Umstrittene Bauprojekte gibt es auf der Insel Sylt gefühlt wie Sand am Meer der Nordsee. Eines, das die Emotionen hochkochen lässt, ist der Dünenpark in List. Eine große Wohn- und Ferienanlage, die zwischen den Dünen entstehen soll.
Auch wenn hier Dauerwohnraum für Einheimische entsteht, ist vielen das Großprojekt auf Sylt dennoch zu wuchtig. Und dass dazu noch Ferienwohnungen entstehen sollen, passt einigen überhaupt nicht. Das Argument: Wohnungen für Feriengäste gebe es schon genug.
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Sylt: Investor will Schwimmhalle sanieren
Auf der anderen Seite stehen die Investoren und geben zu bedenken: Ohne die profitablen Ferienwohnungen ließe sich der zum Teil preislich gedämpfte Dauerwohnraum für Einheimische überhaupt nicht finanzieren. Dieser könne nur gebaut werden, wenn es auch Ferienwohnungen gibt. Ein Kompromiss also.
Und es ist nicht der einzige Deal. Die Gemeinde List verfügt nämlich über eine geschlossene, sanierungsbedürftige Schwimmhalle, in der die Insulaner gerne wieder ihre Bahnen ziehen würden. Das kostet mehrere Millionen – und eben die sollen auch von der DSK-BIG kommen.
Ein Vertrag darüber wurde jedoch nie geschlossen. Und so kam es, dass einigen Teilnehmern in der Gemeindevertretung von List auf Sylt kürzlich die Kinnlade runterklappte. Der Grund: Plötzlich tauchte ein Beschlussvorschlag auf der Tagesordnung auf, dass jetzt doch die Gemeinde einen Großteil der Sanierungskosten tragen solle. Knapp 3,4 Millionen Euro.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
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Sylt: Hektische Abstimmung hätte nicht sein müssen
Wie kann das sein? Zum Einen, weil die Gemeinde Fördergelder abstauben möchte. Und zum anderen, weil die Zeit für deren Beantragung angeblich drängte. Von Rolf Bünte von den Grünen heißt es:
„Wie im Laufe der Sitzung dargelegt, wurde, könne die Gemeinde den quasi schon zugesicherten Bundeszuschuss von 900.000 Euro nur erhalten, wenn sie das Geld für die Sanierung des Bades in die Hand nähme. Sie müsse also 3,4 Millionen Euro in den Haushalt einstellen. Und zwar unverzüglich.“
Laut des Bürgermeisters würde die Einreichungsfrist einen Tag später ablaufen, die 900.000 Euro wären futsch. Für die Grünen unverständlich: „Hoppla, es war nicht eher aufgefallen, dass so ein weitreichender Beschluss gefällt werden muss? War eine Einberufung des Finanzausschuss mit einer ausführlichen Beratung zu dem wichtigen Thema vorab nicht möglich?“
Letztlich wurde der Beschluss für das Ausgeben der 3,4 Millionen Euro am selben Tag mit 7 zu 2 Stimmen durchgepeitscht. Wenig später stellte sich dann aber raus: Eine Deadline zum 1.12. für die Beantragung der Fördergelder gab es überhaupt nicht!
„Wie hätten die Gemeindevertreter wohl gestimmt, wenn ihnen dies bekannt gewesen wäre?“, fragt Rolf Bünte.
Sylt: Bürgerinitiative misstraut Investor
Ändern lässt sich an dem Beschluss aber nun nichts mehr. Die Gemeinde List wird also überraschend mal eben 3,4 Millionen Euro los und dafür hoffentlich 900.000 Euro Zuschuss bekommen.
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Und was ist mit dem Investor, der die Millionen für das denkmalgeschützte Schwimmbad ursprünglich aufbringen wollte? Auf den hoffen nun erst recht alle Beteiligten. Aber mehr als das können sie nicht tun, weil es keinen Vertrag gibt. Von der kritischen Bürgerinitiative Merret Reicht‘s heißt es:
„Es gibt keine Absicherung. Die Gemeinde ist jetzt darauf angewiesen, dass sich der Investor Weinstock an seine Zusagen gebunden fühlt. Darauf kann man sich auf Sylt nicht immer verlassen.“ Die Keitumer Therme lasse grüßen.
Auch, dass CDU-Bürgermeister Ronald Benck an das Gottvertrauen der Gemeinde appellierte, wird kritisiert: „Eine Hauruckaktion, für die ausgerechnet Gott angerufen werden muss, wirkt nicht sehr vertrauenserweckend. Man möchte eher sagen: hatten wir es nicht geahnt…“