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Hamburg: Brutale Kiez-Attacke! Opfer wartet seit 3 Jahren auf Gerechtigkeit

Die unfassbar brutale Attacke auf Trans-Frau Samia Stöcker (37) beschäftigt noch immer die Justiz. Der Täter aus Hamburg ist kein Unbekannter.

Hamburg: Die Tat ereignete sich bereits am 17. Juli 2021. Doch erst im nächsten Monat darf das Opfer endlich auf Gerechtigkeit hoffen. So lange zieht sich der Prozess wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung auf der Reeperbahn an der transsexuellen Geschädigten Samia Stöcker (37) hinaus. Mal war der Richter länger erkrankt, ein anderes Mal wurden bereits festgesetzte Termine wieder verschoben.

Am 5. Februar startet endlich das Berufungsverfahren gegen den mutmaßlichen Täter Fabio S. (24), einem polizeibekannten Kickboxer, am Landgericht Hamburg. In erster Instanz wurde der Angeklagte zu der Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 4.500 Euro verurteilt, obwohl die Gegenseite 6.000 Euro gefordert hatte. Außerdem wurde ihm ein Anti-Aggressionstraining auferlegt. Doch seine Strafe wollte er nicht anerkennen.

Hamburg: Hirnblutungen, Not-OP

Rückblick: Am Abend der Tat schlenderte Samia Stöcker über den Kiez. An der Reeperbahn geriet sie in einen verbalen Streit mit einer Gruppe junger Männer, die zuvor herablassend auf die Transfrau reagiert hatten. Fabio S., der nicht bei der Gruppe stand, eilte herbei und streckte die Transfrau unvermittelt mit einem brutalen Schlag nieder. Samia blieb bewusstlos auf dem Boden liegen und blutete. Rettungswagen, Krankenhaus, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen, Not-OP.

Transfrau Samia Stöcker befürchtet, dass der mutmaßliche Täter mit einer milden Strafe davonkommt. Foto: privat

MOIN.DE berichtete zuerst über diesen Fall. Viele andere Medien und Vertreter der LGBT-Bewegung begleiteten den Prozess ebenso. Es wurde das Jugendstrafrecht angewendet, weil Fabio S. zur Tatzeit kurz vor seinem 21. Geburtstag stand. Vor Gericht behauptet er, aus Notwehr zugeschlagen zu haben.

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Hamburg: „Sehr schlecht“

Zwischen dem ersten Urteilsspruch und dem Beginn des Berufungsverfahrens liegen nun schon 23 Monate. Für ein Opfer eine viel zu lange Zeit. Wie ist es Samia Stöcker inzwischen ergangen?

„Sehr schlecht, der ganze Prozess und die Folgen des Schlags belasten meinen Alltag enorm“, erzählt sie. „Ich leide sehr, denn ich habe immer noch keine Gerechtigkeit erfahren, so dass ich wieder nach vorn blicken könnte. Schon das viel zu milde Urteil im ersten Prozess hat mich fassungslos gemacht. Er ist ja kein Ersttäter.


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„Ich wünsche mir, dass dieser Mensch eine angemessene Freiheitsstrafe bekommt, damit er mal in Ruhe nachdenken kann, was er angerichtet hat. Zusätzlich sollte er eine Therapie wegen seiner Aggressionen auferlegt bekommen und mir ein Schmerzensgeld von 6.000 Euro zahlen.“

Hamburg: Opfer fühlt sich alleine gelassen

Samia Stöcker fühlt sich allein gelassen. „Ich habe keine Opferentschädigung bekommen, keinen Pflegegrad, keine nötige psychologische Hilfe“, erzählt sie. „Weil ich keine Einrichtung für einen stationären Aufenthalt und keine ambulante Therapiestelle gefunden habe und immer nur Absagen bekam, bin ich nach wie vor nicht therapiert und perspektivlos. Ich bin schwer traumatisiert und habe Albträume. In meinem Beruf als Travestie-Künstlerin kann ich daher nicht arbeiten und lebe von Erwerbsminderungsrente und Grundsicherung.“

Den anstehenden Prozess sieht die Transfrau skeptisch. „Gegenüber Justiz und Behörden fühle ich mich ohnmächtig und ausgeliefert“, sagt sie. „Das Schlimmste wäre, wenn der Täter entweder weniger Schmerzensgeld zahlen muss oder sogar freigesprochen wird. Das würde meiner ganzen LGBT-Community massiv schaden und denen politisch in die Hände spielen, die in Deutschland gerade auf dem Vormarsch sind.“