Der Preis für Nordsee-Krabben kennt aktuell nur eine Richtung: nach oben. Der proteinreiche Lieblings-Snack vieler Küsten-Urlauber kostet aktuell rund doppelt soviel wie Rinderfilet – pro Kilo.
11,50 Euro verlangt etwa Gastronom Karl-Heinz Kolle für eine Krabbensuppe in Büsum an der Nordsee. Fischer André Claußen überlegt sogar, ob sich sein Betrieb überhaupt noch lohnt. Ändern muss sich etwas, so viel ist sicher.
Nordsee: Die Gier des Menschen
„Ich bin seit 2009 selbständig und bis jetzt ist das die schwierigste Zeit, die wir in der Fischerei haben“, erklärt Krabbenfischer André Claußen gegenüber dem NDR. Jürgen Gosch hat Krabben sogar aus dem Programm genommen (außer auf Sylt), Gastronom Karl-Heinz Kolle ist sicher: Nordsee-Krabben werden noch weiter im Preis steigen.
Grund sind geschrumpfte Bestände – hervorgerufen auch durch die Gier des Menschen. zu beliebt ist der Snack, zu groß waren die Gewinnmargen. Bis jetzt. Die EU vergibt deshalb zwar keine Höchstfangmengen, sie beschränkt aber die Zeit, in der gefischt werden darf.
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Nordsee: „Traurig“
So bleiben Krabben-Fischer Claußen maximal 36 Stunden pro Kalenderwoche auf See, um die wertvollen Tiere zu fangen. Bei einer Fahrtzeit zur geeigneten Fangstelle von drei bis fünf Stunden Hinwegs bleiben noch 30 Stunden, um möglichst viel zu fangen. Das soll ganz aufhören, finden viele.
„Traurig, aber wer ständig mehr rausholt als nachwachsen kann steht eben irgendwann mit leeren Händen da“, verkündet etwa ein Mann in den sozialen Netzwerken. Andere schreien nach großflächigen Schutzgebieten und endlich mehr Verantwortung im Konsum von Nordsee-Krabben und -Fisch.
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„Der Mensch hat den Bestand zerstört. Das gehört gestoppt!“ lautet eine kämpferische Ansage, die viel Zustimmung findet. „Sollen gerne alle pleite gehen“, richtet sich klar an Verkäufer von Krabben.
Moderatere Nordsee-Liebhaber fürchten um die Tradition des Krabbenfischens – immerhin ist das noch echtes Handwerk, ausgeübt über Generationen, echte Arbeit in der Natur eben. Ab dem 14. April sollen immerhin längere Fangzeiten seitens der EU gelten: 72 statt 36 Stunden auf See.
Die Realität zeigt aber auch, was Fischer André Claußen preisgibt: „Seit Oktober haben wir eigentlich kein Geld verdient“, sagt er gegenüber dem NDR. Ein echtes Dilemma. Tradition und Kultur auf der einen Seite, Überfischung und „zurückschlagende“ Natur auf der anderen. Ob er seine Zähne in ein Krabbenbrötchen schlagen kann und will, müssen sich wohl viele Urlauber dieser Tage gut überlegen…