Der Elbtower sollte ein neues Wahrzeichen für Hamburg werden. Doch das Prestigeprojekt steht still und wird zum Problem der S-Bahn Hamburg und anderen. Seit eineinhalb Jahren ragt der Rohbau wie eingefroren an der Elbe etwa 100 Meter hoch in den Himmel. Der Bauherr ist zahlungsunfähig, der Baugrund problematisch. Der Traum vom höchsten Hochhaus Norddeutschlands gerät ins Wanken.
Die Probleme gehen über die Baustelle hinaus. Rund um die benachbarte S-Bahn-Station Elbbrücken kommt es zu Bewegungen im Baugrund. Der Druck des Rohbaus wirkt sich auf umliegende Bauwerke aus – auch auf die Anlagen der Deutschen Bahn. Eine Entwicklung, die alarmiert.
S-Bahn Hamburg: Stillstand auf der Baustelle
Laut eines Bescheides des Hamburgischen Amtes für Bauordnung und Hochbau vom 3. März 2025 wurden an der Station Elbbrücken „Überschreitungen von Grenz- und Alarmwerten“ festgestellt, berichtet der „Norddeutsche Rundfunk“ (NDR). Der Bescheid wurde an den Insolvenzverwalter der Elbtower Immobilien GmbH & Co KG gerichtet. Die Bauaufsicht verlangt, dass „Setzungsfolgen“ durch geeignete Maßnahmen beseitigt werden, bevor der Bau fortgesetzt werden darf.
Wer den Bau übernehmen will, muss zuerst in die Stabilisierung der Bahnanlagen investieren. Einige Reparaturen sind bereits erfolgt. So wurde laut Bahn und Stadtentwicklungsbehörde im vergangenen Jahr ein Lager an einer Eisenbahnbrücke getauscht. Weitere Eingriffe sind für dieses Jahr geplant. Welche Bauwerke konkret betroffen sind, bleibt offen. Die Stadt stuft die Lage offiziell als „unkritisch“ ein.
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Probleme waren „erwartbar“
Diese Einschätzung stößt auf Widerspruch. Die baupolitische Sprecherin der Linken, Heike Sudmann, äußerte gegenüber dem NDR deutliche Kritik: „Wenn die Bauaufsicht Alarmwerte festlegt und die dann überschritten werden, leuchtet es nicht ein, dass das als unkritisch gilt.“ Die Gründe sind ihrer Meinung nach klar: „Der Elbtower ist dermaßen politisch gewollt, dass im wahrsten Sinne versucht wird, es irgendwie hinzubiegen.“
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Schon vor dem ersten Spatenstich hatte die Deutsche Bahn (DB) Bedenken. In einer späteren Stellungnahme warnte sie erneut: Die Standsicherheit der Bahnanlagen und ein störungsfreier Betrieb seien gefährdet. Ein Bahnsprecher erklärte gegenüber dem NDR, die aktuellen Probleme seien „erwartbar“, der laufende Betrieb nicht beeinträchtigt. Vertraglich hat sich die DB bereits abgesichert. Der Verursacher muss die Schäden tragen.
Der ursprüngliche Bauherr René Benko ist nicht mehr zahlungsfähig. Gegen ihn wird in Wien wegen Betrugsvorwürfen ermittelt. Wie sich die Setzungsfolgen entwickeln, wenn das Gebäude weiter auf die geplante Höhe von 245 Metern wächst, ist unklar. Sicher ist: Mehr Gewicht bedeutet mehr Druck. Auch das geplante Naturkundemuseum mit schweren Exponaten könnte zusätzliche Belastung bringen.