Mit einer Erkältung den Arzt anrufen, um eine Krankschreibung zu kriegen, ohne sich dafür untersuchen zu lassen? Das ist seit der Corona-Pandemie ein gängiger Weg. Doch nicht mehr lange. Finanzminister Christian Lindner (FDP) möchte die telefonische Krankschreibung abschaffen.
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Seine Begründung: Unternehmen müssten höhere Krankenstände verschmerzen. Doch der Vorschlag zur Abschaffung stößt auf Widerspruch. Eine Ärztin findet besonders klare Worte.
Telefon-Krankschreibung vor dem Aus?
Die Landärztin und Autorin Ulrike Koock schreibt auf X zu Lindners Vorhaben: „Ich wünsche Herrn Lindner, dass er einmal für 3h bei seiner Hausarztpraxis im Wartezimmer sitzen muss, weil er aufgrund einer Erkältung eigentlich nur eine Krankmeldung braucht. Aber so von der Realität abgehobene Menschen wie er kennen nicht die Probleme von Normalos.“
Auch Markus Beier, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, kritisierte Lindners Vorschlag. Der Erfahrung des Verbands nach könne man nicht bestätigen, dass die telefonische Krankmeldung ausgenutzt werde, um sich „damit einen schlanken Fuß zu machen“, sagte Beier der dpa.
Im Gegenteil würde die Telefon-Krankschreibung „unsere Praxen wie auch unsere Patientinnen und Patienten gerade in den extremen Infektmonaten“ entlasten. Sie sei außerdem „eine der wenigen politischen Maßnahmen, die aktuell wirklich Bürokratie reduziert“.
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Noch am 25. Mai dieses Jahres schrieb die Bundesregierung auf ihrer Website über die Telefon-Krankschreibung: „Wer leicht erkrankt ist, kann sich telefonisch krankschreiben lassen. (…) Das senkt für andere Patienten die Gefahr, sich im Wartezimmer mit Infekten anzustecken, entlastet Praxen und Erkrankte.“
Lindners Vorschlag stößt auf Widerstand
Lindners Forderung nach einer Abschaffung der Regelung gründet sich auf die tatsächlich gestiegene Anzahl der Krankschreibungen. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie bekannt gab, mussten Arbeitgeber 2023 eine Rekordsumme für Lohnfortzahlungen für krankgemeldete Angestellte ausgeben. Insgesamt 76,6 Milliarden Euro.
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Lindner sieht „eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war“, sagte er.