Er ist DER Kult-Händler der ZDF-Trödelsendung „Bares für Rares“. Seit 2013 bereits, also ab der ersten Episode, steht Walter Lehnertz, besser bekannt als 80-Euro-Waldi, im Händlerraum. Ein „Bares für Rares“ ohne Waldi? Unvorstellbar.
Doch der 58-Jährige ist weitaus mehr als nur „Bares für Rares“-Star. Waldi singt, Waldi hat einen Podcast, Waldi bekommt mit „Waldis Welt“ ab dem 20. April eine eigene Sendung im ZDF, und Waldi hat einen neuen Roman. „Mord am Schätztag“ so der Titel von Lehnertz‘ neuem Krimi spielt, wie könnte es anders sein, in einem Antiquitätengeschäft in der Eifel. Wir haben mit Waldi über sein neues Buch, anstrengende Kunden und „Bares für Rares“ gesprochen.
„Bares für Rares“: Waldi im Interview
DER WESTEN: Du bist Autor, Antiquitätenhändler, Sänger, „Bares für Rares“-Händler… hat deine Visitenkarte mittlerweile Din-A4-Format?
Waldi: Ich komme selbst nicht mehr klar. Und ich bekomme auch noch meine eigene Sendung, das hast du vergessen (lacht). Und mein Podcast … wir machen hier alles, was Spaß macht. Mir ist aber vor allem wichtig, dass die Leute Freude haben. Deswegen mache ich ja so viel Blödsinn.
Aber wie kriegst du das alles unter einen Hut? Der Tag in der Eifel hat ja auch nur 24 Stunden.
Ich bin schon etwas älter, da braucht man nicht mehr so viel Schlaf. Gestern habe ich beispielsweise noch bis halb drei nachts Spazierstöcke bemalt.
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Spazierstöcke?
Ja, ich will doch jetzt den Jakobsweg laufen. Und ich laufe doch nicht wie ein Rentner mit Walkingstöcken. Also habe ich mir zwei Besenstiele geholt und bemale die mit dem Weg, sodass ich die Stationen abhaken kann. Von Krekel bis Santiago.
Was bedeutet dir der Jakobsweg?
Nichts. Da war ein sehr kräftiger Wanderer bei mir im Laden. Der war sehr von sich überzeugt, hat mir erzählt, dass er den Jakobsweg läuft. Daraufhin habe ich ihm gesagt, wenn du das schaffst, schaff ich das auch. Jetzt muss ich ihn natürlich laufen.
Du hast einen neuen Roman geschrieben. Die Hauptfigur Siggi ist Antiquitätenhändler. Wie viel Waldi steckt in Siggi und andersherum?
Auch in meinem neuen Krimi ‚Mord am Schätztag‘ steckt jede Menge Waldi drin. Siggi bin natürlich ich. Der Rowohlt-Verlag wollte ursprünglich Waldi als Hauptfigur. Aber das konnte ich nicht machen. Es gibt ja einen Mord und dann kommt keiner mehr in die Eifel. Deswegen habe ich mir ein Pseudonym zugelegt.
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Dann ist dir, wie auch Siggi, bereits Ware mit fragwürdigem Hintergrund angedreht worden?
Nein, Gott sei Dank nicht. Die müsste ich auch direkt zurückgeben. Ich kaufe meist bei Leuten, bei denen ersichtlich ist, dass sie auch wirklich die rechtmäßigen Besitzer sind. Wenn fragwürdige Figuren in meinen Laden kommen, kaufe ich normalerweise gar nichts. Eben, um solchen Problemen vorzubeugen.
Da entwickelt man wahrscheinlich über die Jahre ein Näschen für?
Du siehst das oft schon an den Autos. Wenn die kurz davor sind auseinanderzufallen und die Besitzer stellen dir zehn Silberpötte auf den Tisch, dann stimmt da irgendwas nicht (lacht).
Du bist Siggi, haben die anderen Figuren im Roman auch reale Vorbilder?
Ja, ich kenne zum Beispiel einen Polizisten aus Köln, der mit seinen jungen Kollegen immer in die Eifel kommt, um Serpentinen zu fahren, und danach bei mir einen Kaffee zu trinken, der heißt im Krimi Gunnar.
Sind auch Kollegen von „Bares für Rares“ dabei?
Klar, der Kümmel ist mein Kunsthistoriker Anton.
Aber Horst ist nicht am Start?
Ne, der hat aber das Vorwort geschrieben. Aber irgendwann wird er auch einmal vorkommen. Als Superstar vielleicht.
Wir haben anfangs schon über deine ganzen Jobs gesprochen. Da fehlt doch nur noch eine Rolle im „Tatort“?
Ohja, ich wäre gern im „Tatort“ dabei. Am besten ein Kleinkrimineller mit einer guten Seite.
Das klingt nach einer Bewerbung an die ARD.
Naja, die haben ja ihre „Tatort“-Darsteller. Aber eine kleine Nebenrolle… Ich fahre ja auch gerne schnell, das ist mein größtes Laster, aber irgendwie bekomme ich es nicht in den Griff, also warum nicht Fluchtwagenfahrer. Da hätte ich Bock drauf.

Du bist seit 2013 bei „Bares für Rares“. Wie hast du dich über die Jahre verändert?
Das sagen zwar viele, aber ich glaube, bei mir ist es wirklich so. Ich habe mich nicht verändert. Ich habe früher schon meinen Blödsinn gemacht, und werde ihn auch weiter machen. Ein Einstellungskriterium war damals auch, dass die Sendung ehrlich sein muss. Ich wollte mich nie verstellen, um irgendjemandem besser zu gefallen. Das passiert auf keinen Fall, ich könnte mir selber nicht mehr ins Gesicht gucken.
Dann kommt es dir ja gelegen, dass es bei „Bares für Rares“ kein Drehbuch gibt.
Absolut, die können zwar Sachen herausschneiden, aber ich sag es so, wie es ist.
Was wird denn bei dir herausgeschnitten?
Wenn z.B. ein Verkäufer ein Wort nicht richtig ausspricht, wird das wiederholt, bis sie es richtig sagt.
Arroganz ist für mich wirklich das Schlimmste. Das hat man auch auf Usedom gemerkt, ich hatte da einen Wohltätigkeits-Termin. Manche Prominente haben dort nicht mal ein Foto gemacht. Das sind doch unsere Zuschauer, durch sie sind wir bekannt geworden. Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als solch arrogante Vögel.
Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wann bei dir der Ruhestand ansteht?
Ich mache das so lange, wie es geht. Bis ich umfalle. Solange ich noch laufen kann und klar in der Birne bin, mache ich weiter. Vielleicht wird es aber irgendwann einmal weniger. Ich nehme mir aber auch meine Auszeiten. Ich gehe gerne angeln, oder auch meine Kunst. Das brauche ich, um runterzukommen. Dann denkst du an nichts anderes mehr.