Boris Pistorius verpasst der SPD-Spitze einen Denkzettel. Weil es Esken und Klingbeil nicht hinbekommen, muss der Verteidigungsminister jetzt ein Machtwort sprechen. Nach wochenlangem Hin und Her hat die SPD Fakten in Sachen K-Frage geschaffen. Olaf Scholz wird die Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf führen, obwohl sich ein Großteil der Wählerschaft gegen den Regierungschef aussprach. Ein Kommentar.
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Nach dem unrühmlichen Aus der Ampel erkannten Grüne, Union und FDP, welche Stunde geschlagen hatte. Öffentlichkeitswirksam stärkten sie ihren Spitzen- beziehungsweise Kanzlerkandidaten den Rücken. Vor allem die Grünen befinden sich wieder auf dem aufsteigenden Ast. Laut ARD steht man bei 14 Prozentpunkten.
Klarheit bei der SPD: Pistorius übernimmt Federführung
Verantwortlich hierfür könnte auch das Kanzler-Wirrwarr der SPD sein. Knapp 60 Prozent der Wähler forderten laut dem Meinungsforschungsinstitut Insa eine Kandidatur von Verteidigungsminister Pistorius, die Parteispitze positionierte sich hingegen hinter Olaf Scholz. Und trotzdem blieb ein Machtwort, welches den Parteichefs obliegt, aus. Obwohl sich die Bundesvorsitzenden Esken und Klingbeil hinter verschlossenen Türen einig waren, hielt man den Bundeskanzler hin und ließ die Tür für eine Pistorius-Kandidatur einen Spalt weit offen.
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Getreu dem Motto: Wir wollen zwar Scholz, aber wenn die Talfahrt zu extrem wird, können wir umschwenken und die Wähler zurückerobern. Was im Willy-Brandt-Haus aber noch nicht angekommen zu sein scheint, ist, dass die Wähler derart naiv nicht sind. Gleiches gilt für Pistorius, der kurzerhand den Job seiner SPD-Führung übernommen hat. Mit seinem Rückzug stützt er nicht nur seine Partei, sondern auch Olaf Scholz.
Dieser uneigennützige Schritt stößt vielen Wählern angesichts ihrer Hoffnung zwar vor den Kopf, könnte die SPD aber noch rechtzeitig zurück in ruhige Fahrwasser führen. Im „ZDF-heute-Journal“ (21. November) versicherte Pistorius, dass er nicht zurückgezogen, sondern von vornherein auf eine Kandidatur verzichtet habe. Wenn dem tatsächlich so ist, hätte die Parteispitze von vornherein reinen Wein einschenken und den Sozialdemokraten die Talfahrt zumindest ansatzweise ersparen können. Für solche Spannungen wurde das Amt des Bundesvorsitzenden schließlich geschaffen.