Einen Sylt-Urlaub konnte sich Manfred D. aus Köln nie vorstellen. Wie so viele, die es noch nicht im Norden versucht haben. Die Vorurteile gegen die Insel kennt man: ein reiches, verwöhntes Publikum, dazu hohe Preise und im Sommer ist es durch den Tourismus stets voller Menschenmassen.
Für Manfred D. war die Sache klar: „Ich hatte vorab immer nur gehört und gelesen, dass Sylt sündhaft teuer ist und sich dort nur Snobs aufhalten mit ihren schicken Wagen und den dicken Scheinen im Portemonnaie. Dass man dort schon morgens Champagner trinkt zum Frühstück und es nur die Insel der Schönen und der Reichen ist.“
Sylt-Urlauber hat besondere Begegnungen
Seine Vorbehalte gegen die Nordsee-Insel seien enorm gewesen und bestätigten ihn in seinem Entschluss, niemals auf Sylt Urlaub zu machen. „Punkt – Ende – Aus!“
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
- Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
- Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen
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Dann jedoch gab es ein paar Erlebnisse in seinem Leben, die vieles änderten. Manchmal gebe gewisse Mauer und Grenzen, meint Manfred D. „Ich hatte auch schon – das muss ich leider zugeben – solche Barrieren im Kopf und wurde dann eines Besseren belehrt. Ein Kerl mit Tattoos und verrückten Klamotten kam in unser Haus, um das alte Schlafzimmer abzubauen und zu kaufen und ich hatte im Kopf ‚oh mein Gott – alle Wertsachen sofort verstecken.‛“
Dann entwickelte sich jedoch ein so inniges und unvergessenes Gespräch zwischen den beiden, sodass der Kölner auch danach noch mit dem Mann im Kontakt blieb.
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So kam es zum Sylt-Umdenken
Und es war nicht das einzige Erlebnis dieser Art. Er habe einst einen „Schnorrer“ vor einem Edeka Markt, der um einen Euro bettelte, schroff abgewiesen, weil er in Eile gewesen sei. Im Auto sitzend sagte Manfred D. dann zu sich selbst: „Was bist Du doch für ein arroganter Kerl“. Und so stieg er aus dem Wagen und lud den Mann zu einem Kaffee und Brötchen ein.
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Und auch da entwickelte sich ein langes interessantes Gespräch, in dem er viel über den „Schnorrer“ erfuhr und dieser auch mal auf der Sonnenseite des Lebens gewesen sei, ehe Alkohol und Schulden alles zunichte machten. „Wenn wir uns noch noch einmal treffen – dann gebe ich einen Kaffee aus“, seien seine Worte zum Ende gewesen.
Manfred D. setzt diese Erlebnisse in Einklang mit seiner Sylt-Abneigung. Denn auch die änderte sich eines Tages. Seine Frau habe ihn 2004 zum ersten kurzen Urlaub auf Sylt überredet. „Und schon die Überfahrt über den Hindenburgdamm verzauberte mich. Die Schafe auf dem Deich, die Kirche St. Severin, die weit hinten zu sehen war und die schönsten Wolken und den perfektesten Himmel, den ich jemals sehen durfte.“
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Der Urlaub selbst sei ein Traum gewesen und mit jedem Tag mehr wuchs seine Lieber zur Insel. Seitdem kommen die beiden jedes Jahr. Am Meer sitzend habe er erkannt, welch „Narr“ er gewesen sei:
„Niemals auf die anderen hören, wenn es um Meinungen und Bewertungen geht und auch niemals vom erstbesten Eindruck beeinflussen lassen. Vorurteile geschehen im Kopf und schaffen Barrieren. Gib allem und jedem eine Chance, denn man sieht nur mit dem Herzen gut“, sagt Manfred D. heute.
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Sylt-Urlauber gerührt von Antworten
Auf seine Geschichte hin erfährt der Kölner großen Zuspruch von Hunderten anderen Urlaubern und Einheimischen.
„Ich bin sehr berührt und beeindruckt, wie viele Mitglieder der Sylt-Gruppe mir auf alle drei persönlichen Posts geantwortet haben. Das zeigt doch, wie sehr die Menschen aktuell nach schönen oder emotionalen Geschichten ‚hungern‛, weil die aktuelle Weltlage eher grau und traurig und angsterfüllt ist“, sagt Manfred D. zu MOIN.DE.
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So berichtet eine Frau dem Urlauber aus NRW von einem ähnlichen Erlebnis: „Papa wollte auch nicht mit uns dort hin, als wir aus den USA in Deutschland auf Besuch waren. Ich musste ihm auch erklären, dass alles mehr als eine Seite hat. Meine Tante fährt seit Jahren mit der ganzen Familie hin. Beim nächsten Mal nehm ich Papa mit und er wird sehen, es ist nicht nur Schickimicki.“
Wie sich hieran wieder beweist: Sich selbst ein Bild machen, ist immer noch die beste Lösung. (rg)