Im Wahlkreis mit der Nummer 1 ganz oben im Norden war es bei der Bundestagswahl ziemlich spannend. Petra Nicolaisen von der CDU wollte in Flensburg-Schleswig, zu dem neben der kreisfreien Stadt Flensburg auch der Kreis Schleswig-Flensburg gehört, ihr Direktmandat verteidigen. Doch es kam anders.
Nach einer fulminaten Aufholjagd setzte sich Robert Habeck von den Grünen gegen Nicolaisen durch und holte erstmals in Schleswig-Holstein ein Direktmandat für seine Partei. Außerdem hat es bei der Bundestagswahl ein absoluter Außenseiter aus der Stadt Flensburg in den Bundestag geschafft!
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Erststimmen-Ergebnis in Schleswig-Flensburg (Wahlkreis 1, Stand: 23 Uhr, 304 von 304 Wahllokalen ausgezählt)
- Franziska Brzezicha (SPD): 21,8%
- Petra Nicolaisen (CDU): 23,4%
- Robert Habeck (Grüne): 28,1%
- Christoph Anastasiadis (FDP): 6,9%
- Jan Petersen-Brendel (AfD): 5,5%
- Katrine Hoop (Linke): 3,7%
- Stefan Seidler (SSW): 7,3%
News-Blog zur Bundestagswahl in Flensburg
+++ News-Blog zur Bundestagswahl in Flensburg aktualisieren +++
Montag, 27. September:
11.30 Uhr: Grünen-Chef Habeck holt in Schleswig-Holstein Direktmandat
Der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck hat bei der Bundestagswahl erstmals in Schleswig-Holstein für seine Partei ein Direktmandat gewonnen.
Nach Angaben der Kreisverwaltung holte der 52-Jährige am Sonntagabend den Wahlkreis Flensburg-Schleswig mit 28,1 Prozent der Erststimmen. Er bezwang die CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen (55), die nach Auszählung aller Stimmen auf 23,4 Prozent kam.
„Ich bin überwältigt von dem mir entgegengebrachten Vertrauen“, erklärte Habeck. „Es ist ein Privileg den Wahlkreis 1, meine Heimat, als direkt gewählter Abgeordneter zu vertreten. Mit all meiner Kraft werde ich mich in Berlin für die Region einsetzen.“
Der ehemalige schleswig-holsteinische Umweltminister führt die Grünen seit 2018 zusammen mit Annalena Baerbock.
6.28 Uhr: SSW feiert Einzug in den Bundestag
Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) hat am späten Sonntagabend die wahrscheinliche Rückkehr in den Bundestag nach mehreren Jahrzehnten gefeiert. Die von der Fünf-Prozent-Hürde befreite Minderheitenpartei aus Schleswig-Holstein stellt Hochrechnungen zufolge künftig einen Abgeordneten in Berlin.
„Das ist eine Riesensensation für unsere kleine, aber fantastisch tolle Partei“, sagte Spitzenkandidat Stefan Seidler, der künftig als fraktionsloser Abgeordneter im Bundestag sitzen will. „Das ist der reine Wahnsinn. Wir sind drin. Ein Mandat. Es muss jetzt auch mit ganz wilden Dingen zu gehen, wenn es nicht klappt.“
Ob der SSW tatsächlich ins nationale Parlament einziehen wird, wird voraussichtlich erst am frühen Montagmorgen feststehen. Die Partei der dänischen Minderheit und der nationalen Friesen hatte zum ersten Mal seit 60 Jahren wieder an einer Bundestagswahl teilgenommen.
Die Fünf-Prozent-Hürde gilt für sie als Partei einer nationalen Minderheit nicht. Sie musste nur so viele Stimmen gewinnen, dass ihr nach dem Berechnungsverfahren ein Sitz zusteht.
Sonntag, 26. September:
22.36 Uhr: Habeck triumphiert in seiner Heimat
Das Abschneiden der Grünen bei der Bundestagswahl insgesamt ist mehr als dürftig. Man hat sich deutlich mehr versprochen als bei 15 Prozent rumzukrebsen.
Robert Habeck hat dennoch Grund zur Freude: In seiner Heimat Flensburg konnte er mit einem beachtenswerten Ergebnis der CDU das Direktmandat abluchsen und setzte sich mit 28,1 Prozent der Stimmen gegen Petra Nicolaisen durch (23,4 Prozent).
Habeck hat in seiner Heimat damit deutlich mehr Zuspruch erfahren als die Grünen insgesamt. Die erzielten bei den Zweitstimmen im Wahlkreis Flensburg-Schleswig- nämlich nur 18,6 Prozent, was aber immer noch über dem Bundesergebnis von ca. 15 Prozent liegt.
Somit ist klar: Die Menschen in der Stadt Flensburg und im Kreis Schleswig-Flensburg wollten unbedingt, dass Robert Habeck das Direktmandat holt.
