Mittlerweile ist die Sommersaison längst im vollen Gange. Während einige Urlaubs-Orte und -Inseln an Nordsee und Ostsee sich vor Ansturm kaum halten können, läuft es an anderer Stelle eher mau. Wie auf Usedom.
Auch die Ostsee-Insel macht eher einen trägen Eindruck auf Besucher. Hier scheint es leerer zu sein als sonst. Außerdem zieht es Reiselustige eher auf die polnische Seite der Insel. Wie dramatisch die Lage auf Usedom wirklich ist, wird nun deutlich…
Usedom: Zieht der polnische Nachbar vorbei?
Swinemünde bietet ein richtiges Kontrastprogramm zu den Kaiserbädern auf deutscher Seite der Ostsee-Insel. Hier scheint es einen wahren Touristen-Boom zu geben, während die deutsche Seite leerer wirkt. Experte im Insel-Tourismus und Chef der Usedomer Bäderbahn Jörgen Boße hat die Situation bereits analysiert: Polen hat die letzten Jahre stark investiert und mittlerweile eine deutlich bessere Infrastruktur.
Hier ist es teilweise deutlich moderner und besser – ausreichend Personal und das Preisgefälle kommen obendrauf. Der Experte vergleicht mit den 90er Jahren, als Urlauber aus Schleswig-Holstein auf die Insel abgewandert sind. Zehn Jahre hätte man dort gebraucht, um attraktiver zu werden. Investitionen seien der Schlüssel.
Usedom: Kein gutes Frühjahr
Aber ist es wirklich so dramatisch? Auf Anfrage von MOIN.DE gibt der Tourismusverband Insel Usedom e.V. Auskunft: Michael Raffelt, Vorsitzender des Hotelverbandes Insel Usedom bestätigt, dass es von Jahresbeginn bis Ende Mai sechs Prozent weniger Ankünfte in Koserow gegeben hat. Der Rückgang würde zum großen Teil aus privaten Ferienwohnungen kommen und besonders der März sei hier schlechter ausgefallen.
Einen Plan, das maue Frühjahr auszugleichen, gäbe es auch schon: Höhere Preise sollen die geringere Auslastung wieder auf Kurve bringen. „Wenn die Qualität stimmt, zahlt der Gast auch den Preis“, meint Raffelt und erklärt, dass für Juli und August mit einer Hotel-Auslastung von bis zu 90 Prozent gerechnet würde. Die Kurverwaltungen hätten bei weniger Anreisen und Übernachtungen weniger Ertrag.
Usedom hat einen Plan
Preissteigerungen bei vielen Gastgebern käme auf die Situation ohnehin obendrauf. „Auch die Mitarbeiter haben sich die höheren Löhne mehr als verdient, und aufgrund von Inflation und Arbeitskräftemangel werden sie sukzessive weiter steigen“, weist Michael Raffelt hin. „Das sollte man auch bei den ständigen Vergleichen mit unseren polnischen Nachbarn bedenken.“
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Die Insel wolle vor allem auf die Qualität setzen. Denn wenn die stimmt, bucht der Gast. „Der einzig richtige Weg ist, die Qualität zu erhöhen“, erklärt der Vorsitzende des Hotelverbandes. Abstriche bei der Qualität oder ein reduziertes Angebot könne sich die Insel mit Blick auf den Wettbewerb nicht leisten. „Der Gast schaut genau, was er für sein Geld bekommt.“
Usedom: Preis-Explosion könnte nach hinten losgehen
Der Hotelverband auf Usedom sei grundsätzlich zufrieden. Bei den Ferienwohnungen würde es die höchsten Einbrüche geben. Hotels haben eine flexiblere Preisgestaltung, nur die kurzfristigen Buchungen sind eine Herausforderung.
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Eigentümer von Ferienwohnungen haben dagegen zum Teil mit Leerstand zu kämpfen. Aus gutem Grund: „Die großen Vermittlungsagenturen sagen mir, dass ein Teil der Vermieter nicht bereit ist, von ihren utopischen Preisvorstellungen herunterzugehen. “ Im Vergleich zu Hotels seien die Möglichkeiten hier aber begrenzt. Ferienwohnungen können nicht mal eben Wellness- und Spezialangebote oben draufhauen, um sich attraktiver zu machen.