Ein fürchterliches Unglück hat es am Donnerstag auf der Nordsee-Insel Sylt gegeben.
Dort kam ein Bademeister bei einem lebensrettenden Einsatz ums Leben. Die Leitstelle in Harrislee (nahe Flensburg) bestätigte auf Nachfrage von MOIN.DE den Vorfall auf Sylt. Der Mann war 47 Jahre alt.
Sylt: Frau gerät beim Baden in Not
Am Donnerstagnachmittag um 14.18 Uhr sei eine Frau in Wenningstedt beim Baden in Not geraten. Der Rettungsschwimmer habe ihr helfen wollen und sei dabei selbst in der Nordsee verunglückt, so der Sprecher der Leitstelle.
Als die Frau in Lebensgefahr geriet, seien vier Badegäste und zwei Rettungsschwimmer zur Hilfe geeilt. Die Frau konnte geborgen und in ein Krankenhaus geflogen werden. Für den Rettungschwimmer kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei hat die Ermittlungen übernommen.
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„Er galt als ein sehr erfahrener Schwimmer mit 20 Jahren Berufserfahrung, für den dieser Beruf eine Herzensangelegenheit war“, schreibt der Sylter Markus Gieppner in einem Beitrag. „Ich selber arbeitete mehrere Jahre in Wenningstedt und Westerland als Rettungsschwimmer und bin, wie alle derzeitigen wie auch ehemaligen Schwimmer, unendlich traurig. Es erinnert aber einmal mehr daran, dass unser Meer sehr tückisch sein kann. Dass hier doch nur wenig Unfälle passieren, ist eben ganz besonders den 80 Rettungsschwimmern zu verdanken.“
Am Freitagmorgen kam dann die traurige Nachricht, dass auch die ins Krankenhaus eingelieferte Frau es nicht geschafft hat und verstorben ist. Das teilte die Polizei mit.
Sylt: Flaggen am Strand sollen Unglücke verhindern
Wie konnte das passieren? Mehrere Beobachter geben auf Facebook an, dass sich Badegäste in einem Gebiet im Wasser aufgehalten hätten, wo das Schwimmen verboten gewesen wäre. Sie hätten das Unglück durch ihr leichtsinniges Verhalten provoziert, so der Vorwurf. Lars Lunk, der DLRG-Vorsitzende auf der Insel, bestätigt das: „Die Badende hat sich in einem Bereich aufgehalten, in dem sie sich aufgrund gefährlicher Strömungen nicht hätte aufhalten dürfen.“
Inzwischen steht fest, dass die gefährliche Unterströmung zu dem Badeunglück führte – ein häufig unterschätztes Phänomen. Wie aus dem Nichts kann die Strömung Badegäste erfassen und mitreißen (MOIN.DE berichtete schon über andere Fälle).
Dass auch der erfahrene Rettungsschwimmer nicht der Lage Herr wurde, wirft Fragen auf. Es könne sein, sagt Lunk, dass er während des Einsatzes sein Rettungsbrett an den Kopf bekommen habe. Warum die Rettungsleine, die bei Einsätzen dieser Art oft benutzt wird, nicht eingesetzt wurde, ist unklar.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
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In der Vergangenheit kam es im Norden deswegen immer wieder zu Einsätzen mit Windsurfern, Schwimmern mit Luftmatratzen, Schwimmtieren oder SUPs (>> hier mehr dazu).
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Leichtsinn der Badegäste wurde Rettungsschwimmer auf Sylt zum Verhängnis
Schon im vergangenen Jahr zog die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ein ernüchterndes Fazit. Oft würden Menschen zu sorglos ins Wasser gehen.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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„Die Ursachen sind wie so oft Leichtsinn, Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, eine zu hohe Risikobereitschaft und insbesondere das Schwimmen in unbewachten Gewässern“, warnte DLRG-Präsident Achim Haag.
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Im Jahr 2020 sind allein in Schleswig-Holstein 23 Menschen in Ostsee und Nordsee ertrunken. Das waren sieben mehr als noch 2019. Für das Jahr 2021 müssen nun leider zwei weitere Fälle in die Statistik aufgenommen werden. (mk)