Seit drei Jahren ist Mohammed ben Sulayem Präsident des Motorsport-Weltverbandes. Seither wird das Murren hinter den Kulissen immer lauter. Vor allem sein autokratischer Führungsstil sorgt immer mehr für Ärger. Bei Fahrern, Teams und Fans der Formel 1 und anderen Rennserien, aber auch innerhalb der FIA.
Nun folgt der große Knall. Nach einem erneuten Eklat wird ben Sulayem nun vom britischen Motorsportverband öffentlich heftig attackiert. Kurz vor dem Saisonstart in der Formel 1 liegen die Nerven blank.
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„Ich werden ein nicht eingreifender Präsident sein“, hatte der 63-Jährige bei seiner Wahl zum obersten FIA-Chef versprochen. Inzwischen hat niemand mehr Zweifel: Das war schon damals bewusst gelogen. Auf allen Ebenen greift ben Sulayem ein, kumuliert Macht, setzt seine Regeln durch und nimmt dabei keine Rücksicht auf Verluste. Beim Eklat um das Fluch-Verbot in der F1 brachte er alle Fahrer und Fans gegen sich auf (hier die Details). Auch eine radikale Umstrukturierung der FIA-Führungsebene sorgte für Ärger. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.
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Kürzlich schloss er zwei hochrangige Funktionäre vom Treffen des Motorsport-Weltrats aus. Sie hatten sich geweigert, eine neue, verschärfte Verschwiegenheits-Vereinbarung zu unterschreiben (hier mehr). Einer von ihnen, ein Ex-Teamchef und heutiger Vorsitzende des britischen Motorsportverbandes, geht nun knallhart in die Offensive.
Brandbrief gegen Mohammed ben Sulayem
In einem öffentlichen Brandbrief greift David Richards Mohammed ben Sulayem jetzt persönlich an. „Ich mache mir seit einiger Zeit Sorgen über die Erosion der Rechenschaftspflicht und der guten Unternehmensführung innerhalb der FIA“, erklärt er – und wird noch viel deutlicher.
Er wirft ihm den Bruch von Wahlversprechen vor und sagt über seine bisherige Amtszeit: „Tatsächlich hat sich die Situation zunehmend verschlechtert. Medienberichte bestätigen dies: Zahlreiche hochrangige Mitglieder der FIA und ehrenamtliche Funktionäre wurden entweder entlassen oder sind unter undurchsichtigen Umständen zurückgetreten.
„Situation ist zunehmend beunruhigend geworden“
Richards weiter: „Darüber hinaus wurde der Handlungsspielraum des Prüfungs- und Ethikausschusses stark eingeschränkt und er ist nun nicht mehr unabhängig von der Autorität des Präsidenten. Unser britischer Vertreter, der bestimmte Angelegenheiten angefochten hatte, wurde zusammen mit dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses kurzerhand entlassen.“
„Die Situation ist zunehmend beunruhigend geworden und der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war, dass ich vor drei Wochen aufgefordert wurde, eine neue Vertraulichkeitsvereinbarung zu unterzeichnen, die ich als eine ‚Maulkorberlass‘ betrachtete.“
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„Unsere Anwälte von Motorsport UK haben zusammen mit unserem französischen Rechtsberater die FIA wegen ihrer Maßnahmen zur Rede gestellt, indem sie eine Reihe klarer Fragen dargelegt haben, die die FIA-Führung beantworten muss“, erklärt der 72-Jährige. „Es ist sehr enttäuschend, berichten zu müssen, dass wir noch immer keine Antwort erhalten haben. Wir haben der FIA mitgeteilt, dass wir weitere rechtliche Schritte einleiten werden, wenn sie die von uns angesprochenen Probleme nicht behebt.“