Heute ist es kaum noch vorstellbar, was in den 1990er-Jahren im Urlaubsparadies Sankt Peter-Ording geschah. Zahlreiche Kinder sind zwischen 1950 und 1980 zur Kur an die Nordsee geschickt worden. Doch was ihnen vor Ort angetan wurde, hat mit Erholung nichts zu tun.
Ganz im Gegenteil: Die Kinder sind in den Heimen in Sankt Peter-Ording auf grausame Weise misshandelt und gequält worden. Neun ehemalige Betroffene haben sich nun im Küstenort getroffen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen (MOIN.DE berichtete).
Sankt Peter-Ording: Schreckliche Erinnerungen
Dabei sind weitere, schreckliche Details ans Licht gekommen. Die sogenannten „Verschickungskinder“ sind bis heute von ihren Erlebnissen traumatisiert. Jörg Römer ist im Alter von fünf Jahren in den Küstenort gekommen.
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Dem Haus, in dem er damals wohnte, kann er sich kaum nähern. „Er braucht mindestens eine Düne zwischen sich und dem Gebäude“, heißt es im Schleswig-Holstein Magazin, das ihn begleitet hat.
Seine Zeit in dem Heim ist ihm immer noch präsent. Er habe nie das Essen bei sich behalten können und jede Nacht erbrochen, erzählt er. „Ich habe in meinem Erbrochenen gelegen, ich wurde hier gequält“, fügt er hinzu.
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Sankt Peter-Ording: Gefälschte Briefe für die Eltern
Die Betreuer haben damals fingierte Briefe an die Eltern geschickt, in denen zu lesen war, dass es den Kindern gut gehe. Lediglich über ein paar Bilder, die Jörg Römer damals malte, versuchte er, seine Eltern auf sein furchtbares Schicksal aufmerksam zu machen.
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Das ist Sankt Peter-Ording:
- Der Küstenort Sankt Peter-Ording liegt im Südwesten der Halbinsel Eiderstedt in Schleswig-Holstein.
- Sankt Peter-Ording ist in vier Ortsteile gegliedert: Böhl, Bad, Dorf (Süd) und Ording. Dort leben insgesamt 3.997 Menschen.
- Nach den Übernachtungszahlen ist Sankt Peter-Ording in Schleswig-Holstein das führende Seebad auf dem Festland. 2019 zählte der Küstenort 1.617.211 touristische Übernachtungen.
- Sankt Peter-Ording hat als einziges deutsches Seebad eine eigene Schwefelquelle und trägt daher die Bezeichnung „Nordseeheil- und Schwefelbad“.
- Bekannt ist der Küstenort auch für seine Pfahlbauten am Strand.
- Von 1994 bis 1997 wurde in Sankt Peter-Ording die ARD-Serie „Gegen den Wind“ produziert.
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Aber: „Als Kind ist man in einer schwachen Position.“ Weder konnte er damals schreiben, noch habe man seinen Erzählungen über die Zeit im Heim Glauben geschenkt.
Sankt Peter-Ording: Betroffene treffen sich im Küstenort
Stefen Braunisch geht es ähnlich. Er war als Kind vier Wochen in Sankt Peter-Ording. „Man wurde dann gemästet, bis ich es wieder hochgewürgt habe“, erinnert er sich. Anschließend habe man ihn gezwungen, „das Erbrochene wieder aufzuessen“, erzählt er im Schleswig-Holstein Magazin.
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Für viele der Betroffene ist es das erste Mal, dass sie so offen über ihr Schicksal sprechen. „Ein Meilenstein“, findet Jörg Römer. Nach und nach setzte bei ihm das Bewusstsein ein, dass ihm niemand mehr wehtun wolle.
„Ein hervorragender Abschluss, mit den Mit-Betroffenen hier zu sein“, so Stefan Braunisch, der sich in eine klassische Psychotherapie begeben will.
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Mit einer Ausstellung in Sankt Peter-Ording wollen die Verschickungsinder dafür sorgen, dass das Thema weiterhin in der Öffentlichkeit bleibt – und anderen Betroffenen Mut machen, sich ihnen anzuschließen. (lh)