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FDP-Abgeordnete zählt Lindner an: „Zu viel geduldet“

Ampel-Krise und FDP-Sturm: Es rumort bei den Liberalen. Bislang richtete sich die Kritik kaum gegen Parteiboss-Lindner. Nun doch?

FDP-Krise: Lindner
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Endlich mehr Netto: Hat Lindner sein Steuer-Versprechen an uns gebrochen?

Haben Lindner und die FDP ihr Versprechen eingehalten, die breite Mitte spürbar von Steuern zu entlasten? Finanzexperte Simon Neumann gab uns hierzu seine Einschätzungen.

Es ist erstaunlich: Trotz des Abstiegs der FDP scheint Christian Lindners Stellung nicht gefährdet. Während die Grünen-Chefs Omid Nouripour und Ricarda Lang nach den Wahldebakeln ihrer Partei in Ostdeutschland die Konsequenzen zogen, scheint der FDP-Boss über den Dingen zu schweben. Oder doch nicht mehr?

+++ Interessant: Strack-Zimmermann hat die Faxen dicke mit ihrer FDP: „Geblubber und Geraune“ +++

1,1 Prozent in Thüringen, 0,9 Prozent in Sachsen und sogar nur noch 0,8 Prozent in Brandenburg – die FDP ist in Ostdeutschland quasi tot. Bundesweit stehen die Liberalen in Umfragen lediglich bei 4 bis 3,5 Prozent – und wären damit erneut raus aus dem Bundestag.

FDP-Politikerin kritisiert ihre Parteiführung: „Muss neu verhandelt werden“

Wer ist schuld daran? Bisher schieben FDP-Größen wie Parteivize Wolfgang Kubicki oder Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der ungeliebten Ampel und vor allem dem grünen Koalitionspartner die Verantwortung zu. Man würde ja ganz anders regieren, wenn man nur könnte. Deswegen müsse man schnellsten raus aus diesem Bündnis, fordern jetzt immer mehr Stimmen in der zweiten und dritten Reihe der Partei (Kommentar: Die Nörgler-FDP: Lindners Truppe ist eine einzige Zumutung).

Doch was ist mit Parteichef und Finanzminister Christian Lindner? Die Bundestagsabgeordnete Katja Adler attackiert ihn nun öffentlich, wenn auch indirekt. Sie macht der Parteiführung schwere Vorwürfe.

„Die FDP hat in der Ampelkoalition zu viel linksgrüne Politik geduldet, wenn nicht gar mitgetragen, statt sie wirksam zu begrenzen. Dabei braucht es eine viel klarere wirtschaftsliberale inhaltliche Ausrichtung, die mit dem alleinigen Austritt aus der Ampel nicht automatisch zurückkehren würde. Sie muss aktiv und parteiintern neu verhandelt werden.“

FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Adler auf X

Die FDP-Spitze habe also zu viel linksgrüne Politik „geduldet“ und man müsse parteiintern die Ausrichtung „neu verhandeln“, so die Position der 50-jährigen Hessin. Ganz offenkundig ist das gegen den Taktgeber der Partei, Christian Lindner, gerichtet.


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Kurios ist, dass linke Kräfte in der Grünen Jugend, aber auch in der SPD, eine völlig andere Sichtweise auf die Koalition haben. Dass die Ampel mit Finanzminister Lindner tatsächlich bislang eine linksgrüne Agenda verfolgt hat, dürfte eine exklusive Meinung innerhalb gewisser FDP-Kreise sein.

Es ist das Dilemma dieser Ampel: Die zu unterschiedlichen politischen Weltanschauungen der Akteure und die fehlende Bereitschaft, eigene ideologische Ansätze zu hinterfragen.