Norderney boomt nach dem Lockdown. Viele Besucher sind in diesem Sommer bereits auf die Nordsee-Insel geströmt. Die Touristen sind also wieder da, doch an anderer Stelle fehlen die Leute. Hotellerie und Gastronomie leiden am Personalmangel. Das betrifft nicht nur die Nordsee-Küste, sondern ganz Deutschland.
Während des Lockdown haben sich viele Mitarbeiter im Gastgewerbe nach einem sichereren Arbeitsplatz umgeschaut. Unabhängig von der Pandemie haben haben Menschen in Hotellerie und Gastronomie auf Norderney mit einem weiteren, fatalen Problem zu kämpfen. Ein Mann verlässt deshalb nun sogar die Insel.
Norderney: „Es fehlt hier die Perspektive“
Der Mann möchte anonym bleiben, will aber gerne seine Geschichte erzählen. Er hat den Artikel von MOIN.DE über Personalmangel auf den Nordsee-Inseln gelesen und sich geärgert. Was ihn stört: „dass sich Selbstständige als Opfer darstellen“. Dabei gäbe es eine einfache Lösung: „Sie müssten ihren Angestellten bessere Löhne zahlen. Das könnten sie auch. Die Restaurants und Hotels auf den Inseln sind alle voll.“
Der Mann beschreibt seine Arbeit so: Leiter eines Spa-Bereichs in einem Hotel auf Norderney, 40 Stunden Woche, 3.000 Euro brutto. „Mit diesem Gehalt verdiene ich vergleichsweise richtig gut. Die Putzfrauen zum Beispiel, viele von ihnen kommen aus dem Ausland, verdienen in der Regel 2.000 Euro brutto und arbeiten 48 Stunden in der Woche.“
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Diese Löhne seien auf der Insel üblich. Er habe selbst mehrere Angebote für leitende Funktionen in diesem Rahmen gehabt. Er glaubt nicht, dass es zu einem Umdenken kommen werde. Dafür finde sich dann doch immer irgendjemand für ein paar Monate.
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Das sind die ostfriesischen Inseln:
- Die ostfriesischen Inseln sind eine Gruppe sieben deutscher Nordseeinseln.
- Dazu zählen Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge.
- Die Inseln liegen aufgereiht vor der niedersächsischen Festlandsküste, entlang der ostfriesischen Halbinsel.
- Die Inselgruppe erstreckt sich über rund 90 Kilometer Länge von West nach Ost zwischen den Mündungen von Ems und Jade beziehungsweise der Weser, und zwischen 3,5 und 10 Kilometer dem Festland
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„Die meisten bleiben nicht lange. Es fehlt hier einfach die Perspektive. Es ist wirklich eine Katastrophe.“ Er sei jetzt 55 und würde gerne in einer Wohnung leben, nicht mehr nur in einem Zimmer. Seines habe glücklicherweise noch eine Küchenzeile, die anderen würden sich in einem Haus eine teilen. 400 Euro Miete zahle er für sein Zimmer pro Monat, dass das Hotel stellt. Das findet er „fair“.
Norderney: Der Mann setzt einen Schlussstrich
„Aber auf den Inseln in einer eigenen Wohnung zu leben, das geht mit den Gehältern aus der Branche einfach nicht.“ Er stehe auf einer Liste der Gemeinde für freie Wohnungen – auf Platz 1.000. Sollte er irgendwann Glück haben und eine Wohnung bekommen, müsse er mit 1.000 Euro Miete rechnen pro Monat. „Das geht einfach nicht.“
Der Mann setzt deshalb einen Schlussstrich. So schön das Leben am Meer auch sei, „superschön, bei schönem Wetter einfach der Wahnsinn“, so gering sei die Lebensqualität allgemein. Nach sechs Monaten auf Norderney geht es für ihn schon bald in die Eifel. Dort hat er ebenfalls im Spa-Bereich eines Hotels ein Angebot bekommen mit 500 Euro mehr im Monat. Er freut sich auf ein Leben, das insgesamt wieder günstiger wird.
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„Ich habe auf dem Norderney Winzerfest ein Glas Wein getrunken: Acht Euro. Das ist für Urlauber in Ordnung. Da leistet man sich das. Aber wenn man auf der Insel mit den Löhnen hier lebt, geht das einfach nicht.“
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Das ist Norderney:
- Norderney ist eine der Ostfriesischen Inseln und liegt in der Nordsee
- Norderney ist nach Borkum die zweitgrößte Insel dieser Inselgruppe
- Norderney hat eine Fläche von 26,29 Quadratkilometern
- Norderney ist eine Düneninsel, die mit der Zeit aus von der Meeresströmung angespültem Sand gewachsen ist
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Ernüchterndes Ergebnis für Norderney und Co.
Im Februar hat das Land Niedersachsen die Immobilienmarktdaten 2021 vorgestellt. Mit einem ernüchternden Ergebnis für die ostfriesischen Inseln: Hier sind die Bodenrichtwerte erneut stark angestiegen. Der höchste Wert befindet sich demnach auf der Insel Norderney mit 5.500 Euro pro Quadratmeter. Noch höher sind die Bodenrichtwerte nur noch in den Geschäftszentren von Braunschweig und Hannover mit 7.000 beziehungsweise über 10.000 Euro pro Quadratmeter.
Eine Wohnung auf Norderney zu mieten, ist ja schon sehr teuer. Eine zu kaufen, erst recht. Gemäß dem Bericht lag der durchschnittliche Kaufpreis bei Weiterverkäufen im Binnenland bei etwa 1.800 Euro und in den Küstenbadeorten bei circa 2.700 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Davon können die Menschen auf den Inseln nur träumen. In Borkum muss müssen sie mit 5.400 Euro pro Quadratmeter rechnen und auf Norderney sogar mit 10.500 Euro pro Quadratmeter.
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Die Schönheit der Insel hat einen stolzen Preis.