In der englischen Wirtschaftssprache spricht man in Branchen vom sogenannten „boom and bust“. Salopp übersetzt folgt in diesen Industrien also auf die fetten Jahre oft eine Zeit, in der man deutlich auf die Kostenbremse treten muss. Das heißt natürlich nicht, dass die Hersteller – wie im zuletzt boomenden Camping-Geschäft – vor Angst schreiend durch die Produktionshallen rennen müssen. Es ist aber eine deutliche Warnung, dass die Euphorie sich in jeder Branche schnell mal legen kann. Vielleicht sogar schneller, als einem lieb ist.
Eine neue Studie zeigt jetzt, wie es um die Gesundheit der Camping-Branche wirklich bestellt ist. Vor allem ein Aspekt zeichnet dabei dunkle Wolken ins Zukunftspanorama der Händler. Ist der Boom in der Industrie endgültig passé?
Camping: Beunruhigende Zahlen
Verdrehte Welt im Camping: Während die Hersteller in den Corona-Jahren mit der Produktion gar nicht hinterherkamen, drehte sich die Situation 2024 fast ins Gegenteil. Jetzt sind die Kapazitäten in den Werken da, aber das Kundeninteresse ist stark abgeflacht. Immerhin hat sich die Stimmung unter den Händlern laut einem aktuellen Bericht von „Focus Caravaning“ im Vergleich zum Frühjahr leicht gebessert. Die Studie hat 100 spezialisierte Caravning-Händler nach ihrer Zufriedenheit befragt. Ergebnis: Der Stimmungswert stieg leicht auf 90 Punkte – fünf Punkte mehr als noch im Frühjahr 2024. Der Teufel versteckt sich aber bekanntlich im Detail.
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Auch wenn sich die Stimmung insgesamt leicht erhöhte, blieb die Zahl der unzufriedenen Händler nämlich auf einem hohen Niveau. Tatsächlich hat sie sich von Mai auf November 2024 sogar um zwei Prozentpunkte erhöht. Ganze 36 Prozent der befragten Händler gaben in der aktuellen Studie demnach an, mit ihrer derzeitigen Situation nicht zufrieden zu sein. 12 Prozent davon sind sogar „überhaupt nicht zufrieden“. Zum Vergleich: Laut einer Recherche des „Handelsblatts“ lag der Anteil unzufriedener Händler am Ende der Corona-Pandemie im Jahr 2022 bei gerade einmal fünf Prozent.
DAS sind die Gründe für die maue Stimmung
Als Gründe für die vergleichsweise maue Stimmung unter den Händlern nennt der Report die großen Warenbestände und die gestiegenen Einkaufspreise. Auch fehlende Finanzierungs- und Leasingangebote bemängeln die Betriebe.
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Gleichzeitig gibt es auch positive Signale im Bericht. So bleibt die Auslastung der Werkstätten über alle Unternehmen hinweg auf einem weiterhin hohen Niveau. Genauer gesagt bei 96 Prozent. Darin verbirgt sich aber auch eine Gefahr, wie Niklas Haupt, Chef des Marktforschungsunternehmens „MiiOS“ ermahnt: „So eine hohe Werkstattauslastung ist sicherlich erfreulich, birgt aber gleichzeitig auch erhebliche Risiken“, sagte er. „Lange Wartezeiten auf einen Werkstatttermin und hohe Stundenverrechnungssätze können eine budgetorientierte Kundschaft dauerhaft abschrecken – dies gilt es, zu vermeiden.“