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Lübeck: Zettel an Eingang von Traditionslokal sorgt für Aufsehen bei Kunden – „Ziemlich erbärmlich“

Lübeck: Zettel an Eingang von Traditionslokal sorgt für Aufsehen bei Kunden – „Ziemlich erbärmlich“

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Außengastronomie in Lübeck. Foto: picture alliance/dpa

Die „Lübecker Hanse“ ist ein Restaurant mitten in der Altstadt von Lübeck. In einem historischen Haus wird deutsche Küche serviert. Auf Bewertungsportalen landet es unter den besten Lokalen der Stadt.

In Lübeck ist das Lokal ohnehin bestens bekannt. Jetzt reden die Menschen gerade wieder besonders häufig darüber – Grund ist ein Schild am Eingang. Es geht, na klar, um Corona.

Lübeck: „Ziemlich erbärmlich“

Denn auf dem Papier steht geschrieben: „In unserem Hause sind alle herzlich willkommen, Hauptsache gesund und humorvoll. Bei uns werden keine Personengruppen ausgeschlossen. Das hat es schon mal gegeben und es darf sich nicht wiederholen!“

Vor allem mit dem letzten Satz haben die Lübecker so ihre Probleme. In Sozialen Netzwerken löst der Zettel große Diskussionen aus. „Ich finde derartige Vergleiche ziemlich erbärmlich“, heißt es zum Beispiel von einem Mann, der sehr viel Zuspruch dafür erhält.

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Mit „schon mal gegeben“ wird eine Anspielung auf die Zeit des 3. Reiches vermutet, auch wenn das auf dem Zettel nicht eindeutig so benannt ist. Damals wurden vor allem Juden und Minderheiten aus so gut wie allem ausgeschlossen und tödlich verfolgt.

In radikaleren Querdenker-Kreisen werden immer wieder Vergleiche zwischen der damaligen Situation und derer von Ungeimpften heute gezogen. Manche maßen es sich sogar an, gelbe Sterne mit „ungeimpft“-Aufdruck an den Körper zu kleben. Deswegen meint eine Frau: „Dieser Spruch des Restaurants ist nicht besser als der, bei dem Querdenker den Davidstern für ihre Zwecke missbrauchen!“

Lübeck: Anspielung auf die Nazi-Diktatur?

Einem weiteren Mann gefällt das, was das Restaurant suggeriert, ebenfalls überhaupt nicht:

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„Den Restaurantbetreibern steht es frei, dies für ihre jeweiligen Häuser zu regeln. Das heißt, ob sie nur Geimpfte bewirten, oder auch Menschen, die durch einen Test ihre Gesundheit belegen. Soweit so gut. Nicht okay, finde ich die offenkundige Anspielung auf die Nazi-Diktatur. Denn damit wird so getan, als würden diejenigen, die nur Geimpfte bewirten, irgendwie Unrecht tun. Das tun sie nicht und es ist nicht okay, Gastronomen in diese Ecke zu stellen. Extrem unkollegial ist das.“

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Das ist Lübeck:

  • Flächenmäßig ist Lübeck die größte Stadt Schleswig-Holsteins
  • Das geschlossene Stadtbild wurde 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt
  • Die Hansestadt zählt 1800 denkmalgeschützte Gebäude
  • Lübeck zählt rund 220.000 Einwohner

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Andere wiederum kündigen an, die „Lübecker Hanse“ nicht mehr aufsuchen zu wollen. „Ein Laden mehr, in den wir keinen Fuß setzen werden“, heißt es zum Beispiel. Aber es finden sich auch einige Unterstützer: „Danke, damit wird zumindest von diesem Restaurant die neue Apartheid nicht weiter unterstützt.“

Wobei auch dieser Vergleich ziemlich daneben ist. Als Apartheid wird die einst konsequente Rassentrennung zulasten der Dunkelhäutigen in Südafrika bezeichnet. Damit Vergleiche zu Geimpften und Ungeimpften zu ziehen, hinkt vor allem aus einem Grund: Ungeimpfte werden nicht willkürlich unterdrückt, verfolgt, ausgebeutet und ermordet wie Juden im 3. Reich oder dunkelhäutige Menschen in Südafrika.

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Sie müssen sich lediglich testen lassen, um gewisse Veranstaltungen besuchen zu können. Zudem ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Ungeimpfte eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit haben als Geimpfte, zu erkranken oder das tödliche Coronavirus weiterzuverbreiten. Somit steht es Restaurants, Veranstaltern etc. laut Gesetzen und Rechtsprechung frei, diese Personen auszuschließen oder eben nur mit Negativ-Test zuzulassen.

Falschinformationen in Lübeck

Die Beitragsverfasserin, die laut ihren Angaben den Zettel des Restaurants gutheißt und einen Beitrag darüber in einer Facebook-Gruppe für die Stadt Lübeck teilte, verbreitet auf ihrem öffentlichen Profil übrigens viele Falschinformationen zum Coronavirus und Impfungen.

So behauptet sie beispielweise: „Ein Stich schützt nicht vor einer Infektion“ – was einerseits richtig ist, da auch Geimpfte nicht zu 100 Prozent geschützt sind und per Infektion einen sogenannten „Impfdurchbruch“ erleiden und schwer erkranken können.

Was viele Impfgegner allerdings oft nicht verstehen können oder wollen: Eine Impfung senkt das Risiko, sich zu infizieren beziehungsweise schwer zu erkranken oder die Krankheit weiterzuverbreiten, sehr deutlich. Deswegen ist es auch falsch, was die Beitragsverfasserin im Nachgang behauptet: „Gestochene sind weiterhin genau so Überträger“ und „dieser Stich nutzt nichts, nix.“

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Erst vor Kurzem fand eine große französische Studie heraus, dass Impfungen sehr effektiv vor schweren Covid-19-Verläufen schützen – auch im Fall der hochansteckenden Delta-Variante.

„Geimpfte Menschen haben ein neunmal geringeres Risiko, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder an Covid-19 zu sterben als ungeimpfte“, erklärte der Epidemiologe Mahmoud Zureik, Leiter der Wissenschaftsgruppe Epi-Phare, die am Montag die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte. Dafür untersuchten die Wissenschaftler die Daten von 22 Millionen Menschen über 50 Jahren im Zeitraum vom 27. Dezember 2020 bis 20. Juli. (rg mit dpa)