Panikrocker Udo Lindenberg gehörte zu den vielen sogenannten West-Stars, die damals in der DDR aufgetreten sind – allerdings unter strenger Aufsicht und Kontrolle.
In den 80er-Jahren bemühte sich der Hamburger häufig um einen Auftritt – oftmals vergebens. Bis am 25. Oktober 1983 Udo Lindenberg dann doch in Ost-Berlin ein Konzert gab. Währenddessen spielten sich unglaubliche Szenen auf den Straßen ab.
Udo Lindenberg reagierte auf Auftrittsverbot in der DDR
Aber wie kam es dazu? Nachdem ihm verboten wurde, in der DDR aufzutreten, reagierte der Sänger mit dem Lied „Sonderzug nach Pankow“ und sang: „Ey, Honey, ich sing‘ für wenig Money im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst.“
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Doch die Staatsmacht verbot den Song, da er den damaligen kommunistischen Politiker Erich Honecker als „Oberindianer“ bezeichnet. Aber lange konnte die Regierung Udo Lindenberg nicht ignorieren, da er in der DDR einer der beliebtesten Sänger war, berichtet der „NDR“.
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Das ist Udo Lindenberg:
- Udo Gerhard Lindenberg wurde am 17. Mai 1946 in Gronau (Westfalen) geboren
- Udo Lindenberg ist nicht nur Rockmusiker, sondern auch Schriftsteller und Maler
- Sein Markenzeichen sind der Hut, die dunkle Brille und natürlich die markante Stimme
- In seinen ersten Hamburg-Jahren lebte Udo Lindenberg in einer Wohngemeinschaft u.a. mit Marius Müller-Westernhagen und Otto Waalkes zusammen
- Udo Lindenberg lebt seit Jahren im Hamburger Hotel „Atlantic Kempinski“
- Seit Ende der 90er-Jahre ist Udo Lindenberg mit der 31 Jahre jüngeren Fotografin Tine Acke liiert
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Und so kam es dann zum Auftritt im „Palast der Republik“ in Ost-Berlin. Unter dem Titel „Frieden für die Welt“ stellte die DDR-Regierung die Veranstaltung in einen politischen Zusammenhang.
Udo Lindenberg: „Krank und pervers“
Der Panikrocker trat unter sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen und vor einem ausgesuchtem Publikum sowie mit ausgewählten Liedern auf. Im DDR-Fernsehen wurde das Konzert nur zeitversetzt übertragen, da die Sorge vor möglichen Provokationen seitens Udo Lindenbergs bestand.
Vor der Arena in Ost-Berlin war die Stasi währenddessen im Einsatz. Es spielten sich unglaubliche Szenen ab. An den Absperrungen kam es zu Tumulten zwischen der Volkspolizei und vielen Jugendlichen, es gab etwa 50 Festnahmen. Auf den Wachen werden viele Jugendliche misshandelt.
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„Später habe ich dann erfahren, dass die VoPos (Volkspolizisten) viele von ihnen zusammengeschlagen und eingeknastet hatten. Nur, weil sie Fans von diesem Sänger mit Hut waren. Krank und pervers“, urteilte Lindenberg.
Gegen Mitternacht reist der Musiker wieder über die Invalidenstraße nach Westberlin aus. Die Ansammlung am „Palast der Republik“ wird laut Stasi-Akten gegen 0.30 Uhr „komplett aufgelöst“.
Nach seinem Auftritt plante Lindenberg eine Tournee durch die DDR – vergebens. Der Künstler erhielt dafür keine Erlaubnis, da er sich nach Ansicht der SED-Regierung während des Konzerts unpassend geäußert habe.
Udo Lindenberg schenke Honecker Lederjacke
Um für etwas Frieden zu sorgen, schickte Lindenberg anlässlich der Ausschreitungen in Ost-Berlin während der Feier zum 750. Jubiläum der Stadt 1987 eine Lederjacke und einen offenen Brief an Honecker. Der bedankte sich daraufhin mit einer Schalmei, aber das Auftrittsverbot blieb weiter bestehen.
Das blieb auch nach einem Besuch von Honecker in die Bundesrepublik, als er sich auch mit Udo Lindenberg traf. Der Sänger schenkte dem Politiker eine Gitarre mit der legendären Aufschrift „Gitarren statt Knarren“ als Zeichen der gemeinsamen Friedensbemühungen.
Erst nach dem Mauerfall konnte sich der Künstler seinen Wunsch erfüllen und 1990 eine Tournee durch die ehemalige DDR machen.
Udo Lindenberg: „So grotesk, so abartig…“
Der Hamburger kennt seitdem alle Stasi-Papiere über ihn.
„Als ich kurz nach der Wende zum ersten Mal meine Stasiakte las, musste ich wegen all der Tragik dieses Spitzeltums erst mal ’n Schock überwinden und kräftig durchatmen, weinenden Auges – später dann aber auch lachenden Auges, so grotesk, so abartig, so komisch war es gleichzeitig“, sagt Udo Lindenberg in der NDR-Dokumentation „Die Akte Lindenberg – Udo und die DDR“ aus dem Jahr 2011.
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Der Hamburger Rocksänger kennt die Unterlagen sehr genau: „In meiner Akte steht zum Beispiel über meine Person: ,Seine Erscheinung ist geprägt durch eine typische, fast standardisierte Kleidung (Filzhut, Röhrenhosen aus Gummi, Halbstiefel und T-Shirts meist schwarzfarben) und durch eine bewusst fläzige und lässige Gestik.‘ Da sieht man mal, wie bescheuert die Stasi-Kontrollettis waren: Gummi? – Mensch, Jungs, das war Leder!“ (oa)
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