Es geht um drei Tonnen Kokain, zehn Angeklagte und einen der spektakulärsten Prozesse des Jahres. Ab 23. September steht eine Koks-Bande gemeinsam in Hamburg vor Gericht. Ein Mammut-Prozess! Er soll sich mindestens bis Weihnachten hinziehen.
Für diese Größenordnung waren die Räumlichkeiten im altehrwürdigen Landgericht am Sievekingsplatz in Hamburg bisher gar nicht ausgestattet. Deshalb mussten im Vorfeld der Saal 300 und der Zuhörerraum extra umgebaut werden.
Hamburg: Angeklagte sollen Kokain aus dem Hafen geschmuggelt haben
Wie MOIN.DE aus Behördenkreisen erfuhr, war sogar mal angedacht, den Prozess in die Messehallen zu verlegen. Doch davon nahmen die Verantwortlichen bald Abstand, weil der Aufwand viel zu groß gewesen wäre. Ganz zu schweigen von den Kosten. Die Mitglieder der Koks-Bande sitzen nämlich allesamt im Untersuchungsgefängnis. Von dort ist es nur ein Katzensprung ins Landgericht mit fluchtsicheren, kurzen Wegen. Nicht, dass am Ende noch einer der Angeklagten abhandengekommen wäre.
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Durch die Umbauten haben nun mehr als 40 Leute in einem Verhandlungsraum Platz. Mindestens zwei Verteidiger hat jeder einzelne Angeklagte. Die müssen sich wegen des Vorwurfs verantworten, für bisher unbekannte Auftraggeber das Kokain mit einem besonders hohen Reinheitsgrad aus dem Hamburger Hafen geschmuggelt zu haben. Es war in Seefracht-Containern versteckt.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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Dabei soll es sich um 14 Lieferungen handeln, die zwischen Juni 2019 und Juni 2020 aus Südamerika hier ankamen. Logistisch gingen die Täter sehr geschickt vor. Mal wurde ein externer Online-Zugang zum Abfertigungssystem im Hafen genutzt, um unerkannt eine Abholung des vorgesehenen Koks-Containers an einem bestimmten Ort zur Entladung zu ermöglichen. Andere Male wurden gefälschte Transportdokumente vorgelegt.
Diesen Plan haben zwei Haupttäter ausgeheckt. Einer von ihnen hat bereits wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz im Knast gesessen. Der andere hatte bisher eine reine Weste, soll sogar wie ein ganz harmloser Familienvater wirken. Die meisten der Angeklagten stammen aus Hamburg und Umgebung, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, einer aus Kassel.
Den Tätern drohen in Hamburg hohe Gefängnisstrafen
Neben Deutschen sind weitere Nationalitäten vertreten: Einer kommt aus Ghana, einer aus Kroatien und zwei aus dem Libanon. Sie haben den Stoff weiterverteilt und wurden nicht mit Geld, sondern mit Kokain entlohnt, das sie weiter vertickt haben sollen. Allen Angeklagten drohen nun hohe Gefängnisstrafen. „Sie müssen mit zwei bis zu 15 Jahren Haft rechnen“, sagt Kai Wantzen, Sprecher des Hanseatischen Oberlandesgerichts.
Einer der beschuldigten Hamburger, der den Stoff im Hafen abgeholt und mit einem Lkw transportiert haben soll, ist sogar kein Unbekannter. Georg K. hatte sich in der internationalen Boxer-Szene einen Namen gemacht. Der ehemalige Profi-Boxer gehörte zum renommierten Stall „Universum“, der damals noch Promoter-Legende Klaus-Peter Kohl gehörte.
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Daten und Fakten zum Hafen Hamburg:
- Der Hamburger Hafen ist ein offener Tidehafen an der Unterelbe der Freien und Hansestadt Hamburg (Eröffnung: 7. Mai 1189)
- Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa (hinter Rotterdam und Antwerpen)
- Gesamtfläche des Hamburg Hafen: 7.200 Hektar (ca. 10 Prozent der Fläche Hamburgs)
- Gesamtumschlag im Jahr 2019: 136,6 Millionen Tonnen (davon 93,9 Millionen Tonnen Container)
- 210 Schiffsanläufe an drei Kreuzfahrt-Terminals brachten 2019 rund 810.000 Passagiere in die Hansestadt
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Aufgeflogen ist die Koks-Bande durch französische Ermittler. Im Frühjahr 2020 landeten sie einen Riesen-Coup. Es war ihnen nämlich gelungen, den Internet-Anbieter „Encrochat“ zu knacken. Der bot verschlüsselte Kommunikation und abhörsichere Mobiltelefone inklusive der Software an. Ein vermeintlicher Glücksgriff für die Kriminellen. Die dachten, dass sie ohne Lauscher einfach Informationen austauschen könnten.
Die Rechnung hatten sie ohne die französischen Fahnder gemacht. Denen war es gelungen, Überwachungssoftware auf die „Encrochat“-Geräte zu überspielen. Dadurch konnten sie alle illegalen Handlungen live mitlesen und mithören. Sie weihten die deutschen Ermittlungsbehörden ein und übergaben ihnen ein Füllhorn an Daten. Aus den 32.000 Nutzern in 122 Ländern kristallisierte sich auch die Hamburger Koks-Bande heraus.
Weitere Prozesse wegen Drogenhandels in Hamburg folgen
Was dann folgte, war filmreif: Überwachungen, Hausdurchsuchungen, Vernehmungen, Fluchtversuche – das volle Programm. Die Koks-Gang ist übrigens nicht die einzige, die im sogenannten „Encrochat“-Verfahren angeklagt ist. Weitere Prozesse werden folgen. Hamburg mit seinem großen Hafen ist ein idealer Umschlagplatz für Drogen. Und der Zoll hatte Anfang des Jahres zehn Tonnen auf einen Schlag gestellt.
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Schon im nächsten Monat startet im Landgericht ein zweiter Mammut-Prozess. Dabei wird sogar eine elfköpfige Bande angeklagt. Beide Gangs haben miteinander nichts zu tun und stehen nicht in Verbindung. Die beiden Prozesse werden zeitweise sogar parallel laufen. Ob der umgebaute Saal 300 dann wohl noch ausreichen wird?