Ex-Crew-Mitglieder haben gegenüber MOIN.DE schwere Vorwürfe gegen Tui Cruises, die Reederei hinter der „Mein Schiff“-Flotte, erhoben. Sie klagten über viel Arbeit und kaum Freizeit sowie Privatsphäre. Ehemalige Mitarbeiter sprachen von „harten Arbeitsbedingungen“ (>>hier mehr).
Gegenüber der Redaktion ordnete ein Kreuzfahrt-Experte die Vorwürfe ein. Begriffe wie „Sklavenarbeit“ wies Prof. Dr. Alexis Papathanassis, Professor für den Studiengang Cruise Management an der Hochschule Bremerhaven zurück. Er bestätigt jedoch, dass die Arbeit bei „Mein Schiff“, Aida und Co. herausfordernd und die Löhne wenig attraktiv seien. Er forderte die Redereien zudem auf, die Arbeit an Bord „attraktiver zu machen“ (wir berichteten). Jetzt meldet sich Tui Cruises zu Wort.
„Mein Schiff“: Reederei äußert sich zu Vorwürfen
Auf Anfrage von MOIN.DE äußert sich Tui Cruises nun zu den schweren Vorwürfen. Dabei stellt die Reederei klar, dass die 6.000 Crew-Mitglieder, die bei der „Mein Schiff“-Flotte arbeiten, bei unterschiedlichen Arbeitgebern angestellt sind. Der größte davon sei „sea chefs“. Laut diesem Geschäftspartner von Tui Cruises richten sich die Gehälter der Crew nach ihrer Qualifikation und lägen über dem Branchendurchschnitt.
Auch würden An- und Abreise zum Arbeitsplatz, Kost und Logis, anfallende Gebühren, Kosten der medizinischen Versorgung während der Arbeitszeit, Training und Weiterbildung (darunter auch Deutschkurse für nicht-deutschsprachige Besatzungsmitglieder) von „sea chefs“ bezahlt. Konkreter will man sich hier allerdings nicht äußern.
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„Mein Schiff“: Mitarbeiter erhalten Tarifgehalt
Die Arbeitsbedingungen für die Besatzung sind laut Tui Cruises durch „multinationale Abkommen wie der ‚Maritime Labour Convention‘ geregelt, die durch den jeweiligen Arbeitgeber mit der verantwortlichen Gewerkschaft in individuellen Tarifverträgen wie dem Collective Bargaining Agreement konkretisiert werden“. Gehalt, Arbeitszeiten, Vertragslaufzeit und der Umgang mit Überstunden sollen durch ebendiese Verträge geregelt sein – und das sehr gründlich.
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Denn die „Maritime Labour Convention“ gilt als erster Vertrag, der seit 2006 Arbeitsstandards zur See definiert und zahlreiche Gesetze, die ab 1920 verabschiedet wurden, enthält. Seit 2013 gilt die sieben Jahre zuvor beschlossene Fassung. Doch Tui hat nach eigenen Angaben noch mehr in petto.
„Mein Schiff“: Reederei über die Unterbringung der Crew
„Je nach Schiffsgröße arbeiten bis zu 1.100 Crewmitglieder – ihnen steht ein eigener Bereich zur Verfügung, die so genannte ‚Crew-Area‘, zu dem Gäste keinen Zutritt haben“, sagt Tui Cruises gegenüber MOIN.DE. Dort seien nicht nur die Kabinen (in Einzel- und Doppelbelegung) sondern auch Essens- und Aufenthaltsräume. Laut Tui Cruises und anders als laut Angaben von ehemaligen Crew-Mitgliedern gebe es zahlreiche Rückzugsorte für die Mitarbeitenden. Tui Cruises spricht von „Fitness-Studio, Coffee Shop und Pub,
Gaming Room und teilweise Crew-Sonnendeck“. Weiter heißt es von Seiten der Reederei, dass Besatzungsmitglieder in ihrer Freizeit die Gastbereiche nutzen dürften.
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„Mein Schiff“: Reederei weist Vorwürfe zurück
„Die Wiederholerquote der Besatzung liegt bei 80 Prozent, das heißt, dass die überwiegende Mehrheit der Besatzung nach dem ersten Einsatz wieder an Bord der ‚Mein Schiff‘-Flotte zurückkehrt“, sagt Tui Cruises gegenüber MOIN.DE. Im Hotelbereich arbeite die Crew im Schnitt vier Jahre und mehr an Bord. Das spreche laut der Reederei „für eine gute Atmosphäre an Bord“. Die Reederei sagt, sie habe das „größte Interesse, dass die Crew zufrieden ist“. Denn nur so habe sie auch zufriedene Gäste.
Doch die Zufriedenheit der Crew-Mitglieder scheint in einigen Fällen von der Ansicht der Reederei abzuweichen…