Während in Belgien aktuell neue Beschlüsse gefasst wurden, liegt eine 4-Tage-Woche in Deutschland noch in weiter Ferne. Auch wenn Studien aus Skandinavien bereits zeigen, dass Arbeitnehmer mit diesem Modell glücklicher sind und sogar produktiver arbeiten, ist das Konzept in Deutschland noch nicht angekommen. Die 25Hours-Hotel-Gruppe in Hamburg hat nun allerdings ein Projekt gestartet, das Hoffnung gibt.
Hotels der Gruppe stehen in vielen großen Städten auf der ganzen Welt. Doch ausgerechnet die zwei Hotels in Hamburg hatten die Chance zu prüfen, ob die 4-Tage-Woche überhaupt funktioniert.
Hamburg: Hotels starten Pilotprojekt
Schon vor Corona wäre das Thema im Gespräch gewesen, erzählt Hotel-Managerin Melanie Argast gegenüber MOIN.DE. Doch während der Pandemie hätte die Hotelbranche unter Umsatzeinbußen gelitten. Gutes Personal zu finden, sei schwieriger geworden. Die Zentrale in Hamburg stellte sich die Frage: „Was können wir tun, um mehr Bewerber zu akquirieren und die Fluktuation zu senken?“, erzählt Argast.
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Studien aus anderen Ländern wurden zu Rate gezogen und Budgets kalkuliert. Das Ergebnis war ein Pilotprojekt in den 25Hours Hotels „Hafencity“ und „Altes Hafenamt“. Seit November 2021 haben die Mitarbeiter dort nun die Möglichkeit, zwischen einer klassischen 40-Stunden-Woche an fünf Tagen oder einer 36-Stunden-Woche an vier Tagen bei gleichem Gehalt zu wählen.
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Auf die Frage, ob das Angebot auch auf sie zutreffe, stimmt die Managerin zu. Jeder könne sich dafür entscheiden, selbst der Direktor, sagt sie. Argast ist von dem Konzept begeistert: „Ich finde das super. Je nachdem, in welcher Position man arbeitet, ist man ja sowieso länger als acht Stunden im Büro. Für mich ist das ein zusätzlicher freier Tag in der Woche.“
Hamburg: 5-Tage-Woche ist nicht mehr zeitgemäß
Das Konzept der 5-Tage-Woche hält sie für überholt, den Schritt ihres Unternehmens deshalb für wegweisend. Gerade durch Corona hätten die Menschen gemerkt, wie schön es sei, mehr Freizeit zu haben: „Egal, wie sehr man seinen Job liebt, es ist einfach genauso wichtig, auch mal abschalten zu können.“ Drei Tage wären ihrer Meinung nach dafür viel besser geeignet als nur zwei. Sie fühle sich nach ihrem langen Wochenende jedenfalls wesentlich erholter.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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Dass sie dafür an den vier Arbeitstagen aber wesentlich länger arbeiten muss, nimmt sie gerne in Kauf. Für sie habe es einfach einen großen Mehrwert. Und auch ihre Kollegen in den verschiedenen Bereichen scheinen das so zu sehen. „Manche verbringen den Tag mit ihrer Familie, andere haben dadurch mehr Zeit für ein Hobby oder können die Zeit nutzen, um den Haushalt zu organisieren, während die Kinder in der Schule sind.“
Rund 80 Prozent der Mitarbeiter in den beiden 25Hours Hotels in Hamburg haben das Angebot angenommen. Die übrigen 20 Prozent hätten sich aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden, erzählt die Managerin.
Der Arbeitstag dauere neun Stunden, hinzu kämen 45 Minuten Pause und dann noch die An- und Rückreise zum Arbeitsplatz: „Das ist schon ein sehr langer Arbeitstag. Einigen ist der Tag dann einfach zu lang, andere können die langen Schichten nicht mit ihrem Alltag vereinbaren und müssen beispielsweise die vorgegebenen Zeiten der Kita einhalten.“
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Hamburg: Weniger Arbeitstage sind nicht nur positiv
Auch die Managerin habe gemerkt, dass ein langer Arbeitstag nicht nur Positives bereithält. Da ein ganzer Tag auf die restlichen vier aufgeteilt werden müsse, bliebe ihr an den übrigen vier kaum Zeit für Zwischenmenschliches im Büro. Der Tag sei einfach sehr voll mit Terminen, man müsse sich auch einfach sehr gut strukturieren. Dennoch sei es das Wert, betont sie.
Grundsätzlich habe das Hotel in den letzten vier Monaten aber durchweg positive Erfahrungen gesammelt. Ob die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen produktiver Arbeiten, könne Argast zwar nicht sagen, auch wenn sie bezüglich ihrer eigenen Arbeit zustimmt. Doch die Arbeit der Angestellten würde erledigt, nichts bliebe auf der Strecke und außerdem verliefen einige Arbeitsabläufe sogar noch viel entspannter und reibungsloser als zuvor.
Auch die Qualität der Bewerber und Bewerberinnen sei überwältigend gewesen: „Ich hatte im Oktober Unmengen Vorstellungsgespräche – das war der Wahnsinn. Ich habe noch nie erlebt, dass es in so kurzer Zeit so viele und so tolle Bewerbungen gab.“ Für die Arbeitnehmer sei die 4-Tage-Woche ein großer Anreiz gewesen. Schon allein wegen der qualifizierteren Mitarbeiter würde die Arbeit nun noch besser erledigt.
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Hamburg: 4-Tage-Woche ist ein Erfolgskonzept
Seit Beginn des Pilotprojekts in den beiden Hamburger Hotels hätten die Managerin viele Anrufe und Anfragen erreicht. Nicht nur weitere Hotels aus Hamburg, sondern aus ganz Deutschland seien neugierig, ob die 4-Tage-Woche überhaupt funktioniere.
„Es war ein Risiko, aber es hat sich ausgezahlt“, erklärt Argast. Viele Hotelbetreiber, mit denen sie gesprochen hätte, würden schon lange darüber nachdenken, ihr Konzept ebenfalls umzustellen, doch fehle ihnen bisher noch der Mut dazu. Argast ist jedoch überzeugt: „Das Konzept funktioniert und ich bin sicher, dass das auch für andere Branchen zutreffen würde.
Aus dem Pilotprojekt soll nun Normalität werden. Neue Mitarbeiter werden in Zukunft die Möglichkeit haben, in einer dreimonatigen persönlichen Testphase herauszufinden, ob ihnen die 4-Tage-Woche zusagt. Danach können sie entscheiden, in welchem Arbeitsmodell sie tätig sein wollen.
Außerdem will die Hotel-Gruppe das neue Modell nicht nur ihren Mitarbeitern in Hamburg, sondern auch in anderen Städten anbieten wie Kathrin Gollobits VP of People & Culture bei 25hours in einer Pressemitteilung erklärt. „Ich bin begeistert, dass wir unseren mehr als 700 Mitarbeitern in Wien, Zürich und den deutschen Betrieben künftig die Möglichkeit geben können, ihre persönliche Work-Life-Balance selbst zu gestalten und entsprechend zu verbessern.“(kl)