Es war ein Anblick, den so bestimmt keiner erwartet hatte, der sich aber vorher abzeichnete. Ein Weltstar trat in Hamburg auf – und kaum einer ging hin. Das Konzert von Chris de Burgh in der Barclays-Arena verfolgten nur etwa 1.000 Menschen. Ein trauriger Anblick, den der Sänger aber mit Humor nahm (wir berichteten). Dass Veranstaltungen so mäßig besucht sind, ist längst kein Einzelfall.
Schon vorher in Rostock zeichnete sich ab, dass sich die Zahl der Konzert-Besucher in Hamburg in Grenzen halten wird. Denn auch dort kamen nur einige hundert Besucher beim Auftritt von Chris de Burgh zusammen. Was ist da los in der Branche? Haben die Menschen keine Lust mehr auf ihre Stars?
Konzert in Hamburg: Frage ist komplex
Alle Veranstaltungen über einen Kamm scheren, kann man nicht. Denn nach wie vor sind die Hallen und Stadien in Hamburg oft sehr gut besucht – besonders bei Top-Acts wie Rammstein, Apache 207 oder den Backstreet Boys (hier mehr dazu). Kleinere Künstler haben es hingegen schwerer.
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Sprecher Marc-Oliver Pabst von der Barclays-Arena sagt zu MOIN.DE:
„Bisher wurden nicht mehr Konzerte als sonst abgesagt und soweit uns bekannt ist, wurde keine Absage durch den Veranstalter mit geringen Ticketverkäufen begründet. Dieses Jahr fanden und finden Konzerte statt, die immer wieder verschoben wurden und bei denen die Tickets schon vor zwei Jahren gekauft wurden. Generell bleibt aber zu sagen, dass Ticketverkauf und Event-Kalkulation Hoheitsgebiet der Veranstalter sind und daher würde wir die Frage nach einer Einschätzung an diese verweisen wollen.“
Konzerte in Hamburg – diese Top-Acts stehen als nächstes an:
- Roland Kaiser am 3. November in der Barclays Arena
- Kraftklub am 14. November in der Sporthalle
- Sting am 20. und 21. November in der Barclays Arena
Einer der größten Konzert-Veranstalter im Norden ist FKP Scorpio. Dort teilt Sprecher Jens Rohde auf Anfrage mit: „Die Frage nach der Auslastung von Kulturveranstaltungen ist komplex.“ FKP Scorpio verzeichne „große Unterschiede in Abhängigkeit zur Größe der Acts oder der Veranstaltungsform.“ So hatte man bei Festivals im Sommer 2022 überhaupt keine Probleme: Hurricane, Southside, M’era Luna und Highfield – alles ausverkauft. Auch die besagten großen Konzert-Acts wie Ed Sheeran oder die Rolling Stones liefen gut. Dort hätten die Veranstalter „die übliche Begeisterung gespürt“.
Die sei hingegen bei kleineren Veranstaltungen nicht selbstverständlich – und einige von ihnen nicht gut besucht. Selbst einen Weltstar wie Chris de Burgh kann es ja bekanntlich sogar treffen.
Konzert in Hamburg: „Gründe sind vielfältig“
FKP-Scorpio-Sprecher Jens Rohde sagt zur mangelnden Nachfrage:
„Die Gründe dafür sind vielfältig. Nicht zuletzt, weil es durch die Pandemie zu einem Veranstaltungsstau gekommen ist, der durch die Kombination aus nachzuholenden und neuen Shows entstanden ist. Auch eine gleichbleibende Nachfrage verteilt sich dann auf mehr Shows als gewöhnlich, die im Mittel dann weniger Besucher verzeichnen.“
Auch Faktoren wie die steigende Inflation und geringere Kaufkraft würden eine Rolle spielen. „Gepaart mit einem allgemeinen Gefühl der Unsicherheit angesichts mehrerer Krisen.“ Das Ganze mache sich beim Konzert-Veranstalter im Absatz bemerkbar.
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Hinzu kommt noch ein weiteres Problem, das schon im Sommer auftrat: Personalmangel. So hieß es zum Beispiel vom Wacken-Festival zu den Absagen einiger Acts, unter anderem von Till Lindemann: „In den letzten Wochen mussten viele Bands, Konzerte und Festivals die Segel streichen. Beispielweise weil die Logistik für sie unmöglich geworden ist, das Personal fehlte oder die Verkaufszahlen, die Kosten nicht decken können angesichts der Inflation.“
Der ungeplante Ausfall einzelner Personen, etwa wegen Verletzungen oder Erkrankungen, könne ganze Touren zunichtemachen.