Es sind seltsame Zeiten, gerade. Es wirkt, als müssten die Menschen noch üben, wie man mit solchen Extremsituationen wie der Corona-Pandemie und dem Teil-Lockdown umgeht. Auch auf Sylt.
Während sich in Bus und Bahn kaum jemand traut, Maskenmuffel anzusprechen, obwohl sie viele Menschen auf engem Raum gefährden, hat jeder eine lautstarke Meinung zu Menschen, die scheinbar ohne triftigen Grund auf Sylt unterwegs sind.
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Sylt: Streit um kritische Facebook-Kommentare
Das fiel auch einer Frau auf, die eine Sylt-Facebookgruppe mitbetreut. Mit deutlichen Worten wandte sie sich jetzt an die Gruppenmitglieder im Internet.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
- Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
- Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen
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„Ich möchte noch einmal alle Moralapostel, Hinweiser und Besserwisser daran erinnern, dass auf dieser wunderschönen Insel Sylt Menschen wohnen und auch arbeiten. Diese auch einmal, aus welchen Gründen auch immer, die Insel verlassen müssen und auch wieder auf die Insel dürfen“, schreibt sie mit leicht ironischem Unterton.
Sylt: Hier leben und arbeiten auch im Winter Menschen
Denn wann immer in der Facebookgruppe zuletzt jemand Fotos von Sylt oder dem Weg nach Sylt teilte, kamen sofort zahllose Kommentare, die auf Lockdown und Beherbergungsverbot hinwiesen, ohne dass die Verfasser die Umstände der Fotografierenden kannten.
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„Insulaner, welche uns hier mit aktuellen Fotos versorgen wollen, werden angepampt, Arbeiter werden auf das Beherbergungsverbot hingewiesen, oder Zweitwohnungsbesitzer neidisch angezickt. Jetzt mal ehrlich, muss das sein?“, fragt die Frau verständnislos.
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Sylt: Einfach über schöne Bilder freuen
„Wenn ein Video vom Autozug gepostet wird und genau eine Minute später müssen wir schon Klugschwätzer-Kommentare löschen, reicht’s langsam“, sagt sie. „Genießt einfach die Bilder. Seid dankbar für die Mühe, die sich jeder hier macht.“
Denn gerade jetzt, wo das Reisen ja tatsächlich wegfällt, kann man sich doch freuen, wenn einen schöne Fotos nochmal mental auf die Lieblingsinsel entführen.“
Sylt: Erleichterung über klare Ansage
Die anderen Mitglieder der Sylt-Gruppe stimmen ihr voll und ganz zu – zumindest die meisten. „Ich erfreue mich an jedem Bild und den wunderschönen Aufnahmen. Wir machen alle zur Zeit besonders schwere Zeiten durch…“, schreibt eine Nutzerin. Sie wünscht sich: „Respektvoller Umgang miteinander und sich auch an kleinen Dingen erfreuen und für andere Dinge, die man vielleicht sonst immer als selbstverständlich angesehen hat, dankbar sein.“
„Endlich mal klare Worte, das kann man ja nicht mehr ertragen“, lobt ein Mann. „Absolut richtig, guter Kommentar. Bei sehr vielen Menschen ist es halt wichtig, über alles zu meckern und zu nörgeln“, stimmt ein anderer zu.
Es gibt aber auch Kritiker des Aufrufs. Eine Frau schreibt beispielsweise: „Es weiß doch niemand, wer auf Sylt lebt oder arbeitet. Da können die Leute doch mal fragen. Ist doch nicht schlimm. Ich fand eher den Gegenwind sehr unfreundlich!“ (wt)