Es ist die perfekte Jahreszeit: Wenn die Stürme über die Ostsee-Küste ziehen, das Wasser nur wenige Grad über Null misst und die Wellen das Sediment aufspülen, ist Carsten Gröhn in seinem Element.
Der pensionierte Biologielehrer ist passionierter Bernsteinsammler und seit Jahren weltweit aber auch an den Küsten von Nord- und Ostsee unterwegs, um das Gold der Meere aufzuspüren. Hier stößt er immer wieder auf überraschende Funde.
Ostsee: Als Bernsteinsammler an den Küsten unterwegs
An dem Tag, als seine Leidenschaft für die Steine aus fossilem Harz entflammte, kann sich Carsten Gröhn heute noch auf die Minute genau erinnern: „Das war der 17. Oktober 1989 um 10.20 Uhr. Das weiß ich deshalb so genau, weil wir im Urlaub waren und meine Frau Geburtstag hatte“.
Zuvor hatte das Ehepaar jahrelang intensiv Sport betrieben. Doch eine Bandscheibenoperation und Knieprobleme zwangen die beiden dazu, ihr Hobby aufzugeben. Und so machten sie sich auf die Suche nach einer neuen gemeinsamen Beschäftigung.
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In einem Örtchen auf dem dänischen Jütland entdeckte das Ehepaar Gröhn dann das Schaufenster eines Bernsteingeschäfts. „Ich entdeckte dort eine Mücke im Bernstein und meine Frau fand die Steine so toll. Wir haben uns gleich ganz viel erzählen lassen und eingekauft.“
Mehr als 10.000 Bernsteine in eigener Sammlung
Seither sammeln Carsten Gröhn und seine Frau Steine aus aller Welt. Mehr als 10.000 Stücke zählen sie bereits in ihrer privaten Sammlung.
„Ich bin Biologe und mich faszinieren vor allem die Insekten in den Bernsteinen. Die sogenannten Inklusen. Die sind hier im baltischen Bernstein bis zu 40 Millionen Jahre alt. Beim Myanmar-Bernstein sind die Einschlüsse sogar bis zu 100 Millionen Jahre alt – das ist die Kreidezeit, zu der Dinosaurier noch lebten.
Die Insekten sind so gut erhalten, dass man sie teilweise bis zur Art bestimmen kann – das ist für mich das Faszinierende daran“, erzählt Gröhn. Seine Frau wiederum stellt Schmuckstücke aus dem fossilen Harz her.
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Das ist die Ostsee:
- auch Baltisches Meer genannt
- die Ostsee ist das zweitgrößte Brackwassermeer der Erde
- die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 459 Meter tief
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Seinen bedeutendsten Fund hat Carsten Gröhn allerdings nicht an der Ostsee gemacht, sondern 1999 in einer Kiesgrube nördlich von Eberswalde in Brandenburg. „Das war ein seltener Käfer, der auch nach mir benannt ist. ‚Bolitobius groehni‘ heißt der. Das ist einer meiner wertvollsten Funde“, freut sich Gröhn.
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In entomologischen Bestimmungsbüchern trägt der wenige Millimeter große Kurzflügler nun seinen Namen. Mittlerweile sind sogar noch weitere Pflanzen- und Tierarten nach dem Biologen benannt.
Zum Bernsteinsammeln um die Welt
Für seine Passion hat Carsten Gröhn schon zahlreiche Länder bereist. In Costa Rica, der Schweiz, Madagascar, Rumänien, Polen oder der Ukraine begab er sich auf die Suche nach besonderen Bernsteinen. Doch immer wieder führt ihn sein Weg auch an die Ostsee.
Allerdings sind die Funde an den hiesigen Küsten stark zurückgegangen. „Das liegt an den veränderten Strömungsverhältnissen und Wattbedingungen. Und auch daran, dass wir keinen starken Frost mehr haben und das Wasser zu warm ist.
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Der Bernstein ist am leichtesten Wasser gegenüber bei vier Grad. Dann ist er so leicht, dass er mit der kleinsten Welle hin- und her und angespült wird. Und wenn das Wasser warm ist, liegt er fest am Grund und kommt nicht an die Küste“, erzählt der 72-Jährige.
Tipps für die Bernsteinsuche
Für angehende Bernsteinsammler hat der Experte einige Tipps parat: „Bei uns hier in der Lübecker Bucht und Richtung Dänemark hoch ist mittlerweile nur noch sehr wenig zu finden.“
Erfolgreicher seien die Chancen Richtung Darß, Rügen und Usedom – dort würden die Funde immer besser und größer. „Das liegt daran, dass der meiste Bernstein aus den Lagerstätten Polen und Russland kommt“, so Gröhn.
Auch das Wetter muss stimmen. Im Sommer habe man kaum eine Chance, etwas zu finden. „Das Wasser muss kalt sein und es muss vorher einen Sturm gegeben haben, der das Ganze aufgewühlt hat und den Bernstein freigelegt hat. Etwa einen halben Tag nach dem Sturm gibt es dann die besten Fundmöglichkeiten“, weiß Carsten Gröhn.
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Bis er seine nächste weitere Bernstein-Reise antreten kann, wird es wahrscheinlich noch etwas dauern. So lange die Beschränkungen gelten, ist Carsten Gröhn bevorzugt an den hiesigen Küsten und Kiesgruben unterwegs. Um einen besonderen Fund zu finden, benötigt es sowieso etwas Ausdauer.
„Nur etwa jeder hundertste Bernstein enthält eine Inkluse. Und jeder tausendste beinhaltet etwas sehr gut Erhaltenes. Aber es ist schon sehr mühsam, man muss dafür sehr, sehr viel sammeln.“
Mehr über Carsten Böhm und seine Stücke erfährst du >> hier auf seiner Webseite.