Nachdem die Wolf-Sichtung auf Norderney an der Nordsee bereits für Angst und Schrecken sorgt, scheint jetzt das nächste Wildtier für Tumult zu sorgen – und das auch an der Ostsee.
Der invasive Eindringling biss in der Vergangenheit schon Hunde tot – und macht sich jetzt auch noch an der Nordsee und Ostsee breit. Experten fordern eine Erweiterung des Jagdgesetzes. MOIN.DE sprach mit Experten.
Ostsee und Nordsee: Anpassung des Jagdgesetzes
Urlauber in Travemünde staunten nicht schlecht, als sie eine Nutria (Nagetier) gemütlich an der Ostsee herumspazieren sahen. Doch das süße Aussehen täuscht. In NRW griff eine Biberratte am Flussufer schon einmal einen Hund an und biss ihn tot, wie „t-online“ berichtete. Jetzt scheinen sich Nutria nun auch an der Westküste Schleswig-Holsteins auszubreiten.
Hier ist die Sorge vor allem bezüglich der Deichschäden groß, denn es gäbe bereits erste große Löcher in den Böschungen. „Wir wissen aus den Erfahrungen aus Niedersachen, dass mit vermehrtem Auftreten die Schäden entsprechend größer werden und zum Teil der ordnungsgemäße Wasserablauf gefährdet ist, aber auch der Küstenschutz irgendwann in Mitleidenschaft gezogen wird“, so Matthias Reimers, Geschäftsführer des Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen.
Für Reimers ist die Sache klar: Er fordert die Anpassung des Jagdgesetzes, damit sich die Tiere nicht noch weiter ausbreiten. Somit dürften auch Muttertiere bejagt werden, wie es in Niedersachen bereits der Fall ist. Lovis Kauertz, Vorsitzender des „Wildtierschutz Deutschland e.V“, hält davon rein gar nichts.
Ostsee und Nordsee: „Schublade Panikmache“
„Niemand muss sich Sorgen machen, wenn er einer Nutria begegnet. Nutria sind völlig harmlos, vorwiegend Pflanzenfresser“, versichert er gegenüber MOIN.DE. Für ihn zählt es „in die Schublade Panikmache“, dass Nutrias generell als aggressiv dargestellt würden. „Man sollte in der freien Natur, insbesondere dort, wo es Wildtiere gibt, seine Hunde immer angeleint mitführen. Dann gibt es auch keine Konfrontationen mit frei lebenden Tieren“, erklärt Kauertz.
Dass es gelegentlich Konflikte mit Nutrias im Bereich des Hochwasserschutzes oder in der Landwirtschaft gibt, verneint er nicht. Trotzdem befindet er „dieses Konfliktpotential in der Regel als völlig übertrieben“. Das Jagen der Nutria sei im Sinne des Grundgesetzes, in dem Tierschutz den gleichen Stellenwert wie etwa das Eigentum habe, nicht verhältnismäßig.
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„In aller Regel gibt es mildere Maßnahmen als das Töten dieser Tiere, um Schäden abzuwenden. Wir lehnen die allgemeine Jagd auf Nutria entschieden ab und beziehen uns rechtlich auf eine Stellungnahme der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht“, so Kauertz gegenüber MOIN.DE.