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Hamburg: Kiez-Tätowiererin verrät krassesten Kundenwunsch: „Habe ich abgelehnt“

Hamburg: Kiez-Tätowiererin verrät krassesten Kundenwunsch: „Habe ich abgelehnt“

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Liz Vegas hat schon viele prominente Kunden tätowiert. Foto: IMAGO / Addictive Stock / privat

Sie sprießen wie Grashalme aus dem Boden – Tattoo-Studios. Doch nicht in jedem arbeiten Top-Kräfte. Liz Vegas (34) jedoch zählt zu den erfolgreichen. Die Tätowier-Queen aus Hamburg arbeitet im Studio „Hafenfarben“ am Fischmarkt. Super-Geiger David Garrett zählt zu ihren Stammkunden, ebenso Mitglieder der Rockbands Korn und Steel Panther. Sogar Hollywood-Star Johnny Depp ließ sich von ihr stechen.

Liz Vegas hat sich in der Szene längst einen Namen gemacht. Die Tätowiererin aus Hamburg ist regelmäßig auch auf Festivals wie dem Wacken im Backstage bei den Musikern, die sie extra anfordern. Mit MOIN.DE spricht sie über neueste Tattoo-Trends, No Goes und weshalb sie Aufträge auch mal ablehnt.

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Tätowierer ist kein offizieller Ausbildungsberuf. Wie kamst Du zum Tätowieren?

Ich habe nichts anderes gelernt und mich schon als Dreijährige fürs Malen begeistert, später viel gezeichnet. Ich bin in einer Kleinstadt in der Nähe von Dortmund aufgewachsen und habe die Bedingung meiner Eltern erfüllt und mein Abi geschafft. Danach habe ich mich gleich aufgemacht nach Berlin, um das Tätowieren zu lernen. Denn in meinem Kaff hätte ich das nie erreicht.

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Wie alt warst Du, als Du nach Berlin aufgebrochen bist?

Das war mit 20. Ich kannte dort niemanden und habe mit meiner Zeichenmappe voller selbst entworfener Tattoo-Motive die Studios abgeklappert und einen Praktikumsplatz gesucht. So ein Praktikum dauerte quasi Jahre, bis man wirklich gut tätowieren kann. Eigentlich lernt man nie aus. Nach zwei Jahren konnte ich meinen Bar-Job kündigen und vom Tätowieren leben.

Irgendwann war Dein erstes Tattoo fällig. Wer war so mutig und ließ sich stechen?

Mein Ausbilder. So hatte er die Kontrolle über meine erste Arbeit. Das Motiv war ein Segelboot auf seinem Oberschenkel. Danach wurden die Arbeiten und die Körperstellen immer schwieriger. Zuerst kommen Schattierungen und Farbflächen dazu. Dann werden die Motive komplexer. Es ist einfacher, auf einer gespannten Wade zu stechen als auf einer dehnbaren Bauchhaut.

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Das ist Liz Vegas:

  • Liz Vegas wurde im März 1987 in Hamm (NRW) geboren.
  • Ihre Mutter ist Gärtnerin, ihr Vater Ingenieur.
  • Sie wuchs als Einzelkind auf.
  • Nach dem Abi zog sie nach Berlin.
  • Dort machte Liz Praktika und erlernte das Tätowieren.
  • Vor sechs Jahren zog sie nach Hamburg, arbeitet im Studio „Hafenfarben“.
  • Liz lebt mit ihrem Freund, ihren beiden Nacktkatzen Alice und Luna und dem griechischen Straßenhund Sir Nickel in Hamburg-Bahrenfeld.

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Was erwiderst Du Kritikern, die sagen, im Alter sehen Tattoos nicht gut aus?

Ich finde alte, tätowierte Haut spannend. Sie ist weder schlimm noch hässlich, denn es ist Teil des Lebens, dass sich Haut verändert. Ein Tattoo darf ruhig schrumpelig werden und ausbleichen. Es erzählt eine Lebensgeschichte. Die jetzige Generation hat viele Tattoos und ist komplett bunt. Später wird es fast nur Tätowierte in Altenheimen geben.

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Du bist vor acht Jahren nach Hamburg umgezogen, warum?

Es zog mich ans Wasser. Hamburg reizte mich schon immer, und es war Zeit für einen Szene-Wechsel. Hier bin ich gern angekommen und wurde super aufgenommen. Zuerst ging ich mit meiner Mappe von Studio zu Studio, bis ich einen guten Arbeitsplatz fand. Zurzeit arbeite ich freiberuflich im Studio Hafenfarben.

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Wie sind die aktuellen Tattoo-Trends?

Bei der weiblichen Kundschaft sind Mandalas angesagt und Watercolors, die an Aquarellbilder erinnern. Beides wird gern in Kombination genommen. Bei den Männern sind es die maritimen Dauerbrenner wie Anker und Segelschiffe. Aber auch der Hamburg-Schriftzug, das St.-Pauli- und Astra-Logo. Farbrealismus wird immer angesagter, bei dem Motive wie ein Foto aussehen. Und Fineline ist en vogue, also kleine, feine und Mini-Schriftzüge. Davon halte ich aber nicht viel, weil die beim Altern durch die Zellteilung nicht mehr gut aussehen.

Du hast auch Promi-Kunden. Was hat sich Johnny Depp gewünscht?

Er wollte ein Freundschaftstattoo haben, das selbe Logo für sich und seinen Kumpel. Weil er so zufrieden damit war, ließ er sich noch ein Anarchie-A auf den Finger stechen und noch einen Schriftzug auf seinen Unterarm. Ein Zitat aus seinem Lieblingssong von der Band Television: I want a nice little boat made out of ocean.

Lehnst Du auch Aufträge ab?

Ja, ich habe die Verantwortung, moralisch und ethisch einwandfrei zu arbeiten. Als erstes Tattoo würde ich keinen Schriftzug über ein Auge machen, nur weil ein Hip-Hopper das auch hat. Ich tätowiere auch nicht die Namen von Lebensabschnittsgefährten, sondern nur von Blutsverwandten oder Haustieren. Denn ich habe keine Lust, meine eigenen Tattoos zu übermalen, wenn die Beziehung beendet ist.

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Welcher war der krasseste Wunsch?

Ein Typ wollte eine Sonne um seinen Anus gestochen bekommen. Das habe ich abgelehnt. Aber das Chupa-Chups-Lolli-Logo mit ,Leck mich’ unterm Hosenbund, das habe ich gemacht. Manche Wünsche hören sich zuerst absurd an, machen dann aber Sinn. Einer wollte mal zwei Bretzel auf die Brust bekommen. Er hatte gerade seine Bäcker-Meisterprüfung bestanden.

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Mit welchem Mythos möchtest Du aufräumen und worauf sollte man achten?

Farben sehen nicht so aus, wie auf Instagram gepostet. Traue keinen Fotos. Guck dir die Arbeiten von Tätowierern bei Freunden an, wie sie abgeheilt aussehen. Das Studio sollte sauber sein. Alle Fragen sollten zufriedenstellend beantwortet werden können. Du sollst dich gut aufgehoben fühlen. Die Arbeiten des Tätowierers, die du vorher gesehen hast, sollten auch zu deinem Wunsch passen. Wenn einer tolle Schriftzüge kann, kann er vielleicht aber keinen klassischen Löwenkopf zaubern.