In Deutschland ist es aktuell wieder Wechselhaft, doch die Hitzewelle ist gerade erst vorüber und weitere sicherlich nicht ausgeschlossen. Nicht nur die Menschen in Hamburg litten unter den heftigen Temperaturen (>>> wir berichteten). Experten warnen immer wieder vor schlimmen Folgen.
In Hamburg müssen ausgerechnet Menschen, die ohne Obdach leben, im heißen Sommer besonders kämpfen – Maike Oberschelp, Leiterin der Sozialeinrichtung „Cafée mit Herz“, erzählte MOIN.DE Erschütterndes.
Hamburg will helfen
Maike Oberschelp, eine Frau mit Lebenserfahrung, herzlichem Lachen und graumeliertem Haar, sitzt entspannt hinter ihrem Schreibtisch. Seit knapp zehn Jahren ist sie bereits im „Cafèe mit Herz“ mitten auf St. Pauli tätig, um sie herum herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, das Gespräch wird immer wieder unterbrochen – Menschen klopfen gegen die Scheibe, fragen nach Frühstückstüten. Oberschelp reagiert immer freundlich, offen, routiniert.
Daten und Fakten über Hamburg:
- Das Stadtgebiet der Hansestadt ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
Hamburg: Nicht nur Extrem-Hitze heikel
Als Ehrenamtlerin stieg sie in die Obdachlosenhilfe ein, die der Verein seit mittlerweile 22 Jahren anbietet. Es gibt Frühstück, Mittagessen, Kleidung, Duschen, Sozialberatung, medizinische Hilfe und seit fast zwei Jahren ein Wohnprojekt, angelehnt an „Housing first“.
Das Konzept stammt ursprünglich aus Skandinavien und stützt sich auf den Ansatz, dass eine obdachlose Person als Erstes eine stabile Unterkunft braucht, bevor weitere Hilfsmaßnahmen so richtig greifen können. Einfach, weil Sicherheit und Stabilität einer eigenen Wohnung eine notwendige Grundlage dafür sind.
In Tagen sommerlicher Hitze umso mehr ein unerlässliches Grundbedürfnis – nur ein Thema, bei dem Maike Oberschelp gleich Feuer fängt: „Als Mensch ohne Zuhause kommt man ja gar nicht raus aus dieser Wärme“, erzählt sie. Damit meint sie jedoch nicht nur Extrem-Temperaturen von knapp 40 Grad, wie sie erst vor Kurzem in der Hansestadt gemessen wurden.
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Hamburg: Sucht und psychische Probleme
Auch bei deutlich geringerer Wärme fahren Mitarbeiter des „Cafée mit Herz“ regelmäßig mit dem sogenannten „Hitze-Bus“ durch die Stadt, um Bedürftigen zu helfen. Denn wie jeder weiß, braucht der Körper vor Allem im Sommer viel Flüssigkeit, Experten raten Erwachsenen zu zwei Litern pro Tag. Erst vor wenigen Woche wurde ein toter Mann nahe der Einrichtung gefunden, die Maike Oberschelp leitet.
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Problematisch: Menschen ohne Obdach kämpften häufig mit Süchten, psychischen Problemen oder beidem. Da gehe das Geld eben schnell etwa für Alkohol drauf, um die eigene Situation etwas erträglicher zu machen, anstatt für eine Flasche Wasser, meint Oberschelp.
„Wasser zu verteilen an heißen Tagen, so wie wir sie jetzt hatten, ist wirklich wichtig. Weil es für obdachlose Menschen nicht so einfach geht, sich einfach welches zu kaufen“, sagt sie.
Schlimme Verbrennungen in Hamburg
Wohnungslose Menschen schliefen im Rausch häufig im Schatten ein, die Sonne wandert. „Dann kommen sie dehydriert und verbrannt zu uns. Wir sehen da wirklich schlimme Verbrennungen. Leute, die kurz vor der Ohnmacht stehen, einfach weil sie dehydriert sind“.
Häufig heiße es aus anderen Kreisen der Gesellschaft, diese Menschen könnten doch einfach ein paar Pfandflaschen mehr sammeln, um sich Wasser zu kaufen, berichtet Oberschelp weiter. Eine „irrige Annahme“, wie sie findet – nicht nur vor dem Hintergrund von Suchtdruck und aus dem Gleichgewicht geratener Psyche.
„Wir drehen selbstverständlich den Hahn auf, und da kommt Wasser raus. Abgefülltes Wasser ist aber teurer als das aus dem Hahn – wenn wir alle diese Preise zahlen müssten, würden wir auch sagen, das ist zu teuer“, gibt sie zu bedenken. Und Zugang zu Trinkwasser im öffentlichen Raum ist in Hamburg mehr als rar.
Ein Tipp für jeden, nicht nur in Hamburg
Doch nicht nur deshalb fährt der „Hitze-Bus“ durch Hamburg, im Winter dann als „Kälte-Bus“. Denn ebenso lebenswichtig wie Wasser, Kleidung und ein sicherer Schlafplatz sind für Menschen ohne Obdach Begegnungen. „Einfach dass da mal jemand kommt und fragt wie es einem geht – da kommt sehr viel Dankbarkeit zurück, wenn wir mit dem Bus vor Ort sind.“
Doch nicht an jedem warmen Sommertag kann der Bus rausfahren, denn es fehlen immer wieder Ehrenämtler. Ohnehin sieht Oberschelp die Gesellschaft als Ganzes in der Pflicht – es sei falsch. alle Verantwortung auf den Staat oder Ehrenamtliche abzuwälzen, sagt sie. Eine klare Empfehlung hat sie auch: Wer sich im Supermarkt ein Wasser kauft, kann Menschen auf der Straße gerne mal eins mitbringen. „Da hilft auch noch das Pfand“, sagt sie.
Das gilt selbstverständlich nicht nur im Sommer. Wichtig ist ihr auch, in so einer Situation dennoch vorher zu fragen – denn das ist einfach eine Frage des Respekts. Und ein kleiner Schritt zu einem aufmerksamen Miteinander, vielleicht nicht nur in Hamburg.