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Ostsee in der Krise! Meer steuert auf den Kollaps zu

Ostsee in der Krise! Meer steuert auf den Kollaps zu

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Die Ostsee steuert geradewegs auf ein großes Unheil zu. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Die Ostsee hat gleich mit mehreren Bedrohungen zu kämpfen. Die Probleme sind über die Jahre immer schlimmer geworden, sodass das Meer bereist jetzt in einer gewaltigen Krise steckt.

Einer, der die Gefahren hautnah miterlebt, ist Fischer Gunnar Gerth-Hansen von der Insel Fehmarn. Seit mehr als 40 Jahren fährt er auf die Ostsee hinaus. Er hat große Angst um seine Heimat.

Ostsee: Beängstigende Entwicklung für die Natur

„Der Klimawandel ist schon lange hier“, stellt er klar. „Wir sehen das ganz massiv“, sagt der Fischwirt im Gespräch mit MOIN.DE. In der Tat hat er in den vergangenen Jahren viele beängstigende Beobachtungen gemacht.

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Wetterumschwünge, bergeweise Plastikmüll, aussterbende Fische – „Wir machen uns durch den Menschen und den Klimawandel momentan die Ostsee kaputt“, prophezeit der gebürtige Fehmaraner. Seine Branche spürt die Auswirkungen bereits jetzt.

Die Fischerei kämpft bereits seit Jahren um ihre Existenz. Immer mehr Betriebe geben aufgrund der niedrigen Fangquoten auf (MOIN.DE berichtete). Die erlaubte Fangmenge bestimmter Arten, wie Hering und Dorsch, sind immer weiter reduziert worden, und „mittlerweile so niedrig, dass die Betriebe davon nicht mehr existieren können“, erklärt Gerth-Hansen.

Ostsee hat sich erwärmt

Seiner Meinung nach könnten Fangquoten das Problem der geringen Bestände ohnehin nicht lösen. Die Ursache liege mittlerweile viel weniger in der Überfischung, als viel mehr in der Klimakatastrophe. Die Ostsee hat sich erwärmt, was den Lebenszyklus des Herings durcheinanderbringt.

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Das ist die Ostsee:

  • auch Baltisches Meer genannt
  • die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
  • die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 459 Meter tief

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Der Fisch legt seine Eier früher ab, die geschlüpften Nachkommen finden dann aber keiner Nahrung und verhungern. „Dementsprechend sterben viele Populationen ab“, sagt der Experte. In der Folge sterben auch andere, größere Arten aus, die sich vom Hering ernähren.

„Trotz Schonen der Bestände wird es irgendwann keine Fische mehr geben“, schlussfolgert der Seefahrer. Was das Absterben der Tiere noch schneller vorantreibt, ist der Sauerstoffmangel in der Ostsee. Ein weiteres, gewaltiges Problem. Schuld daran ist der Mensch.

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Bauwerke wie die dänische Großer-Belt Brücke behindern den Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee. Bei bestimmten Einstromlagen sollte normalerweise salzhaltiges, sauerstoffreiches Wasser der Nordsee in die Ostsee strömen. Im gleichen Zug wird das ausgesüßte Wasser der Ostsee in die Nordsee gespült, um sich dort zu regenerieren.

„Durch die Brückenpfeiler wird der Austausch um 40 Prozent behindert“, erklärt der Fischer. Hinzu kommt nun auch noch die Fehmarnbeltquerung, die aufgrund einer 1,2 Meter hohen Bodendelle diesen wichtigen Naturvorgang noch weiter einschränken wird.

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10 Tipps für Urlaub an der Ostsee:

  • Rügen
  • Bornholm
  • Usedom
  • Hiddensee
  • Fischland-Darß-Zingst
  • Poel
  • Heiligendamm
  • Timmendorfer Strand
  • Fehmarn
  • Hohwachter Bucht

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„Massive Eingriffe in den natürlichen Haushalt der Ostsee“

Als „massive Eingriffe in den natürlichen Haushalt der Ostsee“, beschreibt Gunnar Gerth-Hansen die Bauwerke. Als sei das nicht bereits genug, hat das Meer zusätzlich mit Überdüngung zu kämpfen (MOIN.DE berichtete). Durch die Landwirtschaft landet massenweise Gülle im Wasser.

