Großen Hamburger Persönlichkeiten wie Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, seiner Frau Loki oder Schauspieler Jan Fedder wurden im Michel die letzte Ehre erwiesen. Donnerstagabend kam diese besondere Anerkennung auch Michael Wollenberg zuteil.
Der Star-Koch, der mehrere renommierte Restaurants in Hamburg betrieb, war im Alter von 60 Jahren bei einem tragischen Wohnmobil-Unfall in Istanbul ums Leben gekommen.
Hamburg: Großes Staraufgebot
Im Michel waren alle Bänke besetzt. Neben seiner Familie und Lebensgefährtin Melanie kamen rund 500 Wegbegleiter. Darunter viele prominente Hamburger Persönlichkeiten wie Steakhaus-Erbin Christina Block, Unternehmer Detlef Fischer, HSV-Legende Bernd Wehmeyer, Enno Baron von Ruffin und Verlegerin Alexandra Jahr. Auch aus der Gastro-Szene waren zahlreiche Kollegen erschienen.
„Wir sind heute Abend vorbeigekommen, um uns zu verabschieden von Michael Manfred Wollenberg“, eröffnete Michel-Pastorin Julia Atze ihre Trauerrede. „Und welcher Ort könnte passender sein für einen Hamburger Jungen, namens Michael, als der Hamburger Michel? Du fehlst, gestern, heute, morgen, für immer.“ Sie nahm auch Bezug auf Wollenbergs schillernde Persönlichkeit. „Er ging an die Grenzen und manchmal darüber hinaus, über seine eigenen und die von anderen“, sagte die Pastorin. „Er war ein leidenschaftlicher Koch. Aber er konnte sich auch für viele andere Sachen begeistern. Angeln, Jagen, schnelle Autos, Tiere, Boxen, Tauchen.“
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Hamburg: „Er hatte so ein großes Herz“
Ausgelassen hat der Gastronom wirklich nichts. So ertönte zum Schluss eine Orgelmelodie nach Frank Sinatras „My Way“. Für den Inner Circle führte der Weg nach der Trauerfeier in die Boxer-Kneipe „Zur Ritze“, wo Betreiber Carsten Marek eine intime, kleine Feier für seinen Kumpel ausrichtete. Dabei wurde alter Zeiten gedacht und Anekdoten ausgetauscht. „Ich feierte meinen Geburtstag auf Kuba mit zwanzig Gästen“, erzählte der Kiezianer. „Michi flog ein, um für uns zu kochen. Dabei meckerte er nur herum, weil Gewürze in der Küche fehlten. Am Ende servierte er uns den allerbesten Hummer, den ich je gegessen habe.“
„Er hatte so ein großes Herz“, erzählte HSV-Legende Bernd Wehmeyer, der Jahrzehnte mit dem Ausnahme-Koch befreundet war. „Ich hatte Corona, und mir ging es richtig mies. Michi stellte mir jeden Tag ein tolles Essen vor die Wohnungstür, damit es mir bald besser ging. Obwohl ich das gar nicht annehmen wollte, bestand er darauf.“ Und Olli, ein ehemaliger Auszubildender, ergänzte: „Er war als Chef sehr streng und motzte viel herum. Trotzdem hatten wir Spaß. Einmal spritzten wir uns alle mit Wasserpistolen voll. Aber eine Minute, bevor das Restaurant öffnete, fiel der Vorhang und es lief ein ganz anderer Film. Dann begrüßte er persönlich die ersten Gäste. Michael Wollenberg war hochprofessionell und ein Vorbild für den Gastro-Nachwuchs.“