Er wollte in Uganda nur Gutes tun und armen Kindern aus den Slums zu einem besseren Leben verhelfen. Doch jetzt fand Jan Karras aus Hamburg im Alter von 57 Jahren dort selbst den Tod. Das teilte sein Hamburger Anwalt Kemal Su, mit dem er erst im Februar den Hilfsverein „Daiya Kids e.V.“ gegründet hatte, auf Anfrage von MOIN.DE mit.
Demnach sei der ehemalige Bodyguard von Schauspieler Til Schweiger und Security-Spezialist mit Sonderausbildung in Kriegsgebieten abends schlafen gegangen und dann nicht wieder aufgewacht.
Til Schweigers Ex-Bodyguard geht zu Bett und wacht nicht wieder auf
Am nächsten Morgen sollte Karras von anderen Helfern abgeholt werden. Stattdessen erhielten sie die traurige Nachricht.
Die Todesursache steht inzwischen fest: Herzversagen. Von einigen Herzproblemen war immer wieder mal die Rede gewesen. Auf andere alltägliche Risiken in so einem Krisengebiet hatte sich Jan Karras vorbereitet. In einem früheren MOIN.DE-Interview sagte er: „Ich bin gegen alles geimpft, gegen das man sich impfen lassen kann. Aber in den Slums kann man sich auch mit Krankheiten infizieren, die es in Europa nicht mehr gibt. Ich bin mir über das Risiko bewusst.“
Risiken scheute er in der Tat nicht. Jan Karras, der 40 Jahre lang Kampfsport ausübte, früher mal Polizist war und sich später aufgrund seiner militärischen Waffenausbildung sogar drei Jahre lang in Afghanistan verpflichtete, besuchte vor einiger Zeit zum ersten Mal die Slums in Kampala, Ugandas Hauptstadt.
Das ist Jan Karras
- Karras war lange Zeit Bodyguard von Til Schweiger
- Zwei mal schlüpfte er auch in kleine Filmrollen; in den Schweiger-Filmen „Honig im Kopf“ und „Hot Dog“
- Früher war er Polizist und ist nun Sicherheitsberater bei einer Security Firma in Hamburg
- Er verfügt über weitreichende Kenntnisse im Umgang mit Waffen und Security Management
- Der volltätowierte Hüne ließ sich einst in Japan einen Königsdrachen stechen und betäubte sich dabei nur mit Wodka
- Til Schweiger schätzt er bis heute und fühlt sich ihm freundschaftlich verbunden
Jan Karras reist nach Uganda um Kindern zu helfen
Da war dem Zwei-Meter-Hünen mit einem Kampfgewicht von 128 Kilogramm sofort klar, dass er gebraucht wird. „Als ich das Elend sah, habe ich mich geschämt, dass ich nicht schon viel früher meine Hilfe eingesetzt habe“, erzählte er und organisierte sich mit anderen Helfern vor Ort.
Einer von ihnen ist Sam Childers, auf dessen Leben der Hollywood-Streifen „Machine Gun Preacher“ basiert und den er kürzlich auch in Hamburg vorgestellt hat, um gemeinsam für Hilfe für Straßenkinder zu werben. Gemeinsam unterstützten Childers und Karras Waisenhäuser und Krankeneinrichtungen, sammeln kleine Kinder von den Straßen und ermöglichten medizinische Versorgung und ein Dach über dem Kopf.
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Zwischendurch flog Jan Karras immer wieder in seine Heimatstadt Hamburg, um neue Gelder zu mobilisieren. Er jobbte auch selbst im Beach Club auf dem Dach der Hamburger Meile als Security, um anschließend gleich wieder nach Uganda zu fliegen und dort seiner Mission zu folgen.
Wegbegleiter trauern um Jan Karras
In seinem letzten Facebook-Post vor drei Tagen schrieb er: „Ich bin immer noch in Afrika. Wir haben hier täglich mit neuen Problemen zu kämpfen. Ich habe meinen Aufenthalt hier verlängert, um für unsere Kinder zu kämpfen. In den letzten drei Wochen habe ich viel großzügige Unterstützung aus Hamburg bekommen… Ich werde mich nochmal bei jedem persönlich bedanken….“
Jan Karras hatte noch viel mehr vor. Der Bau eines neuen Waisenhauses stand an. Und er wollte selbst auch Kindersoldaten befreien. Als die Nachricht über seinen Tod bekannt wurde, ging ein Lauffeuer durch die sozialen Medien. So viele Leute kannten und mochten das Unikum, das in keiner festen Beziehung war und eine erwachsene Tochter hinterlässt.
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Michael Ries, selbst eine bekannte Hamburger Szene-Legende und ein langjähriger Wegbegleiter von Jan Karras bringt es auf den Punkt: „Jan stach nicht nur durch seine imposante körperliche Präsenz aus der Masse hervor. Sein großmütiges und wohlwollendes Herz war proportional überdimensioniert. Ob als Sicherheitsbeauftragter bei Großveranstaltungen oder als Bodyguard von Til Schweiger, in seiner Gesellschaft fühlte man sich stets wohl und gut aufgehoben.“
Dass er nun nicht mehr lebt, bedeutet auch einen großen Verlust für seine Schützlinge aus den Slums. Die nannten ihn liebevoll „Muzungu“. Das bedeutet „Weißer Mann“. Sie werden jetzt irgendwie damit klarkommen müssen, dass ihr „Muzungu“ nicht mehr für sie da ist.