Ein Albtraum für viele Ostsee-Familien: Während die Insel Rügen unter Touristenmassen ächzt, kämpfen Eltern mit einem ganz anderen Problem – der fehlenden medizinischen Versorgung. Was bedeutet es, wenn selbst ein zehnminütiger Termin zur logistischen Meisterleistung wird?
Die Antwort führt zu massiver Kritik an einem System, das versagt. Dr. Alexander Spassov, Kieferorthopäde aus Greifswald, lässt bei einme Gespräch mit der Ostsee Zeitung kein gutes Haar an der Organisation der zahnmedizinischen Versorgung. „Ich würde sofort auf die Insel ziehen, um die Situation zu verbessern“, erklärt er.
Medizinischer Notstand an der Ostsee
Während in Städten wie Greifswald, Rostock und Stralsund die Kollegen in Konkurrenz treten, herrscht auf Rügen gähnende Leere. Die Lage an der Ostsee ist dramatisch: Seit der Schließung der letzten beiden kieferorthopädischen Praxen stehen Eltern auf der Ostseeinsel vor einer Mammutaufgabe.
+++Ostsee: Tödlicher Unfall am Weihnachts-Feiertag – 23-Jähriger fährt gegen Baum+++
Für einfache Kontrolltermine müssen sie stundenlange Fahrten nach Greifswald oder Wolgast auf sich nehmen. Besonders im Sommer, wenn Staus die Verkehrsadern der Insel blockieren, wird jeder Termin zur Tortur.
Ostsee: Städte überversorgt, Rügen abgehängt
Spassov kritisiert weiter: „Während es für andere Fachärzte strikte Vorgaben gibt, wie sie sich niederlassen dürfen, existiert für Zahnärzte keine solche Regulierung.“ Das Ergebnis ist eine massive Überversorgung in Ballungsgebieten und ein völliger Mangel in ländlichen Regionen wie Rügen.
Hier mehr News:
Die Kassenzahnärztliche Vereinigung hat das Problem eigentlich schon erkannt und Rügen als „besonders förderfähiges Gebiet“ ausgewiesen. Mit Einzelförderungen von bis zu 100.000 Euro sollen neue Praxen an der Ostsee angesiedelt werden.
Kieferorthopädie-Krise an der Ostsee
Doch im Gespräch mit der Ostsee Zeitung befindet Kieferorthopäde Spassov auch diese Lösung als unzureichend: „Dieser Betrag reicht bei weitem nicht aus, um die Verbindlichkeiten meiner bestehenden Praxen auszugleichen.“
Für die betroffenen Familien an der Ostsee bleibt die Hoffnung auf schnelle Verbesserungen ein Wunschtraum. Die Realität? Stundenlange Fahrten, logistischer Aufwand und die Frage, wie es weitergehen soll. Leidtragende der Misere sind die Kinder und Jugendlichen auf Rügen, die auf kieferorthopädische Behandlungen angewiesen sind. Für sie und ihre Eltern wird jeder Termin zur Zerreißprobe zwischen Schule, Arbeit und Alltag.