Das befördert den Algenwachstum. Die Pflanzen wuchern auf dem Grund und in Richtung Wasseroberfläche, sterben im Herbst allerdings ab und „bedecken den Meeresgrund mittlerweile meterdick mit Algenschichten“. Während sich die Pflanzen zersetzen, ziehen sie Sauerstoff aus der Umgebung.

Leere Versprechen an der Ostsee?

„Das sind die toten Zonen, die immer größer werden“, erzählt der Fischer. Von der neuen, vermeintlich strengeren Düngeverordnung und wiederholten Ankündigungen des Landwirtschaftsministers, das Problem anzugehen, sei nichts zu spüren.

Ganz im Gegenteil. „Das wird zu locker angegangen“, findet der Fehmarner. Die Algenproduktion sei besonders schlimm dieses Jahr. „Was wir aktuell an Algenteppichen haben, spottet jeder Beschreibung“, beschwert er sich.

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Dabei sind die Konsequenzen absehbar: „Wo kein Sauerstoff drin ist, ist kein Leben“, betont Gerth-Hansen. Man verwandele die Ostsee also langsam in ein Medium, auf dem zwar Schiffe fahren können, aber in dem sich kein Leben mehr befindet.

Ostsee eine „riesige Müllhalde“

Deshalb sieht er auch die Förderungszahlungen, mit denen die EU immer wieder versucht, die Fischerei zu unterstützen, kritisch. Solche Maßnahmen seien nicht mehr zielführend, „weil wir uns jetzt um die Umwelt kümmern müssen“. Bekomme man diese Problematik nicht zuerst in den Griff, könne man auch die Fischerei nicht mehr retten.

Neben Gülle landet seit Jahren auch immer mehr Plastik in der Ostsee. „Man versucht, alles im Wasser zu entsorgen, da sieht es ja keiner“, bedauert der Seefahrer. Ihm selbst und seine Kollegen gehen neben den Meerestieren Unmengen an Müll ins Netz. „Die Ostsee ist im Prinzip eine riesige Müllhalde“, sagt er.

Ostsee-Fischer fordert härtere Kontrollen

Vor allem bezüglich der Düngeverordnung wünscht er sich strikte Kontrollen. Ähnlich wie sie in der Fischerei durchgeführt werden. Um die Fangquoten einzuhalten, werden die Seefahrer konsequent überwacht. „,Hafenaufsicht, Begutachtung der Fänge, Satelliten“, zählt Gerth-Hansen auf. „Keinen Schritt, den man allein macht“, fügt er hinzu.

Für seinen Geschmack fast zu viel Kontorolle, doch immerhin habe sie Wirkung gezeigt. Niemand wolle einen Überwachungsstaat, aber „nur mit dem guten Willen wird das nichts“, glaubt der Fehmaraner. Wenn man die Umweltproblematiken wirklich angehen wolle, brauche es strengere Maßnahmen.

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Aber schlussendlich hofft er vor allem auf die Einsicht der Menschen. Neben der Aalfischerei ist der Seefahrer auch im Tourismus tätig, nimmt also Urlauber mit zum Fischer auf die Ostsee. Dabei komme man unweigerlich auf den Klimawandel zu sprechen.

Düstere Aussichten für die Ostsee

Der Fischer hat vor allem eines festgestellt: „Es herrscht unheimliches Unwissen über die Zusammenhänge, die uns Menschen ausmachen, mit denen wir in der Natur leben müssen.“ Es werde viel zu wenig Aufklärung betrieben, um den Menschen klarzumachen, mit welcher Geschwindigkeit man auf die Katastrophe zusteuert.

„Wir verschieben das Problem immer in die nächste Generation“, fasst der Fischer zusammen. „Lässt uns die Natur überhaupt noch so viel Zeit?“ Wenn es so weitergeht wie bisher, ist die Antwort auf diese Frage wohl ein deutliches „Nein“.