Es ist ein Thema, das Anwohner, Naturschützer und Urlauber auf der Ostseeinsel Fehmarn seit langer Zeit beschäftigt.
Viele von ihnen hatten sich bereits gefreut, dass die Bauarbeiten des Mega-Tunnels, der Fehmarn und Dänemark verbinden wird, gestoppt werden sollen. Doch nun gibt es eine neue Entwicklung.
Fehmarn: Sensible Riffe bereits zerstört
Im Oktober haben die Arbeiten zum Fehmarn-Belttunnel auch auf deutscher Seite begonnen. Seither versuchen Gegner des Projekts, den Bau noch zu verhindern.
Am Montag schließlich fällte das Bundesverwaltungsgericht die Entscheidung, die Arbeiten in den sensiblen Riffen zu überprüfen. Beim Schutz des Ökosystem gab es nach Ansicht vieler noch Nachholbedarf. Das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung hatte zuvor einen entsprechenden Antrag eingereicht (MOIN.DE berichtete). Zunächst sah es so aus, als würden die Arbeiten gestoppt werden.
Nun jedoch gibt es neue Erkenntnisse. Der Bauträger des Ostseetunnels hat Fakten geschaffen. „Die Bauarbeiten an den Riffflächen haben im Oktober bereits begonnen“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) am Dienstag.
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„Deshalb sind im Bereich des Tunnelgrabens die Riffe durch Baggerarbeiten fast vollständig nicht mehr vorhanden.“ In Landnähe seien die Riffe teilweise bereits mit Sand überschüttet worden. Die Entscheidung des Gerichts ist damit offensichtlich hinfällig.
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Das ist Fehmarn:
- Fehmarn ist nach Rügen und Usedom die drittgrößte Insel Deutschlands
- Es ist die einzige Ostsee-Insel Schleswig-Holsteins
- Die Fehmarnsundbrücke, die Fehmarn mit dem Festland verbindet, ist 963 Meter lang
- Fehmarn zählt rund 12.600 Einwohner
- Auf der Insel gibt es vier Naturschutzgebiete
- Der 17,6 Kilometer lange Fehmarnbelttunnel soll Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden; die Eröffnung ist für 2029 geplant
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Fehmarn: Die Baggerarbeiten gehen weiter
„Wir haben diese Zwischenverfügung beantragt, um zu verhindern, dass durch die Arbeiten an den Riffen vollendete Tatsachen geschaffen werden, bevor das Gericht über den eigentlichen Eilantrag entscheidet“, sagte Hendrick Kerlen vom Aktionsbündnis am Montag. Bereits 2021 hatte das Bündnis Klage eingereicht.
Doch die Baggerarbeiten am Tunnel durch den Fehmarnbelt gehen weiter. Denn es gibt keinen konkreten Baustopp. Das teilten die Tunnelbauer auf Nachfrage des Magazins „Float“ mit.
Das Verwaltungsgericht hat keinen Baustopp veranlasst, sondern nur eine Frist zur Abgabe von Stellungnahmen gesetzt. Bis zum 28. Januar können die Zuständigen reagieren, ohne dass die Bauarbeiten unterbrochen werden müssen. Die Arbeiten an den schützenswerten Riffen gehen also weiter.
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Fehmarn-Fans diskutieren über den Tunnelbau
Das Bauunternehmen teilte weiter mit: „Welche Auswirkungen ein möglicher vorläufiger Baustopp in diesen kleinen Bereichen haben könnte, können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Alle anderen Arbeiten, sowohl landseitig als auch seeseitig, laufen wie geplant weiter“, zitiert „Float“.
In Facebook-Gruppen diskutieren die Fehmarn-Fans über den Antrag des Aktionsbündnisses. „Ob man es nun gut findet oder nicht, aber einfach so etwas zu stoppen ist doch sehr fragwürdig“, kommentiert ein Mann.
Ein Kommentator ist anderer Meinung: „Das ist eine richtige Entscheidung für die Fehmaraner, aber warum erst jetzt? Die Dänen buddeln doch schon lange auf ihrer Seite, die sind ja schon fast durch.“
Hier sind weitere Kommentare zu lesen:
- „Und hinterher beschweren, dass alles noch teurer geworden ist“
- „Der Tunnel könnte schon halb fertig sein, wenn nicht ständig jemand meckern würde“
- „Da wird der Naturschutz mit Füßen getreten“
- „Hier wird unsere Umwelt mit Vorsatz(!) gegen geltendes Recht(!) zerstört“
- „Die Autobahn und die Stilllegung der Bäderbahn könnte man ruhig zur Debatte stellen. Den Tunnel nicht zu bauen, ist aber keine Lösung.“
Der 18 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahntunnel soll 2029 fertig sein. Bis dahin wird es sicher viele weiteren Debatten um das Projekt geben. (mae mit dpa)