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Hamburg: Drogensüchtige und obdachlose Frauen – wie dieser Verein hilft und warum er so wichtig ist

Hamburg-St. Georg ist für seine Drogenszene bekannt. Vor allem Frauen haben es auf der Straße schwer. Ihnen bietet der Verein „Ragazza“ Unterstützung an.

Der Verein
© Johanna Heinbockel/MOIN.DE

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Im Hamburger Stadtteil St. Georg gehört der Konsum von Drogen bei vielen Menschen zur Tagesordnung. Ein hartes Pflaster, vor allem Frauen. Sie werden hier oft Opfer von Gewalt. Ihnen möchte der Verein „Ragazza“ helfen. MOIN.DE war vor Ort zu Besuch und hat mit den Verantwortlichen gesprochen.

Hamburg: So hilft „Ragazza“ drogenabhängigen Frauen

Im Hamburger Stadtteil St. Georg könnten zwei Welten nicht stärker aufeinanderprallen. Auf der einen Seite reihen sich Bars, Restaurants und teure Wohnungen aneinander. Auf der anderen Seite bestimmen Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Sexarbeit das Bild. In einer ruhigen Seitenstraße im Herzen von St. Georg befindet sich der Verein „Ragazza“. Das von außen eher unscheinbare Gebäude ist die Anlaufstelle für Frauen, die sonst niemanden mehr haben: Drogenabhängige und Sexarbeiterinnen.

Ein großes Rolltor versperrt den Eingang. Erst zu Beginn der Öffnungszeiten wird es nach oben gefahren. Nachdem sich die Frauen am Eingang angemeldet haben, können sie die Angebote im „Ragazza“ in Hamburg nutzen. Unter anderem wird ihnen die Möglichkeit geboten, sich in einem der zwei Schlafräume auszuruhen, zu duschen, ihre Wäsche zu waschen oder sich von einem Arzt in einem Behandlungsraum untersuchen zu lassen. Darüber hinaus wird morgens ein Frühstück und abends eine warme Mahlzeit angeboten. Auch bei Bürokratie oder der Vermittlung in Entzugskliniken wird Unterstützung geleistet.

Hamburg: Ein sicherer Konsumraum

Zusätzlich gibt es im „Ragazza“ einen Konsumraum, in dem die Frauen sicher ihre Drogen konsumieren können. Der eher dunkle und einfach gehaltene Raum ist mit einigen Tischen und Stühlen ausgestattet. Wer möchte, kann sich auch auf eine Matratze legen. Zur Sicherheit sitzt ein Mitarbeiter mit den konsumierenden Frauen mit im Raum. Insgesamt sind neun Mitarbeiter, darunter Krankenschwestern und Sozialarbeiter, sowie fünf bis sechs pädagogische Fachkräfte im „Ragazza“ in Hamburg tätig.

Die Angebote des Hamburger Hilfsvereins werden dankbar angenommen: Bis zu 100 Frauen kommen abends in die Einrichtung. An einem Sonntag sind es etwa 30 bis 40 Frauen. Gerne würde der Verein noch mehr Frauen bei sich aufnehmen, doch das ist derzeit nicht möglich, denn dafür sind mehr Personal und längere Öffnungszeiten nötig. Aktuell hat „Ragazza“ 36 Stunden an sechs Tagen in der Woche geöffnet. Gudrun Greb, Geschäftsführerin des Vereins, wünscht sich vor allem mehr Unterstützung aus der Politik.

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Hamburg: „Es kann jeden treffen“

Für sie ist es wichtig, dass Drogenabhängigen mehr geholfen wird. Nur Verbote auszusprechen und Abhängige von den Straßen in Hamburg vertreiben zu wollen, sei kontraproduktiv. „Mit Verboten erhöht man den Druck an der falschen Stelle“, erklärt Frau Greb gegenüber MOIN.DE. Unter anderem fordert sie Drogentests zur Überprüfung der Substanzen sowie mehr sichere Abgabestellen.


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Von der Gesellschaft werden diese Frauen schnell stigmatisiert – doch es ist falsch anzunehmen, dass so ein hartes Schicksal nicht auch im eigenen Umfeld zuschlagen kann. Tatsächlich kann wirklich jede Frau in eine Drogensucht abrutschen – unabhängig von ihrer sozialen Schicht. „Es kann jeden treffen. Deine Schwester, deine Tochter, deine Cousine… einfach jeden“, betont auch Gudrun Greb. Statt über die Frauen hinweg zu sehen, bietet „Ragazza“ die nötige Hilfe an – und leistet damit einen wichtigen Beitrag in Hamburg.