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FPÖ-Wahlsieg: Diese 5 Dinge wird sich die AfD von den Österreichern abschauen

Was kann die AfD aus dem Wahlsieg ihres österreichischen Vorbilds FPÖ lernen. Fünf Erkenntnisse für Weidel und Co. – und ihre Gegner.

FPÖ als großes Vorbild?
© IMAGO / Frank Ossenbrink, IMAGO / dts Nachrichtenagentur, IMAGO / Bernd Elmenthaler

Landtagswahlen im Osten: Warum die Jugend AfD wählt

Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hat die AfD bei den Erst- und Jungwählern besonders stark abgeschnitten. Woran das liegen könnte, erfährst du im Video.

Zum ersten Mal wurde die rechtsradikale FPÖ Wahlsiegerin bei den Nationalratswahlen in Österreich gewählt. Mit 29,2 Prozent stellt sie künftig die größte Fraktion im Parlament. Vermutlich wird ihr polarisierender Spitzenkandidat Herbert Kickl aber nicht neuer Bundeskanzler. Die Christ- und Sozialdemokraten (ÖVP und SPÖ) könnten eine Anti-Kickl-Mehrheit bilden und eventuell die liberalen NEOS noch ins Boot holen. Doch was kann die AfD aus all dem mitnehmen?

+++ Auch spannend: AfD zerfleischt sich nach Eklat selbst – „Ein Trauerspiel“ +++

Für die deutsche Rechtsaußen-Partei sind die österreichischen Nachbarn immer schon das große Vorbild gewesen. Die FPÖ ist erfolgreicher und war schon dreimal an einer Bundesregierung als Juniorpartner beteiligt. Es gibt einige Parallelen, aber auch Unterschiede.

Analyse: Was die AfD vom FPÖ-Erfolg lernen kann

Ein Blick auf die Befragungen der Wählerinnen und Wähler durch für das ORF gibt Aufschluss. In Deutschland gibt es ähnliche Ergebnisse nach den Wahlen durch anonymisierte Nachwahlbefragungen. Sie geben Aufschluss darüber, wer und warum eine Partei gewählt hat. Fünf Erkenntnisse, die auch für die Lage der AfD relevant sind.

FPÖ ist keine Männerpartei

Bei der Nationalratswahl wurde die FPÖ von beiden Geschlechtern fast gleichmäßig gewählt: 24 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer machten hier ihr Kreuz.

Die AfD ist noch eher eine Männerpartei. Bei der Bundestagswahl 2021 stimmten fast doppelt so viele Männer für sie als Frauen (13 zu 7,8 Prozent). Auch bei den jüngsten Landtagswahlen in Ostdeutschland bestätigte sich, dass die Partei vor allem bei jungen und mittelalten Männern überproportional Zustimmung erfährt.

Mittelalte Männer als Zielgruppe für Rechtsaußen

Doch auch wenn die FPÖ fast gleich von beiden Geschlechtern gewählt wurde, war sie besonders erfolgreich bei berufstätigen Männern bis 44. Hier kam sie bei der Nationalratswahl auf 36 Prozent. In dieser Altersgruppe geht es viel oft um Rollenkonflikte und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wer übernimmt welche Aufgaben in der Partnerschaft, wer verdient das Geld.

Die AfD versucht immer wieder das Thema Männlichkeit zu besetzen, ganz besonders mit Spitzenkandidat Maximilian Krah im EU-Wahlkampf. Diese Zielgruppe soll mit traditionelleren Rollen- und Familienbildern angesprochen werden. Der starke Versorger-Mann und die liebevolle und fürsorgliche Mutter als Ideal.

Arbeiterpartei gegen die „Eliten“

Nicht die SPÖ spricht mehr die Arbeiter an, sondern die FPÖ. Das zeigte sich zuletzt ebenso bei den ostdeutschen Landtagswahlen, in denen SPD und Linke in dieser Wählerschicht gegen AfD und BSW untergingen.

50 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter kreuzten FPÖ an sowie 47 Prozent der Erwerbstätigten ohne Matura, also ohne Abitur, Dagegen stimmten nur 15 Prozent der Österreicher mit Uni-Abschluss für die Kickl-Partei.

Daraus kann die FPÖ ihre elitenfeindliche Stimmung befeuern und vorgeben, für das wahre, das einfache Volk zu sprechen. Das Volk, das die Dinge noch bodenständig und vernünftig betrachtet und nicht wie die Elite gendert. Dass national statt global denkt.

AfD und FPÖ: Unzufriedene wählen rechtsradikal

Die FPÖ mobilisiert Frustwähler – und befeuert und verstärkt gleichzeitig auch über soziale Medien und durch Wahlpropaganda ihre düstere Weltsicht. 42 Prozent aller Österreicher, die meinen, dass das Land sich negativ entwickelt, wählten ÖVP. Weiter 44 Prozent aller, die unzufrieden mit der schwarz-grünen Bundesregierung waren – das erinnert an die Ampel-Wut in Deutschland. 45 Prozent der FPÖ-Wähler meinen gar, die Demokratie sei „nicht die beste Regierungsform“. Und für 39 Prozent ist die Teuerung, also die Inflation, ein wichtiges Thema.


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Auch die AfD bedient dieses Milieu der Schwarzmaler und Systemkritiker erfolgreich, besonders in Ostdeutschland und entwirft angesichts der Zuwanderung Untergangsszenarien fürs Land.

Immer noch Corona und das Kernthema

Auch nachdem die Corona-Pandemie überstanden ist, scheint der Streit über die Maßnahmen viele FPÖ-Wähler noch umzutreiben. 52 Prozent derjenigen, für die Corona noch immer ein großes Ding ist, wählten die Rechten.

Ansonsten holt die FPÖ diejenigen ab, für die Zuwanderung (46 Prozent) und Kriminalität und Terror (45 Prozent) bestimmende politische Themen sind. Hierbei wird manche Frage aufgebauscht.

Solche Angst-Wahlkämpfe, die bestehende Kriminalstatistiken noch schlimmer darstellen als sie sind, führt auch die AfD bereits erfolgreich. Bei Corona gelang der Partei eine Anschlussfähigkeit zur Querdenker-Bewegung.