Das Leben auf der Nordsee-Insel Sylt ist nicht mehr dasselbe wie früher. Insulaner fühlen sich „verdrängt“, viele von ihnen finden keine bezahlbaren Wohnungen – weil fast nur noch für Touristen gebaut wird. Viele Einheimischen verlassen deshalb sogar ihre geliebte Insel (wir berichteten).
Die Gemeinde Sylt fasste Mitte März dieses Jahres bereits einen historischen Beschluss: Es dürfen keine neuen Ferienwohnungen mehr gebaut werden. Und jetzt wollen weitere Gemeinden auf der Insel ebenfalls die Notbremse ziehen! Doch das kommt laut viele Einheimischen „zu spät“ und sorgt für Kritik…
Sylt prescht vor – zu langsam?
Mit dem jüngst beschlossenen Beherbergungskonzept soll die Gesamtzahl der Gästebetten auf den Ist-Zustand begrenzt werden. Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel (parteilos), sagte gegenüber dem NDR: „Wir empfinden ja auf Sylt seit Jahren schon ein Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen. Mit dem heutigen Beschluss soll erreicht werden, dass wir wieder ins Gleichgewicht kommen.“
Der Bürgermeister erzählt weiter: „Dauerwohnen ist so wichtig, weil wir einfach Menschen hier vor Ort brauchen: In der Feuerwehr, in der Pflege, im Schichtdienst, die hier leben und arbeiten, damit wir eine lebendige Gesellschaft sind.“
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Das Beherbergungskonzept ist derzeit nur Thema in der Gemeinde Sylt, die den Zentralbereich der Insel umfasst. Vor wenigen Tagen entschied die Gemeinde Sylt, dass in Westerland, Keitum, Rantum und Morsum keine neue Ferienwohnungen gebaut werden dürfen. Andere Gemeinden wie Kampen, List, Hörnum und Wenningstedt-Braderup prüfen nun, ob sie auch die Notbremse ziehen.
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Sylt: „Jahrzehntelang ignoriert“
Das Beherbergungskonzept lässt Einheimischen jubeln und gibt ihnen Hoffnung, dass sie künftig bezahlbare Wohnungen auf der Nordsee-Insel finden. Doch es gibt auch Kritik: „Die Natur und die Sylter wurden jahrzehntelang ignoriert. Die Schönen und Reichen werden auch hier Wege finden, die Vorschriften zu umgehen. Es ist ein Trauerspiel“, schreibt ein Mann auf Facebook.
Eine Frau findet: „Auf die Idee hätte man vor Jahren schon kommen können, vor dem wahnsinnigen Bau in List.“ Auf Sylt stehen rund 7.500 Ferienunterkünfte gerade einmal 11.000 Dauerwohnungen gegenüber.
Eine weitere Nordsee-Insel machte es offiziell und verbot neulich den Bau neuer Ferienwohnungen. >>> Hier erfährst du mehr!