Sylt steht seit Jahrzehnten für exklusive Urlaubstage, für Promi-Faktor, für Nordsee-Romantik mit Stil. Doch der Glanz scheint zu verblassen. In der Westerländer Innenstadt bleibt es leer, wo früher Trubel herrschte. Zwischen Boutiquen und Bistros herrscht Flaute. Frühling auf Sylt, aber die Straßen wirken wie im Winterschlaf.
Während andere Urlaubsorte investieren und mit neuen Konzepten Gäste locken, wartet Sylt auf den nächsten Boom. Doch der bleibt bislang aus.
Sylt: Leerstand, Tristesse, Frust
Laut dem „Sylter Spiegel“ schlägt die Mehrheit der Geschäftsleute Alarm: Zu wenig Besucher, zu wenig Leben. Fast 60 Prozent der befragten Unternehmen fordern mehr Veranstaltungen, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Impulse für die Innenstadt (MOIN.DE berichtete). Es fehlt an Ideen und an Angeboten abseits des klassischen Tourismus. Stattdessen dominieren Leerstand, triste Schaufenster und der Frust über steigende Preise.
Die Kritik kommt nicht nur aus dem Handel. Auch potenzielle Urlauber melden sich zu Wort. Auf Facebook häufen sich Kommentare, die vor allem eins betonen: Sylt sei zu teuer. Ein Nutzer schreibt: „Man muss mal überlegen, was man im Monat für Miete bezahlt, das soll man da für eine Woche bezahlen. Wahnsinn.“ Ein anderer ergänzt: „Wir wollten auch mal nach Sylt. Leider sind die Hotelpreise irre hoch. Wer Kunden möchte, sollte Angebote machen.“
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Zu elitär, zu exklusiv, zu wenig authentisch
Andere sehen vor allem ein Image-Problem: zu elitär, zu exklusiv, zu wenig authentisch. „Ich möchte nicht auf eine Insel mit Champagner-Image reisen, die ausschließlich von Tourismus lebt“, findet ein Kritiker. Auf Nachfrage von MOIN.DE antwortet die Gemeinde hinsichtlich des angeblichen Besucherrückganges: „Im Hinblick auf die touristische Hauptsaison auf der Insel Sylt gehen wir von einer stabilen Ergebnislage und damit ähnlichen Zahlen wie im Vorjahr aus.“
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Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sind nicht geplant. Man bleibe seiner Devise treu, heißt es: „Qualität vor Quantität bei angemessenen Preisen und zeitgemäße sowie den Gästen zugewandte Dienstleistung.“ Eine Steigerung der Besucherzahlen sei auch nicht vorgesehen: „Angesichts der erwarteten stabilen Übernachtungs- und Gästezahlen, trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist eine weitere Steigerung der Besucherfrequenz nicht im Sinne des Qualitätstourismus.“
Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst. Während Gäste Preisgrenzen erreicht sehen und Unternehmer eine neue Strategie fordern, bleibt die Inselverwaltung bei ihrem Kurs. Doch ohne sichtbare Veränderungen könnte der Insel ein langfristiger Bedeutungsverlust im deutschen Tourismus drohen. Wer sich auf früherem Glanz ausruht, riskiert, den Anschluss zu verlieren.