21.05 Uhr: Grünen-Kandidat zieht davon
Wie bereits im Beitrag zuvor schon vermutet wurde, geht jetzt doch noch einiges für Robert Habeck. Der Grünen-Kandidat hat seine Konkurrentin Petra Nicolaisen mittlerweile deutlich überholt und führt. Ein Großteil der Erststimmen ist ausgezählt.
Robert Habeck kommt auf 27,4 Prozent der Stimmen, Petra Nicolaisen erzielt nur noch 23,8 Prozent.
Es sieht also sehr danach aus, als würde sich der Grünen-Promi das Direktmandat in seiner Heimat schnappen und braucht damit nicht auf den Listenplatz hoffen.
20.15 Uhr: Robert Habeck holt auf!
Robert Habeck holt in großen Schritten im Kampf um das Direktmandat auf. Mit 25 Prozent der Erststimmen hat er Petra Nicolaisen (CDU, 25,5 Prozent) nun fast eingeholt.
Und: In Habecks-Heimat, der Stadt Flensburg, wurden bislang mit Abstand am wenigsten Gebiete ausgezählt (14 von 66). Im Kreis Schleswig-Flensburg hingegen schon 169 von 238 Gebieten.
Gut möglich also, dass da noch etwas geht für den Grünen in den nächsten Stunden…
19.08 Uhr: Habeck liegt in seinem Wahlkreis zurück
Großes Interesse liegt bei der diesjährigen Bundestagswahl auf dem Wahlkreis Schleswig-Flensburg. Denn hier tritt Robert Habeck (Grüne) an, der fast zum Kanzlerkandidaten seiner Partei geworden wäre.
Mittlerweile liegen die ersten Zahlen vor, etwas mehr als zehn Prozent der Stimmen sind ausgezählt. Stand 19.05 Uhr würde Robert Habeck kein Direktmandat gewinnen, sondern erneut seine Konkurrentin Petra Nicolaisen von der CDU.
Die Christdemokratin kommt auf 28,8 Prozent, Robert Habeck auf 23,3 Prozent. Interessant: Bei den Zweitstimmen kommen die Grünen lediglich auf 16 Prozent. Heißt: Robert Habeck ist deutlich beliebter in Schleswig-Flensburg als seine Partei.
18.05 Uhr: Außenseiter schafft es wohl in den Bundestag!
Was für eine riesige Überraschung in Schleswig-Holstein. Die Partei der dänischen und friesischen Minderheit (Südschleswigscher Wählerverband, SSW) wird wohl laut erster Prognose mit einem Mandat in den Bundestag einziehen!
+++ SSW überrascht bei der Bundestagswahl: Was ist das überhaupt für eine Partei? +++
SSW-Spitzenkandidat ist Stefan Seidler aus Flensburg. Der 41-Jährige ist seit 2014 Dänemark-Koordinator der Landesregierung.
Der SSW genießt als Minderheiten-Partei einen Sonderstatus und fällt nicht unter die 5-Prozent-Regelung. Zuletzt konnte die Partei 1949 ein Mandat bei einer Bundestagswahl erreichen.
Nach 1961 stellte die Partei ihre Bemühungen mangels Erfolgsaussichten ein und konzentrierte sich auf die Kommunal- und Landespolitik. Der Wählerverband trat nun das erste Mal seit 60 Jahren wieder bei einer Bundestagswahl an.
17.39 Uhr: Grüner bleibt im Zug stecken
So ein Pech: Um 18 Uhr werden die wichtigen ersten Prognosen zur Bundestagswahl veröffentlicht. Der Grüne Europa-Abgeordnete Rasmus Andresen aus Schleswig-Holstein wird sie möglicherweise aus dem Zug heraus ansehen müssen anstatt mit seinen Kollegen bei der Wahlparty in Kiel. Um 17 Uhr twitterte er: Wenn man eine Stunde vor der wichtigsten Wahl des Jahrzehnts in der Regionalbahn zwischen Flensburg & Kiel liegen bleibt…“
16.17 Uhr: Hohe Wahlbeteiligung zeichnet sich ab
Die Bundestagswahl ist in Schleswig-Holstein am Sonntag ruhig und ohne Zwischenfälle angelaufen. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 14 Uhr 55,5 Prozent der fast 2,3 Millionen Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der Wahl vor vier Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt lediglich 50,8 Prozent. Die Briefwähler waren zu diesem Zeitpunkt jeweils zu zwei Dritteln einberechnet.
14.27 Uhr: Lange Schlangen vor den Wahllokalen
Es zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung in Flensburg ab. Bereits am Morgen haben sich vor mehreren Wahllokalen lange Schlangen gebildet. Beispielsweise in Flensburg-Weiche. Hier standen die Bürger vor dem Schulgebäude bis auf den Schulhof hinaus.
+++ Flensburg: Diese Zeitungsanzeige lässt Menschen erschaudern – „Selber tot?“ +++
Ein Wähler sagte dem „Flensburger Tageblatt“, dass er solch eine hohe Wahlbeteiligung mit langen Wartezeiten vor diesem Wahllokal in den letzten 20 Jahren nicht mehr erlebt habe.
