Geisterstadt – der allgemeinen Auffassung nach handelt es sich dabei um verlassene und vor langer Zeit aufgegebene Orte mit zerstörten Gebäuden, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Richtige Geisterstädte, wie es sie beispielsweise in den USA gibt, findet man in Deutschland kaum – auch wenn viele Orte vor allem im Osten von Deutschland immer weiter schrumpfen, weil ihre Einwohner in größere Städte ziehen oder sterben. Timmendorfer Strand als einen solchen Ort zu bezeichnen scheint hingehen absurd.
Doch gerade für die Einwohner des beschaulichen Küstenorts an der Ostsee scheint Timmendorfer Strand vor allem im Winter zu einem Geisterort zu mutieren. Nicht, weil die Menschen wegziehen oder Gebäude verfallen, sondern weil zahlreiche Wohnungen leer stehen und kaum eine Menschseele auf den Straßen unterwegs ist. Und das, obwohl Wohnungsnot herrscht.
Timmendorfer Strand steht leer
Ein wunder Punkt bei vielen Einwohnern. Zwar leben Haffkrug, Scharbeutz, Niendorf oder auch Timmendorfer Strand vom Tourismus, doch fehlt es vor allem vielen Fachkräften vor Ort an Wohnraum.
Es sei traurig, dass all diese Örtchen aufgrund der zahlreichen Ferienwohnungen, Urlaubsappartements und Wohnanlagen für Urlaubsgäste im Winter zu Geisterorten verkommen, beschwert sich ein Anwohner. „Weniger ist manchmal mehr und würde den Orten bestimmt ein wenig mehr Leben und Charme einhauchen.“
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Doch dass sich in Timmendorfer Strand und den anderen Orten entlang der Küste daran etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Ferienwohnungen in dieser Lage sind sehr lukrativ. Viel schlimmer als die vermieteten Appartements seien aber die vielen Häuser und Wohnungen, die nicht vermietet würden und lediglich als Wertanlage dienten.
„Ich denke da zum Beispiel an ein ca. 200 Quadratmeter großes Haus in allerbester Lage, wo fast das ganze Jahr die Jalousien runtergezogen sind, während andere einfach keine Bleibe finden“, erklärt eine Frau. So etwas wie „Dorfgemeinschaft“ gebe es deshalb auch kaum noch.
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Timmendorfer Strand: Ort der Ruhe
Doch nicht alle ärgern sich über den ungenutzten Wohnraum. Einige Urlauber zieht es gerade wegen der winterlichen Ruhe in den Ort. „Ich fühle mich pudelwohl und bin schon immer gerne in der dunklen Jahreszeit hergekommen“, erzählt ein Tourist. „Wer natürlich Trubel sucht, ist woanders besser aufgehoben.“
Auch viele Einheimische genießen die Ruhe nach dem turbulenten Sommer. Es sei ruhig und besinnlich. „Ich könnte auf den Trubel verzichten, ich genieße gerade dies Zeit mit wenig Touris“, schreibt eine Frau.
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Doch weder Urlauber noch Anwohner kann man es richtig recht machen, beschwert sich eine andere. „Im Sommer wird über überlaufene Orte hier oben geschimpft und im Winter über Geisterorte“, sagt sie.
„Was denn nun? Zu voll, zu leer, egal – auf alle Fälle können wir hier in Ruhe den Strand und den Ort genießen.“ Und dass um 18.00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt würden, sei ja auch ganz normal.
Ein Geisterort jedenfalls ist Timmendorfer Strand sicherlich nicht.