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Tchibo: Warum junge Leute den Konzern meiden – und sich selbst damit schaden

Tchibo ist aus den deutschen Innenstädten kaum mehr wegzudenken. Doch die Gänge füllen sich selten mit jüngeren Kunden. Wer zieht ihnen die Kundschaft weg?

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Das ist das Familienunternehmen Tchibo

Tchibo gehört zu den weltweit größten Kaffeeröstereien der Welt. Das ist die Geschichte des Familienunternehmens im kurzen Überblick.

Für viele hat Tchibo einen nostalgischen Charme – ein Laden, der sie seit Jahrzehnten begleitet. Doch das ist eben nicht bei allen so, einige haben gar keine Beziehung zu dem Hamburger Unternehmen, der Erfolg ist also gar nicht mehr so groß, wie er mal war – das könnte in Zukunft ein Problem werden…

Es ist ein früher Morgen in der Mönckebergstraße in Hamburg. Bereits kurz nach 9 Uhr stöbern die ersten Kunden im Tchibo. Es sind vor allem ältere Damen, die durch die Regale schlendern, sich die neuesten Kaffeekreationen ansehen oder nützliche Alltagsgadgets begutachten. „War schon immer mein Lieblingsladen“, sagt eine Frau lächelnd, als sie durch die Tür nach draußen tritt.

Tchibo: Desinteresse bei den Jüngeren

Jüngere Kundschaft in der Filiale? Fehlanzeige. An diesem Morgen verirren sich nur vereinzelt junge Leute in den Laden. „Ich kaufe das als Geschenk für meine Mutter“, erklärt eine junge Frau, die eine Tüte Kaffee in den Händen hält. „Früher war ich oft mit meiner Oma hier, aber allein gehe ich eigentlich nicht hin.“ Eine andere Kundin, Anfang 30, stimmt diesem zu. „Die Sachen hier sind zwar schön, aber die meisten nützlichen Gadgets bestelle ich inzwischen auf Temu, Shein oder Amazon. Bei Tchibo kostet so ein faltbares Sieb 10 Euro, auf Temu finde ich das für 3 Euro.“

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Damit hat sie nicht unrecht. Ein kurzer Preisvergleich zeigt, dass nahezu das gleiche Sieb auf der asiatischen Plattform tatsächlich nur 3 Euro kostet. Ein Schnäppchen, das viele in Versuchung führt. Doch dieser „billige Fang“ kann auch gefährlich sein. Experten der südkoreanischen Gesundheitsbehörde haben herausgefunden, dass „viele Produkte von Temu und Shein Giftstoffe enthalten, die die erlaubten Grenzwerte mitunter deutlich überschreiten“.

Zwar sind nicht alle Gadgets davon betroffen, aber Käufer müssen sich dieser Risiken bewusst sein. Trotz der möglichen Gesundheitsgefahren zieht der günstige Preis viele Menschen an – Temu ist längst eine echte Konkurrenz für Tchibo.

Tchibo unter Druck durch online Konkurrenz

Erst im vergangenen Jahr startete der chinesische Online-Shop „Temu“ sein Geschäft in Deutschland – trotz so kurzer Zeit eroberte das Unternehmen den Markt im Sturm. Laut einer aktuellen Statisa-Umfrage gab bereits jeder vierte Teilnehmer an, in den letzten 6 Monaten etwas bei Temu gekauft zu haben. Es scheint also wirklich ein ernstzunehmender Mitbewerber zu sein, der Tchibo zur ernsthaften Konkurrenz werden kann.


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Trotzdem bleibt eines klar: Tchibo wird bei der älteren Generation wohl immer einen nostalgischen Platz im Herzen haben – doch diese Generation kann nicht für immer einkaufen und das Unternehmen am Leben halten.

Bei den jüngeren punkten mittlerweile eher die massenhaften Online-Billigangebote – und das trotz des potenziellen Gesundheitsrisikos. Der Preis überzeugt eben doch am meisten und könnte es Tchibo somit schwer machen, sich langfristig mit seinen verhältnismäßig hohen Preisen gegen die Konkurrenz zu behaupten.