Rossbach gibt an, die Redaktion nie angehalten zu haben, gegen journalistische Standards zu verstoßen.
Landgericht Hamburg entscheidet zugunsten des NDR
Das Landgericht Hamburg hat derweil laut Mittelung des Senders in mehreren Entscheidungen Verdachtsäußerungen in Bezug auf den NDR als unzulässig beanstandet.
Unter anderem die gegen Sabine Rossbach erhobenen Vorwürfe der „Vetternwirtschaft“ seien falsch: Wahrheitswidrig sei demnach die Behauptung, sie habe eine Tochter bei einer Stellenbesetzung bei NDR Kultur versucht „unterzubringen“ und dabei eine qualifiziertere Bewerberin benachteiligt.
Unzulässig sei außerdem der Vorwurf, sie habe dafür eine Produktion der Tochter der Chefin von NDR Kultur eingekauft.