Ab welchem Punkt kann man von zu viel Tourismus sprechen? Diese Frage ist spätestens seit den Corona-Sommern ein großes Thema für viele Anwohner, Beschäftigte und Besucher der deutschen Küstenregionen. Auch auf Sylt nimmt die Diskussion über den Ansturm auf die Insel kein Ende.
Nun hat das Thema noch einmal besonders Fahrt aufgenommen. Denn: Mehrere Insulaner haben sich mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit gewandt. In einem Brief kritisieren sie eine Aussage, die Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) vor einiger Zeit getätigt hat. Diese sorgt auf Sylt nämlich für mächtig Gegenwind.
Sylt: „Wie bitte?“
Bereits vor einigen Wochen hatte der Minister angekündigt, in Schleswig-Holstein müsse weiter Werbung für die Akzeptanz des Tourismus gemacht werden.
Eine Ansage, die so manch einen Küstenbewohner wütend macht. „Wie bitte? Wir akzeptieren den Tourismus seit mehr als 100 Jahren. Und gerne möchten wir dies auch weiterhin“, heißt es dazu in einem Leserbrief an den „SHZ“, den das Bürgernetzwerk „Merrets reicht’s“ eingereicht hat.
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Doch es gebe auch Grenzen, schreiben die Autoren mit Nachdruck. „Die Bewohner der Küste haben ihre Belastungsgrenze erreicht.“ Das gelte auch für die Natur und die Verkehrsinfrastruktur.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
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Sylt: Anwohner kritisieren Flächenverkauf
Desweiteren wird der Verkauf von Immobilien und Flächen für große Bauprojekte an Investoren kritisiert. „Den Preis zahlen wir Menschen an der Küste, weil die steigenden Immobilienpreise uns aus unserer Heimat vertreiben“, heißt es im „SHZ“.
„Der Verlust von Dauerwohnraum zerstört eine funktionierende Einwohnergemeinschaft, und Herr Buchholz müsste wissen, dass diese eine große Gefährdung unserer funktionierenden Tourismusgesellschaft mit sich bringt“, machen die Anwohner deutlich.
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Es ist ein lange schwellender Konflikt, der die Insel-Bewohner beschäftigt und für den es kurzfristig vorerst keine Lösung geben wird. Aktuell sorgt zum Beispiel ein großes Bauprojekt im Norden der Insel für mächtig Wirbel. Mehr dazu kannst du >> hier nachlesen.
Wichtig für den Frieden auf Sylt ist in jedem Fall, dass alle Parteien im Gespräch bleiben. (mik)