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Hamburg: Vom Luxus-Paar zum Killer-Duo? Jetzt packt der Angeklagte aus – „Ist ausgerastet“

Der Vorwurf klingt ungeheuerlich: Ein internationaler Top-Manager und eine Ärztin aus Hamburg sollen einen Auftragskiller angeheuert haben.

Hamburg
© IMAGO / Hanno Bode

Hamburg, meine Perle: Warum die Stadt so einzigartig ist

Mit über 1,8 Mio. Einwohner ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Außerdem kommen rund sieben Mio. Touristen pro Jahr in die Hansestadt. Doch was macht die Stadt so beliebt und einzigartig?

Ein internationaler Top-Manager und eine Ärztin müssen sich vor dem Landgericht Hamburg verantworten – weil sie über das Darknet einen Auftragskiller gesucht haben sollen. Nun packt der Angeklagte aus – und findet deutliche Worte.

Thomas N. (51) aus Hamburg hatte alles, wovon andere nur träumen können. Eine Frau, die er liebte, süße Kinder, eine tolle Wohnung, einen verlässlichen Freundeskreis, einen sicheren und gut bezahlten Manager-Job und ein dickes Finanzpolster. Ein scheinbar perfektes Leben. Doch jetzt ist dieses Leben ein einziger Trümmerhaufen. Die Ehe kaputt, der Job und die Wohnung weg, seine Schwester zieht seine Kinder auf und er sitzt in Untersuchungshaft.

Gemeinsam mit seiner Frau Dr. Lotta N. (49, Schönheitschirurgin) wird ihm seit Mitte Dezember letzten Jahres der Prozess gemacht. Der Tatvorwurf: Das Paar soll im Darknet für 15.000 US-Dollar in Bitcoins einen Auftragskiller gesucht haben (MOIN.de berichtete). Das vermeintliche Opfer ist Dr. Lottas Ex, der das Sorgerecht für die gemeinsame sechsjährige Tochter bekommen hatte. Doch das FBI kam dem Paar rechtzeitig auf die Schliche und meldete das geplante Verbrechen an die Behörden in Hamburg.

Hamburg: „Wir waren extrem glücklich“

Vor Gericht erzählte Thomas N., der jegliche Beteiligung bestreitet und von all dem nichts gewusst haben will, wie die Liebe zu der Angeklagten begann und wie alles aus dem Ruder lief. Währenddessen sitzt Dr. Lotta N. direkt hinter ihm. Die beiden wurden zeitgleich verhaftet. Lange Zeit waren der Manager und die Ärztin Teil der feinen Hamburger Society.

„All das hat mich traurig und wütend gemacht“, sagte er mit fester Stimme. „Deshalb habe ich mich entschlossen, auszusagen.“ Er berichtete von seiner ersten Frau, mit der er 15 Jahre lang eine glückliche Beziehung geführt habe. Nach mehreren Fehlgeburten bekamen sie einen Sohn (9) und eine Tochter (5). 

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„Wir waren extrem glücklich“, sagt Thomas N. Doch dieses Glück nahm ein tragisches Ende. „Drei Monate nach der Geburt unserer Tochter ist meine Frau während eines Italien-Urlaubs plötzlich verstorben.“ Er habe danach seinen Job an den Nagel gehängt und als Berater von zu Hause gearbeitet. „Ich habe mich auf meine Kinder fokussiert. Wir haben zweieinhalb Jahre zu dritt in Hamburg gelebt.“

„Mein Papa hat meine Mama immer geschlagen“

Auf Druck von Familie und Freunden meldete sich Thomas N. im Internet bei einer Partnervermittlung an: „Damit ich nicht mehr so alleine bin.“ Dr. Lotta N. habe ihn als erstes kontaktiert. Nach stundenlangen Gesprächen sei er sehr verliebt gewesen. Dann ging alles ganz schnell. „Wir waren jede freie Minute zusammen. Lotta hat uns als Seelenverwandte beschrieben. Wir konnten nur noch eng aneinander gekuschelt einschlafen.“ 

