Nach einer Weihnachtsreise folgt bei den meisten Aida-Gästen wohlige Erschöpfung, garniert mit fantastischen Erinnerungen. Doch nicht für Chris Böckle, der nach einem Feiertags-Trip sogar komplett auf Kreuzfahrten verzichten will.
Das Thema, das ihn sichtlich mitnimmt, bringt ihm sofort massiven Gegenwind von Aida-Liebhabern ein – und dabei geht es nicht um Umweltschutz.
Aida: Personal-Probleme an Bord
Eine „absolut schöne Weihnachtsreise“ habe Chris Böckle auf der „Aida Blu“ erlebt, erzählt er. Dennoch komme er sich „schlecht vor“, und will Kreuzfahrten abschwören. Was ist passiert?
Mit als zu klein empfundenen Kabinen, Buffet-Aufreger oder abgesagten Ausflügen hat das nichts zu tun. Was dem Kreuzfahrer mehr als sauer aufstößt: Der überwiegende Anteil der Crew stammt aus ärmeren Ländern, oftmals von den Philippinen – während dessen Chefs zu meist aus Europa kommen.
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Geringverdiener auf hoher See
Was nach Kolonial-Gebaren klingt, sieht in reinen Zahlen tatsächlich erschreckend aus: Über ein Drittel des gesamten Bord-Personals auf Aida-Schiffen stammt von den Philippinen. Bei insgesamt rund 14.000 Beschäftigten ist das eine ganze Menge. Besonders bitter für Chris Böckle: Die Bezahlung der Arbeitskräfte in den „unteren Reihen“.
Wie „fvw.de“ bereits aufdeckte, schwankt der Verdienst an Bord sehr stark – von rund 700 Euro im Monat bis 100.000 Euro im Jahr ist quasi alles dabei. Dabei liegt mit etwa 700 bis 900 Euro der Verdienst der meisten Philippinos sogar deutlich über dem, was sich in der Heimat durchschnittlich verdienen lässt. Trotzdem ist das wenig. Laut Aida-Unternehmensangaben beträgt die monatliche Arbeitszeit 285 Stunden, damit kommt man auf einen Stundenlohn von etwa 2,50 Euro.
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„Danke für nichts an Aida“
(Ex-)Kreuzfahrer Chris Böckle wünscht sich da mehr: Er will einen Mindestlohn wie in Deutschland für die Crew. „Ist es gerecht, wenn die Crew von deutschen Standards profitiert? Aber hallo!“, verkündet er nach seiner Reise in den sozialen Netzwerken. Von Aida will er nichts mehr wissen. „Danke für nichts an Aida“, lautet sein Fazit.
Von der Leistung der Crew an Bord der „Blu“ zeigt sich der Empörte dafür begeistert und auch die Reise sei schön gewesen, versichert er. Nur die Bezahlung der Arbeitskräfte müsse endlich „auf den Tisch“. Neben Zustimmung passt das vielen Kreuzfahrern aber überhaupt nicht.
„Schäm dich selber“, merkt ein Kreuzfahrer provokant an. Andere führen in teils ermüdenden Monologen aus, ohne einen Niedriglohn-Sektor an Bord breche „das System“ zusammen. Klar nach dem Motto: Wer soll das bezahlen? Sich wegen ärmeren Menschen auf der Welt schlecht zu fühlen, halten nicht wenige für komplett falsch.
Eine Lösung des Dilemmas rund um gerechte Löhne ist sobald wohl nicht in Sicht. Aida Cruises äußerte sich bislang nicht zu den Arbeitsbedingungen an Bord der Flotte.