Über 9.000 Bilder und Videos mit kinderpornografischem Inhalt soll Benjamin O. aus Hamburg auf seiner Festplatte gespeichert haben. Material, das mehr als nur groteske Szenen zeigt.
Die Staatsanwältin am Amtsgericht Hamburg-Blankenese eröffnet den Prozess gegen den 38-Jährigen, indem sie die Anklageschrift verliest, in der die Beweismittel aufgelistet sind. Eine halbe Stunde lang beschreibt sie die grässlichen Aufnahmen ganz detailliert.
(Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt gegen Kinder, d. Red.)
Hamburg: Abscheuliche und brutale Szenen
„Ein Mann, der auf das Gesicht eines 7-jährigen Jungen ejakuliert“, „Eine erwachsene Frau, die das Gesicht eines Mädchens an ihre Vagina drückt“.
Widerliche und abscheuliche Szenen, die die Anwältin den Anwesenden vor Augen führt. Doch das ist noch nicht alles. Hinzu kommt die brutale Gewalt, mit der teilweise auf die Kinder eingewirkt wurde.
Etwa ein Mädchen, das „unter sichtlichen Schmerzen“ mit dem Kopf auf ein Bett gepresst und zum Gesc
hlechtsverkehr gezwungen wird. Oder ein Mann, der eine am Boden gefesselte 7-Jährige anfasst.
Angeklagter aus Hamburg gesteht
Immer stehen Kleinkinder im Alter bis 13 Jahren im Mittelpunkt. Nach all den grässlichen Schilderungen räumt die Richterin erst einmal eine Pause ein.
Der Angeklagte, der selbst zwei 6-jährige Kinder hat, gesteht seine Taten sofort. Er lässt seine Verteidigerin eine Erklärung verlesen. Darin heißt es, er kämpfe seit frühester Jugend mit Suchtverhalten.
Hamburg: „Ich habe es versäumt, eine Grenze zu ziehen“
Das habe sich sowohl in Computerspielsucht als auch in exzessivem Pornokonsum niedergeschlagen. Das Material wurde immer extremer. „Ich habe es versäumt, eine Grenze zu ziehen“, steht in seinem Schreiben.
Er möchte ausdrücklich betonen, dass er abseits der virtuellen Welt nicht zu Gewalt neige und sich seit fast zwei Jahren in Therapie befinde. Auch seine eigenen Kinder habe er niemals angefasst.
Mann aus Hamburg oft in Kontakt mit Kindern
„Es war für mich ein Fluchtort, um aus der Realität auszusteigen“, sagt Benjamin O. der Richterin mit klarer, gefasster Stimme. Mit seinem Therapeuten habe er herausgearbeitet, dass sein Hang zur Kinderpornografie nicht aus Pädophilie, sondern aus der Sucht heraus entstanden sei.
Schließlich habe er im Laufe der Jahre über Familie, Freunde und seine eigenen Kinder viel Kontakt zu anderen Kindern gehabt. „Ich weiß, was ich alles nicht gemacht habe“, stellt er klar. „Ich bin immer im virtuellen Bereich geblieben.“
Anwältin bei Prozess in Hamburg ungehalten
Die Richterin – und insbesondere die Staatsanwältin – sind skeptisch. „Sex mit toten Kindern. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, wettert die Anwältin, die bereits viel Erfahrung mit kinderpornografischen Fällen hat. Doch solche Ausmaße hat auch sie noch nicht erlebt.
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Das bei Benjamin O. gefundene Material beschreibt sie als „exorbitant“. Ungehalten sagt sie: „Das ist weit, weit weg von normaler Pornografie.“ Entsprechend harsch sind ihre Fragen an den Familienvater.
Mann aus Hamburg hat sich „betäubt“
„Was gibt Ihnen das?“, will sie wissen. Der Angeklagte schweigt, seufzt, setzt an, seufzt wieder. „Teilweise Ablenkung“, presst er schließlich hervor. Verständnislos schüttelt die Staatsanwältin den Kopf. Es gebe doch mehr als genug anderen Ablenkungsmöglichkeiten.
„Was empfinden Sie, wenn sie Fotos sehen, auf denen Kindern Gewalt angetan wird?“, fragt sie als nächstes. Wieder Stille. „Es betäubt“, sagt Benjamin O. „Man stumpft ab.“
Gleichzeitig betont er, dass er inzwischen kein kinderpornografisches Material mehr sehen wolle: „Das habe ich hinter mir gelassen.“ Das bezweifelt jedoch die Staatsanwältin.
Angeklagter eine Gefahr für Hamburg?
Sie konfrontiert ihn mit den Passwörtern, die er für Erotik- und Chatplattformen nutzte: „NoLimits69“ und „pervers666“. Und sie legt noch einen drauf: „Wahrscheinlich schauen Sie sich an, wie Kinder brutalst vergewaltigt werden und holen sich dabei einen runter.“
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Dass der 38-Jährige weiterhin Zugang zu Kindern haben könnte, bereite ihr höchste Sorgen. Immerhin sei nicht auszuschließen, dass er eine Gefahr für diese darstelle.
Prozess in Hamburg wird verschoben
Hinzu kommt, dass keine Therapiebescheinigung vorliegt und der Familienvater seine Therapeuten nicht von dessen Schweigepflicht entbinden will. Auch ein Gutachten eines vorangegangenen Prozesses fehlt noch.
„Das Bild ist nicht komplett genug“, findet die Richterin. Deshalb unterbricht sie die Verhandlung und verschiebt den Prozess auf einen anderen Termin, zu dem die Dokumente vorliegen sollen.
Außerdem möchte sie gerne noch „jemanden vom Fach“ vorsprechen lassen. Ende März soll es weitergehen.
Die entsetzlichen Szenen bleiben den Anwesenden sicher noch lange darüber hinaus im Gedächtnis.