Auch vor dem Wahllokal im Alten Gymnasium sollen Wähler etwa 15 Minuten gewartet haben, bis sie zur Stimmabgabe kamen.
Samstag, 25. September:
13.00 Uhr: Bereits ein Drittel der Menschen in Flensburg hat bereits abgestimmt
Bei der Bundestagswahl 2017 hatten 12.500 Menschen in Flensburg von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht. In dieser Jahr ist die Nachfrage noch größer.
Am Freitag hatten bereits mehr als 17.000 Flensburger ihre Stimmen abgegeben. Insgesamt seien 17.452 Briefwahl-Unterlagen beantragt worden, sagte Rathaus-Sprecher Clemens Teschendorf zu „shz.de“.
Damit haben bereits ein Drittel aller Wähler ganz oben im Norden abgestimmt. Insgesamt gibt es in der Stadt 69.303 Wahlberechtigte. Eine Wahlbeteiligung von 75 Prozent, also rund 52.000 Flensburger, wird erwartet.
Freitag, 24. September:
Direktkandidatin der CDU mit 40 Prozent der Stimmen gewählt
Petra Nicolaisen vertritt Flensburg seit 2017 in Berlin. Die gelernte Industriekauffrau mit Jahrgang 1965 war von 2009 bis 2017 Landtagsabgeordnete in Schleswig-Holstein.
Bei der Bundestagswahl 2017 holte sie 40 Prozent der Erstimmenanteile. Clemens Teschendorf von der SPD folgte abgeschlagen auf Platz 2 mit 28 Prozent. In der Vergangenheit war der Wahlkreis stets an CDU oder SPD gegangen.
Dieses Jahr kommt prominente Konkurrenz von den Grünen. Robert Habeck ist als Co-Chef seiner Partei und ehemaliger Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein ein bekanntes Gesicht. Der Politiker ist beliebt.
Als es für die Grünen nach ihrem anfänglichen Höhenflug plötzlich abwärts ging in den Umfragen, wurden Stimmen laut, die Grünen sollten umsatteln und statt auf Annalena Baerbock auf Robert Habeck als Kanzlerkandidat setzen.
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Das ist Flensburg:
- Die kreisfreie Stadt Flensburg ist nach Kiel und Lübeck die drittgrößte Stadt im Bundesland Schleswig-Holstein
- Flensburg liegt am Ende der Flensburger Förde, dem westlichsten Punkt der Ostsee, und an der nördlichen Grenze der Halbinsel Angeln
- Die Hafenstadt gliedert sich in 13 Stadtteile und 38 statistische Bezirke
- In Flensburg leben rund 90.000 Einwohner (Stand: Dezember 2019)
- Die Stadt liegt direkt an der dänischen Grenze und galt lange Zeit als Zentrum der dänischen Minderheit. Heute leben rund 2.300 Dänen in Flensburg (Stand: Dezember 2019)
- Bundesweit bekannt ist die Stadt vor allem durch die vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten „Punkte in Flensburg“
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Doch auch wenn Robert Habeck gerne Kanzlerkandidat der Grünen geworden wäre und im Spitzen-Duo mit Annalena Baerbock im Wahlkampf deutschlandweit unterwegs ist, steht für ihn eigentlich der hohe Norden im Fokus.
Für die SPD kandidiert Franziska Maria Brzezicha, Jahrgang 1995. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales Kerstin Griese.
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Das sind alle Direktkandidatinnen und -kandidaten, die du mit deiner Erststimme im Wahlkreis Flensburg-Schleswig wählen kannst:
- Petra Nicolaisen, CDU
- Franziska Maria Brzezicha, SPD
- Christoph Georgios Anastasiadis, FDP
- Robert Habeck, Grüne
- Jan Petersen-Brendel, AfD
- Katrine Hoop, Die Linke
- Arne Olaf Jöhnk, Frei Wähler
- Marko Wölbing, Die Basis
- Dariush Keshavarz Khorasgani, Du
- Uwe Hermann Christiansen, LKR
- Stefan Seidler, SSW
Sollte es für Robert Habeck nicht klappen mit dem Direktmandat, stehen seine Chancen für einen Einzug in den Bundestag dennoch ziemlich gut. Er steht auf Listenplatz 2. Bei Petra Nicolaisen wären die Chancen je nach Zweitstimmenanteil der CDU ungewisser. Sie steht auf Platz 4 der Landesliste.
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Die Bundestagswahl in Norddeutschland:
- Bundestagswahl in Kiel: Neuauflage des Duells Stein (SPD) gegen Stritzl (CDU)
- Bundestagswahl in Hamburg: Aufwind für FDP, SPD und Grüne – bei der CDU hingegen zittern sie
- Hamburg: Annalena Baerbock kassiert Pfiffe am Jungfernstieg – und hat sofort eine Antwort parat
- Hamburg: Dieser Linken-Politiker räumt sein Büro im Bundestag – sogar einige CDUler trauern ihm nach
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Die Wahllokale im Wahlkreis Flensburg-Schleswig haben am Sonntag, 26. September von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Informationen dazu findest du >>> hier. (kbm, mk, rg)