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MrWissen2go über Bundestagswahl 2025: Bringt die AfD wirklich ein zweites 1933?

Bundestagswahl 2025: Das Land spaltet sich – Tausende gehen auf die Straße, die Mitte in der Krise. MrWissen2go zieht brisante Schlüsse.

AfD, Wirtschaftskrisen, Populismus, eine zerstrittene Mitte – erinnert das an die 1920er-Jahre? Und dann steht auch noch die Bundestagswahl 2025 vor der Tür. Mirko Drotschmann alias MrWissen2go klärt auf.
© IMAGO/Bernd Elmenthaler

Proteste nach Unionsvotum mit der AfD: Das sagen Demonstranten

Nach der Abstimmung mit der AfD haben tausende Demonstranten vor der CDU-Zentrale, dem Konrad Adenauer-Haus, in Berlin protestiert. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Dunkle Bilder sind es, die einem in den Kopf kommen. Truppen von Männern, schwarz-weiß fotografiert vor dem Brandenburger Tor, Hakenkreuzfahnen wehen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten ist einer der bedeutendsten Schlüsselmomente der deutschen Geschichte. So besonders auch, weil er ganz ohne Vergleich ist – oder doch nicht? Immer mehr Stimmen werden laut, die vor einem Erstarken der AfD warnen. Man solle sich an 1933 erinnern. Ist das nicht übertrieben?

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Im Gespräch mit Mirko Drotschmann, der unter dem Namen „MrWissen2go“ Geschichte und Politik für junge Menschen im Internet erklärt, will unsere Redaktion die Parallelen und Unterschiede zwischen den 1920/30er- und den 2020er-Jahren aufzeigen.

Bundestagswahl 2025: Steht Deutschland vor einer historischen Wende?

Populismus ist gerade wieder hoch im Kurs, auf Social Media kriegen sich die verschiedenen Lager in die Haare. Währenddessen stimmen im Bundestag CDU und FDP mit der AfD gemeinsam und bringen so Tausende Menschen auf die Straßen. Kurz vor der Bundestagswahl 2025 zerstreitet sich das Land.

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Immer wieder werden auf Demos, im Bundestag und auch von Experten die momentanen politischen Geschehnisse mit der Stimmung in Deutschland in den 1920er- und 1930er-Jahren verglichen. Ist das aus historischer Perspektive begründet?

Drotschmann, der sich als „MrWissen2go“ auch viel mit der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, erklärt: „Ich bin mit solchen Vergleichen immer ganz vorsichtig, vor allem, wenn sie die Zeit des Nationalsozialismus betreffen.“ Über die Zeit der Weimarer Republik, kurz vor der Machtergreifung, erklärt er: „Natürlich kann man sagen, dass es auch damals eine große Unzufriedenheit gab. Auch damals wurden die Ränder und die Extreme immer mehr gestärkt, und die demokratische Mitte hat sich zerfleischt.“

Quelle: Screenshot YouTube-Video: „Errichtung der NS-Diktatur I Nationalsozialismus I musstewissen Geschichte“ von MrWissen2go Geschichte. (Symbolbild)
Quelle: Screenshot YouTube-Video: „Errichtung der NS-Diktatur I Nationalsozialismus I musstewissen Geschichte“ von MrWissen2go Geschichte. (Symbolbild) Foto: Screenshot YouTube: MrWissen2go Geschichte

„Das sind Parallelen, aber es gibt auch viele Unterschiede. Wenn wir uns mal die Situation in den 1920er-Jahren anschauen: Wir hatten eine schlimme Wirtschaftskrise in Deutschland, einige Jahre später eine weltweite. Wir hatten Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut.“

„MrWissen2go“ über die AfD und die Demokratie-Krise

Weiter beschreibt der Journalist, der unter anderem Geschichte studiert hat: „Damals gab es kein Bürgergeld oder ein anderes soziales Netz, das einen hätte auffangen können. Dazu kam eine Unsicherheit, wie es generell mit der Welt weitergehen sollte. Deutschland hatte damals auch keine gefestigte Demokratie. Die Weimarer Demokratie war Ende der 1920er-Jahre gerade mal zehn Jahre alt.“

„Überzeugte Demokratinnen und Demokraten hatten einen schwierigen Stand.“ Diese Demokraten habe es zwar gegeben, sie seien aber irgendwann nicht mehr so laut gewesen, wie sie hätten sein müssen, so Drotschmann. Das sei ein Unterschied zur Situation heute.

Auch die Politiker seien damals andere gewesen, erklärt Drotschmann alias „MrWissen2go“. „Sogar der Reichspräsident von Hindenburg war kein überzeugter Demokrat. Er hatte eine enorm starke Stellung. Das alles lässt sich auf heute nicht übertragen. Wir haben zum Beispiel starke, voneinander unabhängige Institutionen, die sich gegenseitig kontrollieren, und ein wirkungsvolles Verfassungsgericht in Deutschland.“

Das Fazit des Bildungs-Influencers: „Deshalb glaube ich nicht, dass sich Weimar in der Form wiederholt. Aber ich mache mir schon Sorgen darüber, dass die demokratische Mitte immer seltener zum Konsens fähig ist.“ Ein Beispiel sei die Bundestagsdebatte zum sogenannten Zustrombegrenzungsgesetz. „Das war für mich einer der Tiefpunkte des Parlaments in den vergangenen 20 Jahren.“

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Sollte man trotzdem aus der Geschichte lernen?

Geschichte könne trotzdem auch für das heutige politische Verständnis eine Rolle spielen, so Drotschmann. „Ich glaube, Geschichte ist enorm wichtig für uns. Zum einen, um aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, aber auch, um uns von Positivem in der Vergangenheit inspirieren zu lassen.“

Weiter erklärt MrWissen2go: „Ich glaube, nur, wenn wir die Geschichte kennen, verstehen wir die Gegenwart richtig. Deshalb finde ich es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.“


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Das tut Drotschmann auch in seiner neuen „Terra X“-Reihe Was die Welt besser macht, die ab 26. März verfügbar sein wird. „Auch hier geht es darum, sich von der Geschichte inspirieren zu lassen.“