Seine beiden Kinder und Dr. Lottas Tochter hätten sich gut verstanden. Irgendwann habe er von Lottas Tochter erfahren, dass in ihrer früheren Beziehung Gewalt im Spiel war: „Die Kleine sagte: Mein Papa hat meine Mama immer geschlagen.“ Er habe darauf gedrungen, dass sich seine neue Partnerin psychologische Hilfe hole: „Sie konnte nicht über ihre Gefühle sprechen.“ 

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Weil er sie so liebte, seien sie zusammengezogen. Ein neuer Manager-Job in Stuttgart schien ihm „perfekt für die kleine Patchwork-Familie“, weil er nicht mehr so viel reisen musste. 

Doch der Kindsvater legte Beschwerde gegen den Umzug von Hamburg nach Stuttgart ein. Damit begann wohl das Drama! (MOIN.de berichtete)

Hamburg: Angeklagte kann sich kaum auf dem Stuhl halten

Während der Angeklagte weiter erzählt, scheint es Dr. Lotta N. zu viel zu werden. Sie krampft ihre Hände hinter ihrem Nacken zusammen, beginnt zu jaktieren. Ihr ganzer Oberkörper pendelt auf dem Holzstuhl hin und her. Mit Mühe bekommt sie sich wieder ein. 

Thomas N. berichtet über „schwarze Stunden“, die er immer wieder erleben musste. „Dann war sie aggressiv, ist ausgerastet, hat mich aus nichtigem Grund angeschrien und reagierte völlig irrational. Einmal hat sie unseren Fernseher runtergeschubst, sich im Bad eingeschlossen und behauptet, ich hätte sie eingeschlossen.“

Doch nach diesen „schwarzen Stunden“ hätte sie sich nachts wieder an ihn gekuschelt, als sei nie etwas gewesen. Alle vier bis sechs Wochen sei das so gegangen. Zur Rede gestellt, gab Dr. Lotta zu, sich schon als Kind nicht gewollt und geliebt gefühlt zu haben. An einem früheren Prozesstag hatte ihre Pflegemutter ausgesagt, dass die leibliche Mutter abwesend war und Karriere im Europa-Parlament gemacht hatte.


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Trotz des ganzen Psychostresses, dem Thomas N. sich ausgesetzt sah, sagt er: „Lotta war extrem liebevoll. Wir haben in der Küche getanzt und gesungen. Der größte Teil unserer Beziehung war fantastisch.“ Weil sie wegen eines Bandscheibenvorfalls arbeitsunfähig wurde, geriet sie in die Insolvenz und musste ihre Schönheitspraxis am Mittelweg aufgeben. Da habe er sie finanziell gut ausgestattet. Er gab ihr zwei Kreditkarten ohne Limit, eine EC-Karte, richtete ihr ein Paypal-Konto ein und überließ ihr einen Schuldschein über 100.000 Euro: „Damit sie Sicherheit hat.“

Verhandlung wird abgebrochen

Dr. Lotta N. wird es wieder zu viel. Sie schlägt die Hände vor ihr Gesicht, beginnt erneut zu jaktieren, als Thomas N. fortfährt und behauptet, dass sie Geld anonym über Krypto-Währung gebunkert und sich eine anonyme Email-Adresse eingerichtet habe. Dann bringt er auch noch Dr. Lottas Schwester Nathalie ins Spiel. Ende 2021 soll sie Thomas N. dazu gedrängt haben, Dr. Lotta N. in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Notfalls auch gegen ihren Willen. 

Da klappt Dr. Lotta N. endgültig zusammen. Die zierliche Frau hatte starke Beruhigungsmittel genommen und konnte nicht mehr folgen. Die Richterin unterbrach den Prozess. Er wird Freitag fortgesetzt.

Bis zur Urteilsverkündung, die voraussichtlich am 10. Februar erfolgen soll, gilt die Unschuldsvermutung.