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Hamburg: Erschreckende Zustände an Schulen! Experte schlägt Alarm

Ein Experte aus NRW verliert ernste Worte, denn unter Kindern und Jugendlichen gibt es ein weit verbreitetes Problem!

Hamburg
© IMAGO / Michael Gstettenbauer

Die fünf krassesten Hamburger Kriminalfälle

Zwei Menschen aus Hamburg werden seit 2019 von einem unbekannten Hater im Netz terrorisiert. Ihr Leben hat sich seitdem komplett verändert. „Die Gesundheit von Körper, Psyche genauso wie das soziale und berufliche Umfeld leiden derart, dass wir nicht mehr von einem Leben sprechen können, das uns bleibt. Wir haben jegliche Freiheit im Alltag verloren“, sagen sie gegenüber MOIN.DE. Der Redaktion erzählen sie ihre Geschichte und gehen damit erstmals an die Öffentlichkeit (>>hier mehr dazu).

Die beiden Hamburger sind bei weitem nicht die einzigen, die von dem Psycho-Terror betroffen sind. Auch Lukas Pohland aus NRW war als gerade mal Zwölfjähriger Opfer von Cyber-Mobbing. Heute setzt sich der 18-Jährige aktiv für Opfer ein. 2018 gründete er dafür den Verein Cybermobbing-Hilfe e.V. 2019 war Pohland unter anderem zu Gast bei der „NDR Talk Show“. Im März 2022 wurde er in den Beirat der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz berufen. Im Interview mit MOIN.DE klärt Pohland auf, was Cyber-Mobbing ist, was Betroffene tun können und was eines der größten Probleme bei der Verfolgung von Tätern ist.

Hamburg: Cyber-Mobbing-Experte klärt auf

MOIN.DE: Können Sie uns kurz zusammenfassen, was Cyber-Mobbing genau ist?

Lukas Pohland: Unter Cyber-Mobbing versteht man verschiedene Formen der Belästigung, Nötigung oder Diffamierung anderer Menschen unter Zuhilfenahme elektronischer Kommunikationsmittel.

Wie gehen Täter häufig dabei vor?

Betroffene erfahren dabei permanente Schikanen beispielsweise in sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok, wobei die Motive von Imponiergehabe gegenüber Freunden über die Reduktion potenzieller Konkurrenten bis hin zur Angst vor eigener Ausgrenzung reichen. Die Täter bedienen sich teilweise der Mittel des klassischen Mobbings und stellen die Taten beispielsweise mittels Filmsequenzen oder als Fotos ins Internet. Die Handlungen können verbal, physisch oder seltener auch nonverbal vonstattengehen.

Wie häufig kommt Cyber-Mobbing laut Statistik in Deutschland vor?

Laut aktueller Cyberlife-IV-Studie sind mehr als 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler (16,7 Prozent) von Cyber-Mobbing betroffen.

Wie alt sind die Betroffenen im Schnitt?

Vor allem unter Kindern und Jugendlichen ist Cyber-Mobbing ein weit verbreitetes Problem. Eine wirklich verlässliche Zahl lässt sich nur schwer ermitteln. Längst ist Cyber-Mobbing aber auch unter Erwachsenen ein Thema.

Wie können sich Betroffene Hilfe suchen?

Beratungs- und Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen ist ein guter und wichtiger Schritt. Auch Vertrauenspersonen wie Eltern, Lehrkräfte oder Freundinnen und Freunde sollten in Kenntnis gesetzt werden – auch wenn es sicherlich viele Betroffene gibt, die es sehr viel Überwindung kostet über Cyber-Mobbing zu sprechen. Unsere Erfahrung zeigt: darüber sprechen hilft!


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Finden Sie, dass Betroffene ausreichend Hilfe bekommen und Cyber-Mobbing in Deutschland ernst genommen wird?

Viele Institutionen haben mittlerweile Cyber-Mobbing als ernstzunehmendes Problem identifiziert, allerdings wird bisher noch viel zu wenig getan.

Hamburg
Lukas Pohland, Vorsitzender des Vereins Cybermobbing-Hilfe e.V. in Dortmund im Juni 2022. Foto: Martin Steffen

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Woran liegt das?

Das liegt vor allem daran, dass Cyber-Mobbing derzeit nicht als eigener Straftatbestand gilt. Daher fehlt den Behörden teilweise die nötige Handhabe gegen Täter rechtlich vorzugehen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Cyber-Mobbing als eigener Straftatbestand in das Strafgesetzbuch aufgenommen wird.

Was würden Sie Betroffenen raten, denen bislang nicht geholfen werden kann?

Es gibt sicher keine Musterlösungen. Ganz wichtig ist aber, sich Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstellen gibt es zum Beispiel im Internet – beispielsweise bei unserer Online-Beratung für Kinder und Jugendliche (Cybermobbing-Hilfe e.V.). Wir können weitergehende Ratschläge geben und an Expertinnen und Experten vor Ort verweisen.

>>Anmerkung der Redaktion

Wer unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leidet oder jemanden kennt, der daran leidet, kann sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.