In keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele Sexarbeiterinnen wie in Hamburg. Laut einer Untersuchung des Online-Portals „Erobella“ gibt es in der Hansestadt 1.700 registrierte Sexarbeiterinnen. Die Dunkelziffer ist jedoch weit höher. Wie viele genau auf den Straßenstrich gehen, ist nicht bekannt.
Auch im Hamburger Stadtteil St. Georg gehört illegale Sexarbeit zur Tagesordnung. Wer hier anschaffen geht, ist meist ganz am Ende angekommen. Oft sind die Frauen Drogen- und Alkoholabhängig. Ein Verbot soll den illegalen Straßenstrich in den Griff bekommen. Das ist jedoch eher kontraproduktiv, als es hilft.
Hamburg: Kritik am Kontaktverbot
Der illegale Straßenstrich rund um den Hansaplatz in Hamburg-St. Georg ist berühmt-berüchtigt für seine Armutsprostitution. Eigentlich herrscht in dem Stadtteil seit 2012 eine Kontaktverbotsverordnung, die es verbietet, im öffentlichen Raum Kontakt zu Personen aufzunehmen, um entgeltliche sexuelle Dienstleistungen zu vereinbaren. Bei Nichteinhaltung droht ein Bußgeld. Doch so gut gemeint das Gesetz auch ist – am Ende wird der Druck auf der falschen Seite erhöht, weiß Gudrun Gerb, Geschäftsführerin des Hilfsvereins „Ragazza“.
Freier würden das Kontaktverbot bei der Preisaushandlung mit der Sexarbeiterin nutzen, um den Endpreis nach unten zu drücken. „Das Kontaktverbot wird zu 100 Prozent auf die Frauen zurückgeschlagen“, mahnt Gudrun Gerb gegenüber MOIN.DE. Schon jetzt seien die Preise auf dem Straßenstrich in St. Georg kaum mit denen auf der Reeperbahn in Hamburg zu vergleichen. „Die Sexarbeit-Preise sind niemals ein Drittel von dem, der auf dem Kiez herrscht“, erklärt Gudrun Gerb im Interview mit MOIN.DE.
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Hamburg: Hier erhalten Frauen Hilfe
Frauen, die in der Sexarbeit tätig und drogensüchtig sind, finden bei „Ragazza“ Hilfe. Der in Hamburg-St. Georg ansässige Verein bietet neben einem Konsumraum (MOIN.DE berichtete) viele weitere Angebote: Hilfesuchende können sich unter anderem medizinisch untersuchen lassen, duschen und ihre Wäsche waschen. Außerdem bieten die Mitarbeiter Unterstützung bei Papierkram oder der Anmeldung in Entzugskliniken und anderen Einrichtungen an.
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Dass der Verein ausschließlich Hilfe für Frauen anbietet, ist bewusst gewählt. Im „Ragazza“ sollen sich Frauen geschützt fühlen. Oft erleben sie auf den Straßen von Hamburg harte Gewalt, oft von Männern ausgeübt. „Es ist wichtig, Einrichtungen ausschließlich für Frauen zu haben“, macht Gudrun Gerb gegenüber MOIN.DE deutlich. Mit seiner Arbeit leistet der Verein einen wichtigen Beitrag dazu, Frauen, die sonst niemanden haben, zu unterstützen.