Nicht nur Fußball-Fans in Hamburg warten sehnsüchtig auf den Anpfiff des Mega-Sport-Events – ganz Europa ist in Aufregung. Am 14. Juni startet die Fußball-Europameisterschaft (EM) und die Hansestadt wird Schauplatz für fünf Spiele, ein Viertelfinale.
24 Nationen treten gegeneinander an, alle mit dem gemeinsamen Ziel, den Titel für ihr Land zu gewinnen. Die Spieler werden von ihren Fans unterstützt, welche mit ihren Trikots und Fahnen die Straßen erobern werden. Allerdings ist es in einer Sportkneipe in Hamburg nicht erlaubt, Fahnen auszulegen, auch nicht während der EM. Gegenüber MOIN.DE erzählt der Besitzer Steffen, was dahintersteckt.
EM in Hamburg: Sportkneipe im idealen Ort
Fußball-Fans haben sich jahrelang auf die erste EM nach der Corona-Pandemie gefreut – bald ist es endlich soweit. Zahlreiche Bars und Restaurants bereiten sich auf einen großen Ansturm von Touristen vor – auch in Hamburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Wenn es um Bars und das Nachtleben in Hamburg geht, ist der Stadtteil St. Pauli ein gern besuchtes Ziel. Dies liegt hauptsächlich an seinem Kiez, dem Viertel rund um die Reeperbahn, das durch eine Vielzahl von Bars, Clubs und Theatern als Vergnügungsviertel bekannt ist.
Eine dieser zahlreichen Lokalitäten ist die Sportkneipe „Miller“, die besonders unter Fußball-Fans in Hamburg, vor allem bei FC St. Pauli-Anhängern, sehr beliebt ist. Steffen, der Betreiber, führt das Lokal bereits seit über zehn Jahren und ist selbst ein großer St. Pauli-Liebhaber.
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In der „Miller“ werden auch die EM-Spiele übertragen. „Wir zeigen die spannenden Spiele und werden sogar einen Fernseher draußen aufstellen“, erzählt der Betreiber, der mit seinem Team auf den großen Besucheransturm vorbereitet ist. Doch glaubt er nicht, dass sein Lokal besonders überfüllt sein wird. „Ich denke, es wird sich in Grenzen halten. Erfahrungsgemäß zeigen viele Bars und Cafés Fußball, das bedeutet, dass sich die Gäste verteilen und viele Möglichkeiten haben, hier in Bars und Cafés die Spiele zu verfolgen.“
Die Sportkneipe und gleichzeitig Frühstückscafé „Miller“ befindet sich in der Detlev-Bremer-Straße, nur wenige Minuten von der Reeperbahn entfernt, einem beliebten Touristenziel. In unmittelbarer Nähe liegt das Heiligengeistfeld, wo bis zu 40.000 Menschen bei Public-Viewing-Events die Spiele verfolgen können. Die „Miller“ ist somit der ideale Treffpunkt für Fußballfans – egal ob vor, während oder nach dem Spiel. Die Beliebtheit der Sportkneipe spiegelt sich auch in den Google-Bewertungen wider, wo sie beeindruckende 4,5 Sterne erreicht hat.
EM in Hamburg: Lokal mit drastischen Maßnahmen
Der Betreiber und sein Team erwarten während der EM einen starken Andrang von Stammkunden. „Aber bestimmt auch andere Besucher werden kommen; besonders wenn es auf dem Heiligengeistfeld regnet, wird ein Teil der Fans herüberschwappen. Aber wir hoffen auf gutes Wetter.“
Nicht nur schlechtes Wetter könnte die Stimmung trüben, sondern auch Hooligans. Doch in der „Miller“ haben sie keinen Platz. „Sollten hier Krawall-Fans auftauchen, würde ich gegebenenfalls darauf verzichten, die EM zu zeigen. So wichtig ist es mir nicht, ich bin Sankt-Pauli-Fan“, erzählt Steffen im Interview mit MOIN.DE.
Nicht nur Hooligans sind dort nicht erwünscht, sondern auch Fans mit Nationalflaggen. „Wenn Kunden im Trikot oder mit Armband kommen, ist das in Ordnung. Aber wenn Leute mit der gesamten Nationalflagge hereinkommen wollen, sagen wir ihnen, dass dies der falsche Ort ist. Mir ist egal, welche Nation – ob Franzosen oder Deutsche.“
Viele Bars und Restaurants werden in Schwarz-Rot-Gold dekoriert sein, und die deutsche Flagge wird während der EM wohl überall in Hamburg zu sehen sein. Doch nicht in der „Miller“. „Das Sommermärchen, wo plötzlich alle Deutschen dachten, sie könnten die Flaggen herausholen und stolz auf ihr Land sein, lehne ich ab. Wir werden keine Flaggen hier aufhängen“, erzählt der Betreiber.
Es gäbe viele Dinge, auf die man als Europäer oder als Deutsche nicht stolz sein solle, zum Beispiel das, was an den Europa-Grenzen passiert. „Frontex ist eine Schande. Der deutsche Staat unterstützt Frontex, da kann ich mich nicht in Schwarz-Rot-Gold einwickeln und das gut finden. Das ist eine klare politische Entscheidung für mich. Ich habe keine Lust, mich hinter irgendeiner Flagge zu vereinen, wo ich plötzlich mit Hans und Franz und Leuten, die den Hitlergruß zeigen, auf einem Stoff stehen soll. Nein, das mache ich nicht.“
EM in Hamburg: Kein Platz für Rechtsextremismus
Rechtsextremismus hat keinen Platz und wird in der Sportkneipe nicht toleriert. „Ich mag den FC St. Pauli. Dieser Verein hat eine klare Politik gegen Rechtsextreme und zeigt die Regenbogenfahne auf dem Vereinsgebäude. Ich hoffe, dass es bei St. Pauli so bleibt“, so der Wirt.
In der Vergangenheit gab es Schwierigkeiten mit Kunden wegen der Nationalflaggen, da einige Gäste die Politik der Kneipe nicht verstehen konnten. „Wir hatten Situationen, in denen wir Leuten gesagt haben: ‚Pack die Flagge weg, du kannst hier bleiben, aber ohne die Flagge.‘ Manche haben es verstanden, manche nicht. Es gibt genug andere Orte, wo sie weiterhin Fußball schauen können.“
„Jeder kann zu uns kommen, egal welche Nation und welche Hautfarbe, aber er sollte sich benehmen, und dazu gehören bestimmte Regeln, die zu befolgen sind. Wenn hier sexistische oder homophobe Sprüche gemacht werden, schicken wir die Personen hinaus. Wenn wir sagen, dass wir drinnen keine National-Fahnen mehr möchten, erwarten wir, dass dies respektiert wird, ansonsten reagieren wir dementsprechend. Wenn Personen sich daneben benehmen, rufen wir notfalls die Polizei. Wir haben das Hausrecht, dies ist unser Laden, den wir so führen, wie wir es für richtig halten.“
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Die „Miller“ möchte während der EM in Hamburg ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen und hofft dabei auf ein volles Haus. Drinnen haben bis zu 80 Personen Platz, während draußen und auf der Straße manchmal bis zu 200 Leute stehen und die Spiele verfolgen können – alle ohne Flaggen und ohne Nationalismus.
In Hamburg ist nicht nur der Stadtteil St. Pauli für Bars und das Nachtleben bekannt, sondern auch die Schanze. Hier erfährst du, wie sich die Betreiber dort auf die EM in Hamburg vorbereiten und was ihnen am meisten Sorgen bereitet.