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Fehmarn: Urlauberin ist sauer und will der Insel nach 40 Jahren den Rücken kehren – „Gescheiterte Ehe“

Fehmarn: Urlauberin ist sauer und will der Insel nach 40 Jahren den Rücken kehren – „Gescheiterte Ehe“

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© imago images/Chris Emil Janßen

Fehmarn: So schön ist die Sonneninsel

Fehmarn ist die drittgrößte Insel Deutschlands. Die Ostseeinsel liegt in Schleswig-Holstein und ist ein beliebtes Reiseziel für Urlauber. Mit Lübeck und Kiel liegen zwei Großstädte zirka eine Autostunde entfernt.

Als „recht schwierig und emotional“ beschreibt Elke Schmitz das Thema Urlaub auf Fehmarn. Im vergangenen Jahr feierte sie dort ihren 40. „Jahrestag“. Sie bezeichnet die Ostsee-Insel sogar als ihre zweite Heimat.

So einiges baut sich auf in vier Jahrzehnten Urlaub an einem Ort: Man hat seine Lieblingsplätze auf Fehmarn, Sehnsuchtsgefühle, wenn man nicht dort sein kann. Zudem spricht Elke Schmitz gegenüber MOIN.DE von einer „innigen Freundschaft“ zu ihrer Vermieterin.

Und nun hat all das wohl für immer ein Ende. Nächstes Jahr will die Rentnerin statt nach Fehmarn lieber nach Borkum an die Nordsee fahren.

Fehmarn: Vergleichbar mit einer gescheiterten Ehe

Wie kann es sein, dass eine Urlauberin ihren Lieblingsort nach 40 Jahren aufgibt? Die Frage, ob sie sich vorstellen könne, in ferner Zukunft wieder nach Fehmarn zu fahren, beantwortet Elke Schmitz mit „Nein“. „Irgendwie vergleiche ich es mit einer gescheiterten Ehe, zum Ex hab ich auch keinen Kontakt mehr.“

Die Bilder in dieser Woche von der Ostsee-Insel dürfte sie mit Argwohn verfolgt haben, wenn überhaupt. Mit dem altbekannten, merkwürdigen Schauspiel eines symbolischen Spatenstichs begannen am Montag die Arbeiten für die neue feste Fehmarnbeltquerung, den Ostsee-Tunnel zwischen Deutschland und Dänemark (MOIN.DE berichtete).

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Alle waren sie da: Der dänische Verkehrsminister, dessen Land es gar nicht schnell genug gehen kann mit dem Bau des Tunnels, dazu Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz, der das „Jahrhundertprojekt“ bejubelte.

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Das ist Fehmarn:

  • Fehmarn ist nach Rügen und Usedom die drittgrößte Insel Deutschlands
  • Es ist die einzige Ostsee-Insel Schleswig-Holsteins
  • Die Fehmarnsundbrücke, die Fehmarn mit dem Festland verbindet, ist 963 Meter lang
  • Fehmarn zählt rund 12.600 Einwohner
  • Auf der Insel gibt es vier Naturschutzgebiete
  • Der 17,6 Kilometer lange Fehmarnbelttunnel soll Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden; die Eröffnung ist für 2029 geplant

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Er sagte, die Gegner des Fehmarnbelttunnels seien eine „lautstarke Minderheit“. 12.000 Einwendungen gingen gegen das Projekt ein.

Fehmarn: „Mein ganz persönlicher Protest“

Elke Schmitz auf der anderen Seite meint: „Ich weiß, dass ich an dem Beschluss nichts ändern kann, aber mein Fortbleiben ist mein ganz persönlicher Protest dagegen.“

Sie habe auf Fehmarn immer in Presen gewohnt. „Bisher Idylle pur, nun in unmittelbarer Nähe der Baustelle.“ Sicher sei die Insel groß und habe noch mehr schöne Strände, aber darum gehe es ihr eigentlich nicht. „Das Projekt an sich finde ich überflüssig!“

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Während es einige kritische Stimmen gibt, die meinen, dass sich der Tunnel negativ auf den Tourismus auswirke, rechnet Bernd Buchholz hingegen damit, dass sogar die Bauzeit einen positiven Effekt hat. Er meint, bereits die Baustelle werde sich „als touristische Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraft verleihen“.

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10 Tipps für Urlaub an der Ostsee:

  • Rügen
  • Bornholm
  • Usedom
  • Hiddensee
  • Fischland-Darß-Zingst
  • Poel
  • Heiligendamm
  • Timmendorfer Strand
  • Fehmarn
  • Hohwachter Bucht

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Zudem hätten Modellrechnungen ergeben, dass aufgrund der verbesserten Verkehrsinfrastruktur mit einem Beschäftigungswachstum allein im Kreis Ostholstein von 600 bis 1.110 Arbeitsplätzen zu rechnen sei.

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Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Rostock rechnet hingegen durch den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels mit einer deutlichen Beeinträchtigung für die Region Rostock. Weil die Verkehrsströme mit dem Tunnel zulasten des Güter- und Personenverkehrs der Häfen im Nordosten gingen.

Urlauberin hätte lieber elektrische Fähren zwischen Fehmarn und Dänemark

Elke Schmitz weiß, dass das Projekt seine Vorteile hat. Die Familie ihrer Vermieterin werde wahrscheinlich finanziell profitieren, auch wenn Stammkunden wie sie fernbleiben: Weil ihre Felder in direkter Nähe zur Baustelle liegen.

Die Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen reduziert sich durch den Tunnel außerdem deutlich. Der Schienenverkehr auf der gesamten Route wird gestärkt. Der ehemals imposante Hafenbahnhof mit drei Bahnsteigen in Fehmarn-Puttgarden an der Dänemark-Fähre ist heute nur noch ein brachliegender Schatten seiner selbst.

Die Urlauberin verweist aber darauf, dass die Fähren zwischen Dänemark und Deutschland nicht immer ausgelastet seien. Man könnte die Strecke mit elektrischen Schiffen betreiben und an den Fähren würden viele Menschen ihren Job durch den Tunnel verlieren. Unter anderem deren Betreiber hatten erfolglos gegen den Fehmarnbelttunnel geklagt.

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„Für Privatpersonen ist die schöne Überfahrt eine Möglichkeit zur Entschleunigung. Ich weiß das diese Argumente nicht gerade wirtschaftlich sind. Aber muss man dafür die Natur zerstören? Mag naiv klingen, aber so sehe ich das“, meint Elke Schmitz.

Die Bauherren stellen das Projekt gar als umweltfreundlich in den Vordergrund, weil Reisende zwischen Dänemark und Deutschland keine großen Umwege mehr fahren müssten.

Fehmarn: Juristische Auseinandersetzungen ohne Ende

Während der erste Spatenstich erfolgt ist und Urlauber wie Elke Schmitz sich nach Alternativen umsehen, werden die juristischen Streitigkeiten um das Projekt in kleinerer Form auch zukünftig noch Bestand haben.

Im November 2020 hat das Bundesverwaltungsgericht Klagen gegen das Milliardenprojekt abgewiesen. Die Richter gaben den Planern aber auf, bei den erst später im Trassenbereich entdeckten Riffen nachzubessern.

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Für durch den Bau zerstörte Riffe sind Ausgleichsflächen geplant. Unter anderem der Naturschutzbund Nabu und das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung gehen weiter juristisch gegen das Projekt vor. Der Nabu wirft den Behörden vor, gesetzliche Vorgaben beim Ausgleich der 36 Hektar Riffflächen nicht erfüllt zu haben. (mit dpa)